Wildes Begehren
wurde flau im Magen. Waren sie etwa hinter ihr her? Doch sie hatte den kleinen Panikknopf an ihrer Uhr bislang nicht gedrückt. Ohne Rücksicht darauf, dass die anderen es sehen könnten, warf er Elijah einen knappen, herrischen Blick zu.
Elijah wartete einen Herzschlag lang. Zwei. Er drehte sich um, schaute wie zufällig zur Tür und dann auf seine Armbanduhr. »Meine Cousine ist schon ziemlich lange fort.«
»Ihre Cousine?«, wiederholte Imelda, als ob sie Isabeau vergessen hätte.
Conner erkannte, dass es wahrscheinlich genauso war. Alles, was nicht direkt mit ihr zu tun hatte, kümmerte Imelda nicht. Ihre Welt war sehr klein und selbstzentriert.
»Ich will, dass sie sofort einer suchen geht«, sagte Elijah barsch.
Felipe drehte sich auf dem Absatz um und verschwand.
Imelda seufzte. »Das ist doch verrückt. Das Mädchen ist genauso wenig in Gefahr wie es hier Wanzen gibt. Schließlich ist sie bei meinem Großvater. Er wird darauf achten, dass ihr nichts geschieht.«
Ohne sich die Mühe zu machen, nach dem versteckten Hebel zu suchen, der die Abhörgeräte hervorkommen ließ, schlug Conner mit der Faust durch die Wandverkleidung. Es war wesentlich befriedigender und dramatischer, die makellose Wand einfach zu zertrümmern.
Entsetzt drehte sich Imelda um und sah Philip anklagend an. »Du erbärmlicher Verräter«, fauchte sie. »Wem wolltest du die Bänder geben? Der Polizei?«
»Die Polizei haben Sie doch sicher in der Tasche«, sagte Marcos, während er sich in einen Stuhl fallen ließ und eine Zigarre aus der Tasche zog. »Ich darf doch?«
Imelda holte tief Luft und rang um Fassung. »Ja, natürlich, Marcos. Nur zu«, sagte sie kühl. Philip würde ihr nicht entkommen. Er war schon so gut wie tot, und das musste ihm klar sein. Vielleicht beging er noch den Fehler, seine Sicherheitskräfte auf ihre zu hetzen, doch seine Leute waren Amateure, ihre dagegen kampferprobt. Außerdem hatte sie die Leoparden. Niemand sonst hatte welche … es sei denn … nachdenklich richtete sie die scharfen Augen auf diesen Leibwächter und betrachtete ihn genauer.
Conner erwiderte ihren Blick mit goldglühenden Raubtieraugen
und sah, wie sie die Luft anhielt, um ihre freudige Überraschung zu verbergen. Er ahnte, dass sich in ihrem Kopf die Gedanken überschlugen, während sie versuchte, die anderen einzuschätzen. Sie waren ähnlich gebaut und hatten die gleiche gefährliche Aura wie er. Wahrscheinlich ging Imelda davon aus, dass es bei den Leopardenmenschen eine Art Hierarchie gab und er Martin irgendwie überlegen war.
Schon mal etwas von Loyalität gehört? Conner empfand nichts als Verachtung für eine Frau, die nicht darauf kam, dass ein Leopard, der imstande war, das eigene Volk zu verraten, vermutlich keinerlei Skrupel hatte, auch seine Chefin zu hintergehen. Damit hätte sie doch rechnen müssen.
»Setz dich, Philip«, blaffte Imelda, nachdem sie den Blick von Conner losgerissen hatte. »Du gehst nirgendwohin, ehe wir das geklärt haben.«
»Ich hatte keine Ahnung von diesen Rekordern«, jammerte Philip. »Glaubst du, ich würde meinen Kopf riskieren? Wir haben uns doch immer hier getroffen. Und alles, was dich belastet, belastet auch mich. Du hast mehr gegen mich in der Hand als jeder andere auf der Welt. Was hätte ich denn davon, Imelda? Irgendjemand hat mir eine Falle gestellt.«
Philip log – er wusste von den Bändern, doch vielleicht war er wirklich ausgetrickst worden. Falls er nicht selbst darauf gekommen war, die Unterhaltungen mitzuschneiden – und er hatte Recht damit, was hätte es ihm gebracht -, war er von irgendjemandem dazu überredet worden. Von der Polizei? Gab es dort jemanden, der noch nicht von Imelda geschmiert wurde und heimlich hinter ihr her war? Conner bedachte diese Möglichkeit – ziemlich unwahrscheinlich. Zu
viele Offizielle standen auf ihrer Gehaltsliste, sie hätte Wind davon bekommen. Nein, es musste jemand anders sein.
»Irgendjemand hat mir eine Falle gestellt«, äffte Imelda Philip nach. »Erwartest du, dass ich dir das glaube?« Nun, da klar war, dass Marcos und Elijah nicht ihr die Schuld gaben, fand Imelda Spaß daran, wie Philip sich wand. Er liebte es, über andere Menschen zu herrschen. Es gefiel ihm, wenn sie ihn anflehten und alles taten, um ihm zu gefallen, sogar zu ihm hinkrochen und ihm die Füße küssten, während er damit drohte, sie zu bestrafen oder zu töten. Sie hatte es so oft mit angesehen.
Imelda musterte Philip mit einem kalten, amüsierten
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