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Wilder Wein

Wilder Wein

Titel: Wilder Wein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Oberinspektor Karl Rehbein, Amtmann Karl Rehbein hatte seiner Frau neun Jahre lang erzählt, mit welchen Summen er jeden Tag zu tun habe.
    »Mit Millionen, meine Liebe!«
    Die Millionen vergifteten Gehirn und Herz Ingrids. Mit wachsender Deutlichkeit trat das in Erscheinung, wenn Frau Rehbein ihren Gatten fragte, ob er ihr das Wirtschaftsgeld nicht um fünfzig Mark erhöhen könnte, und er ablehnte.
    Seine stereotype Gegenfrage in solchen Momenten pflegte zu lauten: »Hältst du mich für einen Millionär?«
    Und das neun Jahre lang!
    Am Tag der Scheidung schwor sich Ingrid Rehbein, überhaupt nicht mehr zu heiraten. Verhältnismäßig rasch schliff sich jedoch dieser Standpunkt ab, da von der eigenen Hände Arbeit zu leben keineswegs angenehm war, und so gelangte Ingrid Rehbein zu der Auffassung: Gegen einen Millionär hätte ich eigentlich gar nichts einzuwenden.
    So gestimmt, war sie einem reichen Winzer aus Wehlen begegnet, der von der Mosel nach Koblenz gekommen war, um ›Geschäftliches‹ zu erledigen. Der Mann hätte zwar leicht ihr Vater sein können, aber hatte nicht zum Beispiel auch die hochintelligente Jackie Kennedy mit ihrer Entscheidung für den alten Onassis der Welt gezeigt, daß es darauf nicht ankam?
    Oder die Begum?
    Soll ich dümmer als diese Frauen sein, fragte sich Ingrid Rehbein.
    Und so war sie der Einladung des Winzers nach Wehlen gefolgt. Doch dann, als sie die Doppelbetten erblickt hatte, fragte sie sich doch, ob sie sich auf dem richtigen Weg befand. In Koblenz hatte der Mann ihr nur immer die Hand gestreichelt, jetzt aber war mit einem Schlag klargeworden, daß sich das Tempo, das er vorzulegen gedachte, plötzlich enorm erhöhen würde.
    Warum nicht, seufzte Ingrid Rehbein leise, schließlich bin ich kein Kind mehr.
    Indes, so ganz schmeckte ihr die Sache, obwohl sie kein Kind mehr war, doch nicht.
    Sie fuhr fort, den Koffer zu leeren, ging dann ins Bad, duschte sich, kam ins Zimmer zurück und streckte die Hand nach dem Telefon auf dem Konsölchen aus.
    Sie zog die Hand wieder zurück. Im Selbstgespräch murmelte sie: »Ich rufe ihn später an. Erst will ich noch ein Stündchen schlafen.«
    Gesagt, getan. Nackt ließ sie sich auf ihr Bett fallen. Doch aus dem Stündchen wurde nur ein halbes, dann schrillte das Telefon.
    »Ja?« sagte sie verschlafen.
    Am Apparat war ihr Gastgeber, der leichte Verärgerung in seiner Stimme nicht unterdrücken konnte, als er fragte: »Warum meldest du dich nicht?«
    »Eben wollte ich anrufen, entschuldige.«
    »Du bist doch schon lange hier.«
    »Erst mußte ich auspacken, dann duschen, dann fielen mir die Augen zu, weil ich sehr müde war.«
    »Wovon denn?«
    »Wovon?«
    »Ja, hast du vergangene Nacht nicht geschlafen?«
    »Doch.«
    So muß er mir kommen, gleich zu Beginn, dachte sie, das schätze ich!
    »Wovon bist du dann müde?« fragte er noch einmal.
    »Na, von der Fahrerei. Eure Bimmelbahn ist ja nicht das Komfortabelste.«
    »Andere finden sie romantisch und sind begeistert von ihr.«
    »Ich nicht.«
    Nach einer kleinen Pause, die entstand, sagte er: »Mich hat Frau Wagner verständigt, daß du angekommen bist.«
    Sie antwortete: »Mich hat sie mit einem Doppelzimmer überrascht.«
    Er sagte: »Sie ist meine Vertraute und absolut diskret. Von ihr erfährt niemand was von uns beiden.«
    »Daran ist dir wohl gelegen?«
    »Dir doch vorläufig auch – oder nicht?«
    »Doch.«
    »Wann sehen wir uns?«
    »Das liegt bei dir.«
    »Ich schlage vor: zum Abendessen. Jetzt kann ich noch nicht weg, eine Schädlingsbekämpfungsbesprechung nimmt mich noch in Anspruch. Setz dich in die Nähe der Tür zur Bar, dort finde ich dich dann. Gegen sieben, ja?«
    »Ja.«
    Damit schien vorläufig alles gesagt zu sein, und beide legten auf.
    Kein besonders gutes Gespräch, dachte sie.
    Und er: Hätte besser laufen können.
    Bis zum Abendessen war es noch Zeit, und Ingrid Rehbein machte einen Spaziergang. Sie lief hinaus auf die Straße und heftete einen längeren Blick auf das Restaurant. Eine stattliche Liegenschaft. Auf dem Parkplatz standen aneinandergereiht die Autos. Alles Fahrzeuge von Gästen, die im ›Winzergold‹ ihre Zeche machten. Ingrid bemerkte es mit innerer Anerkennung.
    Ein Mann in der Uniform eines Eisenbahnbeamten kam ihr entgegen. In die Gegend zeigend, fragte sie ihn: »Wem gehört dieser Weinberg, bitte? Wissen Sie das?«
    »Welcher?«
    »Der größte.«
    »Dem Winzer Selzer.«
    »Und der kleinere?«
    »Auch dem.«
    »Und der dahinter?«
    »Der

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