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Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Harvey
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Schildkröte. »Ist nicht wie in Afrika, oder?«, sagte Jack zu seinem Begleiter.
    »Nicht wie der Teil Afrikas, aus dem ich stamme«, antwortete
Zeb. Während er den Blick über die Wüste mit ihren farbigen Felsen unter dem azurblauen Himmel schweifen ließ, drängte sich die einzige Person in seine Gedanken, die zu verstehen schien, wenn er von Elfenbeinwilddieberei und den bedrohten Elefanten sprach. Vanessa Nichols. Die Frau, die ihn in unruhigen Träumen und schlaflosen Nächten heimsuchte.
    Hatte sie am Morgen mitbekommen, wie die Blondine ihn in der Voliere geküsst hatte? Wäre besser, wenn nicht. Wenn doch, dann hatte sie hoffentlich auch gehört, wie er zu der Blonden gesagt hatte: »War ein reizvolles Zwischenspiel, Schätzchen. Warum belassen wir es nicht dabei?« Zeb war nicht auf eine Beziehung aus. Hier und da ein One-Night-Stand, wie das in Ferienresorts und auf Kreuzfahrtschiffen gang und gäbe war, mehr nicht.
    Schon weil sein Herz einer anderen gehörte. Nicht aus freien Stücken. Er hatte Kenia mit dem Vorsatz verlassen, nie wieder eine Frau so zu lieben, wie er Miriam geliebt hatte. In den nachfolgenden Jahren war es zwar mehrmals fast dazu gekommen, aber um seiner selbst willen war er dann rasch weitergezogen; sein Herz war der Maßstab dafür, wie lange er es an einem Ort aushielt. Und jetzt schien sich ein erneuter Ortswechsel abzuzeichnen.
    Vanessa mit ihren großen, schräg stehenden Augen, den hohen Wangenknochen, den strahlend weißen Zähnen und derart sinnlichen Lippen, dass Zeb sich nichts sehnlicher wünschte, als sie inbrünstig zu küssen, glich einer dunkelhäutigen Prinzessin und erinnerte ihn an Afrika.
    Eine schmerzliche Erinnerung.
    Zebulon Armstrong, vormals weißer Jäger und jetzt in einem Resort in der kalifornischen Wüste angestellt, wo er sich um Vögel und Gäste kümmerte, wäre gern in seine Heimat zurückgekehrt. Den Fuß wieder auf die rote Erde Ostafrikas setzen, die dünne Luft auf dem Mount Kenia atmen, unter
seinesgleichen sein … ein Wunsch, der, wie es schien, nicht in Erfüllung gehen würde.
    Als er vor einem Jahr in The Grove anfing, hatte ihm die Arbeit Spaß gemacht, schon weil Vanessa für ihn Afrika symbolisierte und schöne Erinnerungen weckte. Jetzt aber wurden die Erinnerungen wie auch Vanessas Nähe qualvoll. Es wurde Zeit weiterzuziehen.
    »Sie ermitteln also in einem Mordfall, Mr.Burns?«
    Als Jack ihn überrascht ansah, erklärte Zeb: »Der Chef des Sicherheitsdienstes, Elias Salazar, hat es mir erzählt. Wir sind beide Baseball-Fans. Wir verfolgen die Ligaspiele und pflegen eine freundliche Rivalität, auch wenn ich seine Begeisterung für die Giants überhaupt nicht teilen kann. Interessieren Sie sich für Baseball, Mr.Burns?«
    »Ich hab es lieber, wenn’s beim Sport etwas schneller zugeht.«
    Zeb lachte. »Schon verstanden. Vielen Leuten erschließt sich der heimliche Charme von Baseball nicht.«
    »Und worin soll der liegen?«
    »Im Warten. Das Warten auf den nächsten großartigen Schlag. Das Vergnügen, Mr.Burns, liegt nicht in dem Vorgang, sondern in der Erwartung.«
    Jack sah ihn durchdringend an. Zebs Bemerkung hätte sich auch auf Sex beziehen können.
    »Und wie läuft Ihre Ermittlung so, Mr.Burns?«
    Die Frage erschien unverfänglich, aber Jack hatte den Eindruck, es handele sich nicht um eine unverfängliche Unterhaltung. Wenn er an den Mann dachte, den Abby ihm tags zuvor vorgestellt hatte, so wirkte der Chef des Sicherheitsdienstes abweisend und verschlossen. Abby hatte Jack außerdem Salazars völliges Stillschweigen zugesichert. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Mann einfach so Jacks Angelegenheiten herausplauderte.
     
    Steckte Abby hinter Zebs unauffälligen Fragen? Es wäre keine Überraschung. Sie wollte wissen, in welchem Mordfall er ermittelte, und vielleicht interessierte es sie sogar noch mehr, was er dabei herausgefunden hatte.
    »Es ist noch zu früh, um etwas Genaues zu sagen«, antwortete er, während er zu den Geiern hinaufblinzelte, die in der Luft kreisten. Ein Kadaver, irgendwo da draußen in der Wüste.
    Unvermittelt fing der Motor zu husten und zu bocken an. Der Jeep verlangsamte und blieb schließlich stehen. Mitten im Nirgendwo. »Was ist los?«, fragte Jack.
    Zeb kratzte sich den Schädel. »Hm. Ich werd mal nachsehen.« Er stieg aus, beugte sich über die rasch hochgebockte Kühlerhaube und machte sich am heißen Motor zu schaffen.
    »Stimmt was nicht?« Jack schaute ebenfalls unter die

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