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Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Harvey
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einer Wahrsagerin. Warum ist er hier?
    Er sieht gut aus. Ein mediterraner Typ. Vermutlich heißt er Carlo oder Dimitrios. »Geben Sie mir Ihre Hände«, sagt sie, und wenn allein seine Erscheinung und seine Nähe ein Prickeln in ihr ausgelöst haben, sind es jetzt auch seine Hände, die seine Heißblütigkeit auf sie übertragen. Sie spürt, dass sie beide aufeinander abfahren.
    Sie versucht, sich zu konzentrieren, aber der Unbekannte mit dem olivfarbenen Teint vereinnahmt sie mit seinen Rudolfo-Valentino-Augen.
    »Es ist warm hier, finden Sie nicht?«, fragt er mit südländischem Akzent.
    »Ja«, flüstert sie.
    Er legt sein Jackett ab, unter dem er ein Hemd mit offenem Kragen trägt. Dunkles Brusthaar kräuselt sich bis fast zum Halsansatz. Coco legt den dekorativen Zigeunerschal ab und spürt seine Blicke über ihre nackten Schultern und hinunter
zu ihrem Busen gleiten. Der auf Gummizug gearbeitete Ausschnitt ihrer Bauernbluse ist ziemlich tief hinuntergezogen, bestimmt kann der Fremde mehr als nur den Ansatz ihrer Brüste sehen.
    »Sie sind leidenschaftlich«, murmelt sie und empfängt klar und deutlich seine maskulinen Schwingungen.
    Seine Blicke tauchen in ihre, wandern dann über ihren Körper, ziehen sie förmlich aus, sehen ihre Nacktheit, verharren hier und dort, mit einer Intensität, die zu spüren ist.
    »Ich muss dich haben«, sagt er ohne Umschweife.
    Er steht auf, füllt das Zelt mit seiner Körpergröße und Überlegenheit aus. Coco zittert. Ehe sie sich’s versieht, wird er sie erobern. Werden sie es riskieren? Bei so vielen Leuten draußen auf dem Kirmesgelände, und jeden Moment kann einer reinkommen.
    Sie schert sich nicht darum. Erhebt sich und sinkt ihm in die Arme, verschmilzt mit ihnen, drückt ihren Mund auf seinen. Der nach Süden und Wein schmeckt. Er schiebt Tarotkarten und Kristallkugel beiseite und hebt Coco auf die Tischplatte, rafft den Zigeunerrock und drängt sich zwischen ihre Schenkel.
    »Warte«, sagt sie.
    Er wartet nicht. Er streift das Gummiband ihrer Bluse hinunter, legt ihre Brüste frei, streichelt sie, liebkost sie.
    Seine Küsse werden begehrlicher. Sein Glied presst sich an sie. Wie gut, dass sie auf den Slip verzichtet hat. Ihre Finger nesteln fiebrig am Reißverschluss seiner Hose. Sein Schwanz drängt heraus, ist nicht mehr zu besänftigen.
    Ihre Schenkel öffnen sich und laden ihn ein. Coco schlingt die Arme um seinen Nacken. Als sie sich küssen, öffnet sie die Augen.
    Sein dunkles Haar ist jetzt blond. Die getönte Haut weiß.
    Kenny!
     
    Und er sagt: »Da ist jemand an der Tür.«
    Coco reißt die Augen auf.
    Schlimm genug, dass sie auf ihn scharf war, musste er sich darüber hinaus auch noch in ihre Träumereien drängen? Verdammt nochmal, sie war auf der Suche nach einem Mann fürs Leben.
    Heute Vormittag, nach der Séance für Sissy Whitboro, hatte sie eine Stunde lang ihren Kristall beschworen, bis er schließlich mit einer Neuigkeit über ihre Seelenergänzung herausgerückt war. Die Feineinstellung auf die Welt der Geister hatte ergeben, dass dieser Seelenpartner nicht ausdrücklich weit gereist oder weltoffen war. Sondern
weise
.
    Nicht als Begriff hatte sich das ihr übermittelt, sondern als ein
Gefühl
, so als hätte Daisy eine weise alte Seele aufgefordert, durch Cocos Verstand zu spazieren, wie um zu sagen: »So jemanden suchst du. Einen wie mich.« Sean Connery, Mahatma Gandhi und Albert Einstein waren ihr eingefallen. Aber doch nicht Kenny.
    Obwohl sie beim Wegräumen des Kristalls wieder in ihre Phantasievorstellungen mit ihm verfallen war. Warum nur vermochte ihre Libido nicht mit der Geisterwelt Schritt zu halten?
    Beim zweiten Mal hörte sie das Klopfen, das sie aus ihrer Trance gerissen hatte.
    Vermutlich das Zimmermädchen.
    Aber es war Kenny, der da in der Mittagssonne vor ihr stand, in Shorts und einem hellen Safarihemd. Sosehr Coco sich freute, ihn zu sehen, war sie dennoch erschrocken. Merkte er, dass sie gerade lüsternen Gedanken um ihn nachgehangen hatte?
    »Ich möchte dir ein bisschen was von mir erzählen«, sagte er ernst. »Können wir uns irgendwo in Ruhe unterhalten?«
    Coco wollte schon nein sagen. Als sie dann aber einen winzigen
Klecks getrocknetes Eigelb auf seinem Hemd bemerkte, wurde sie weich. Kenny mochte sich alles merken, nur nicht, wohin er mit der Serviette sollte, wenn er ein gekochtes Ei aß.
    In The Village gab es ein entzückendes Café im Freien, wo man, neben einem plätschernden Springbrunnen, Kleinigkeiten

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