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Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Harvey
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hatte es ihr Spaß gemacht, ihm den Schwanz zu lutschen. Er hatte ihr einen Ring mit einem seltenen Opal geschenkt und gesagt, sie sei einsame Spitze.
     
    Er blickte hinüber zu Francesca. Sie schien mit dem Bischof von Las Vegas, der sich mit seiner langen schwarzen Soutane, der Purpurschärpe und dem dreieckigen Barett von den anderen abhob, ein amüsantes Gespräch zu führen. Da der Bischof die Trauungszeremonie persönlich vorzunehmen gedachte, wollte sich Fallon dementsprechend erkenntlich zeigen und der katholischen Schule ein neues Gebäude spendieren.
    Francesca war hochgewachsen, ihr kastanienfarbenes Haar leuchtete in der untergehenden Sonne. Francesca, der Mittelpunkt von Fallons Universum. Am Samstag, wenn sie Stephen Vandenberg III . heiratete, würde sie in den erlesenen Kreis der blaublütigen Gesellschaft Nevadas aufgenommen werden.
    Nachdem er das Wagon Wheel umgebaut und es unter dem neuen Namen Atlantis zum umsatzstärksten Casino-Hotel am Strip gemacht hatte, musste Fallon einsehen, dass Geld nicht alles bedeutete. Leute wie die Vandenbergs schauten hochnäsig auf Millionäre mit fragwürdigem familiären Hintergrund herab. Dies hatte Fallon klargemacht, dass man nur durch Heirat Aufnahme in ihre Kreise fand. Dann würden sie ihn akzeptieren, weil sie es mussten.
    Er hielt Ausschau nach seinem künftigen Schwiegersohn und entdeckte Stephen im Gespräch mit einem Richter am Obersten Gerichtshof. Ihren Gesten nach zu schließen ging es um Golf. Stephens Eltern glänzten durch Abwesenheit. Sie residierten auf einem prächtigen Landsitz in Carson City und hatten wegen bereits anderweitig getroffener Verabredungen abgesagt. Fallon nahm es gelassen hin. Ebenso gelassen nahm er es hin, dass sie gegen die Heirat waren. Verhindern konnten sie sie nicht.
    Vor sechs Jahren hatte Fallon einen Mordsschreck bekommen, als Francesca sich in einen professionellen Fallschirmspringer verliebt hatte. Atemlos hatte sie ihrem Vater gestanden, ihren
Traumpartner gefunden zu haben. Traumpartner! Der Mann war völlig mittellos und trat bei Flugschauen auf. Wenn es nicht zu dem tragischen Absturz gekommen wäre, hätte Fallon den jungen Mann für den Rest seines Lebens als »Sohn« bezeichnen müssen. Zum Glück hatte er für fünf Riesen eine Schere in den richtigen Händen auftreiben können.
    Francescas Trauer über den Tod des jungen Mannes hatte Michael aus der Fassung gebracht. Dass sie ihren Fallschirmspringer so geliebt hatte, war ihm unbegreiflich. Was ihm noch mehr Kummer bereitete, war ihr Schwur, sich nie wieder zu verlieben, drohte dies doch, seine Pläne zu durchkreuzen, Francesca zu verheiraten. Sie war seine Eintrittskarte in die Welt, der er unbedingt angehören wollte.
    Es war ein Segen, als es sich im Laufe der Zeit einrichten ließ, dass ihr der risikofreudige Kapitalist Stephen Vandenberg III . über den Weg lief und sie darüber ihren Fallschirmspringer vergessen, sich wieder verliebt hatte.
    Fallon überließ die kokette Blondine sich selbst und mischte sich wie ein Herrscher, der seine Untertanen begrüßt, unter die Gäste. Auch eine Reihe von Bodyguards war anwesend, was er Francesca verschwiegen hatte, weil er ihre Einstellung zu seinem übertriebenen Beschützersyndrom kannte. Vor Jahren hatte er so getan, als wollte er die Zügel lockerer lassen und ihr größere Freiheiten einräumen, in Wahrheit aber nur den Personenschutz in eine verdeckte Operation umgewandelt.
    Fallon wusste aus erster Hand, wie leicht es war, ein Baby zu entführen.
    Die letzten Sonnenstrahlen wärmten seine Schultern. Beim Weitergehen entdeckte er an einer der Freiluftbars Uri Edelstein im Gespräch mit dem Bürgermeister von Las Vegas, dessen Frau seinen langjährigen Weggefährten mit Blicken verschlang. Mit seinen siebenundfünfzig Jahren war Edelstein noch immer drahtig und mit seiner Hornbrille, die ihm einen
intellektuellen Anstrich gab, durchaus attraktiv. Da Uri die Frau des Bürgermeisters betont links liegen ließ, fragte sich Fallon, wie es wohl um das Sexleben des Freundes bestellt war. Nach so vielen Jahren noch immer mit ein und derselben Frau zusammen, wie hielt er das nur aus? Worin lag das Geheimnis? Frauen waren wie Glückskekse – man knackte sie, ohne zu wissen, was einen erwartete. Wer aber knackte einen Glückskeks
mehr als einmal?
    Michael war auf dem Dach der Welt angelangt. Oder fast. Die Hochzeit am Samstag würde das endgültig besiegeln. Solange nichts über seine Vergangenheit bekannt

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