Wilder Wein
weitem …«
»Ich hatte zu tun!«
»Herr Gollwitzer bestellte Ihnen meinen Dank dafür, daß Sie den Zwang Ihres Vaters, nur Wein trinken zu dürfen, von mir nahmen. Keine Reaktion von Ihnen, kein freundliches Wort.«
»Ach Gott, Herr Brühe, was soll ich dazu sagen? Ich kann doch nicht den ganzen Tag herumlaufen und freundliche Worte um mich werfen.«
»Es ist ja auch egal.«
»Nein, egal ist das nicht.«
»Warum soll das nicht egal sein? Wer bin ich denn schon für Sie?«
»Herr Brühe, was reden Sie denn da? Ich will nicht, daß ein solches Klima zwischen uns beiden herrscht.«
Er blickte sie zweifelnd an, brummte dann etwas Unverständliches vor sich hin und wollte sich wieder seiner Leinwand zuwenden.
»Fritz!«
Sein Pinsel, der schon erhoben war, sank wieder herab.
»Ja?«
»Fritz, Sie wollten mich doch auch malen, und ich glaube nicht, daß eine solche Stimmung zwischen uns der Qualität Ihrer Arbeit zuträglich wäre.«
Es vergingen ein paar Augenblicke, bis er sagte: »Soll … soll das heißen, daß ich Sie doch malen soll?«
»Ja, Fritz«, nickte sie.
»Aber Sie wollten das doch nicht.«
»Man kann seinen Standpunkt auch ändern – oder?«
Er blickte sie wieder zweifelnd an, schwieg.
»Oder wollen Sie mich nun nicht mehr malen, Fritz?«
»Natürlich!« stieß er fast böse hervor.
Sie lächelte. Dann lächelte auch er. Damit war ein neues Element in ihre Unterhaltung getreten.
»Wir können also«, sagte sie, »wenn Sie mit dem Weinberg fertig sind, mit meinem Porträt beginnen?«
»Ja.«
»Dann müssen Sie mir aber sagen, wie Sie mich als Modell wünschen – was ich anziehen soll usw., meine ich.«
»Am besten etwas ganz Einfaches, nur keine große Robe. Rock, Bluse – so wie jetzt. Das sehen wir dann schon.«
»Das Honorar –«
»Darüber müssen wir nicht reden«, unterbrach er sie. »Ich schenke Ihnen das Bild.«
»Nein!«
»Doch!«
»Hören Sie, Fritz, das wäre schön dumm von Ihnen. Ich selbst muß nämlich für das Honorar gar nicht aufkommen.«
»Wer dann? Ihr Vater? Hat er sich bereit erklärt, zu zahlen? Dann allerdings …«
»Nein, der nicht«, sagte Anne.
»Wer dann?«
»Herr Zumberg.«
»Herr …«
Fritz Brühe verstummte.
»Ach ja«, sagte er dann nur.
Anne bemerkte seine Enttäuschung und suchte ihm die Sache schmackhaft zu machen. Sie erwähnte den Reichtum Zumbergs und machte es dadurch nur noch schlimmer.
»Gucken Sie nicht so böse, Fritz«, sagte sie. »Langen Sie zu, der spürt's nicht. Fordern Sie ruhig das Drei- oder Vierfache Ihrer bisherigen –«
»Von dem will ich kein Geld haben!« schnitt er ihr das Wort ab.
Baß erstaunt über sein Verhalten antwortete sie: » Was wollen Sie von dem nicht?«
»Kein Geld!«
Sie schüttelte den Kopf.
»Warum nicht, um Himmels willen?«
»Anne«, zwang er sich zu erwidern, »wenn ich Ihnen das extra erklären muß, hat's keinen Zweck. Sie werden mich jedenfalls niemals soweit bringen, daß ich mich in den Sold des Herrn Zumberg begebe.«
»Wie war das?«
»Sie werden mich niemals soweit bringen, daß ich mich in den Sold des Herrn Zumberg begebe.«
»Großer Gott, wie redet ihr Männer oft daher!«
Er schwieg.
Sie betrachtete ihn, schüttelte wieder den Kopf.
»Ich verstehe Sie nicht, Fritz.«
In seinem Gesicht ging sichtlich ein Vorhang herunter.
»Das tut mir leid, Fräulein Selzer.«
»Wieso ›Fräulein Selzer‹? Warum nicht gleich wieder ›gnädiges Fräulein‹? Sie machen mich verrückt, Fritz!«
Er schwieg.
»Hören Sie, der hat's«, fing sie noch einmal an. »Den machen Sie nicht ärmer.«
»Das Thema ist für mich abgeschlossen.«
Ihr platzte der Kragen.
»Verdammt noch mal, dann eben nicht! Aber sind Sie sich im klaren, in welche Schwierigkeiten Sie mich damit bringen?«
»Sie?«
»Ja, mich! Wie soll ich ihm denn erklären, daß Sie mir das Bild schenken wollen? So sagten Sie doch? Verstehen Sie, er ist schließlich mein …«
Sie stockte und wußte nicht, warum.
»… mein Bräutigam«, zwang sie sich fortzufahren. »Auf welche Gedanken müßte er dadurch kommen?«
»Auf falsche.«
»Sicher, aber sagen Sie ihm das. Der Verdacht wäre jedenfalls da und würde mich belasten.«
»Anne«, erwiderte er, sich räuspernd, »tut mir leid, ich kann Ihnen nicht helfen, es bleibt dabei, ich will von dem kein Geld.«
»Sie sind ein Narr!«
»Meinetwegen.«
»Dann muß ich mir das Bild wohl aus dem Kopf schlagen?«
»Es gäbe nur einen Weg …«
»Welchen?«
»Sie
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