Wildes Begehren
Oberkörpers zu übersehen.
»Du weißt, du müsstest ihn also trotzdem umbringen. Wenn ich mit dir ginge, würde ich ihn nicht retten, sondern nur kränken.« Isabeau neigte den Kopf und betrachtete Ottila über den Rand ihrer Tasse hinweg. »Ich liebe ihn.«
»Du wirst schon darüber hinwegkommen.« Ottila ließ sie nicht aus den Augen. »Wenn du freiwillig mitkommst, gebe ich dir etwas Zeit, ihn zu vergessen. Deine Katze wird dir helfen, mich zu akzeptieren.«
Isabeau konnte ihm ansehen, dass er überzeugt war, ihr damit weit entgegenzukommen. Ottila zu beschwichtigen und hinzuhalten, ohne einen heftigen Ausbruch zu provozieren, war ein beängstigender Drahtseilakt. Er hatte sich zu gut im Griff, und sie fürchtete sich vor ihm. Sie fuhr mit der Zungenspitze über ihre Unterlippe, stellte die Teetasse ab und ließ ihre Hände nach unten sinken, als wolle sie verbergen wie sehr sie zitterten. Ottila war ihr Beben sicher nicht entgangen – er war zu sehr auf sie konzentriert, um es zu übersehen -, und sie musste einen Weg finden, unter dem Kissen nachzusehen.
Er schüttelte den Kopf und war mit einem Sprung an
ihrer Seite. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich alle Waffen entfernt habe. Das Messer war auf der rechten Seite. Hältst du mich für blöd?« Seine Stimme hatte einen gereizten Unterton bekommen.
»Nein, aber ich habe große Angst«, gestand Isabeau, während sie ein wenig Abstand nahm und versuchte, die richtigen Worte zu finden.
Ottila packte sie beim Haar und hinderte sie daran, auch nur einen Zentimeter weiter zurückzuweichen. »Dies ist deine Chance, ihn zu retten, Isabeau. Ich biete sie dir ein einziges Mal, weil ich weiß, dass es dir schwerfallen wird, mir seinen Tod zu verzeihen, aber ich kann ihn auch umbringen.«
Sein Gesicht, eine grimmige Maske voller Entschlossenheit und Selbstvertrauen, war nur Zentimeter von ihrem entfernt. Seine Züge waren sehr ausgeprägt; sie hatte es mit einem harten, erfahrenen Gegner zu tun. Ein Blick in Ottilas Augen verriet Isabeau, dass sie ihn richtig beurteilt hatte: Er war der Kopf hinter Suma gewesen, doch er hatte es gut verborgen. Er brauchte keinen Applaus. Noch hatte er ihr nicht wehgetan, doch die Drohung stand im Raum. Im Augenblick aber rieb er Strähnen ihres Haares zwischen seinen Fingern, als ergötzte er sich an dem Gefühl.
»Geh unter die Dusche«, sagte er abrupt. »Wenn du dich weigerst oder irgendetwas von ihm überziehst, schrubbe ich dich höchstpersönlich ab, und das wird dir nicht gefallen. Beeil dich. In fünf Minuten bist du wieder da und riechst nach dir, nicht nach ihm.«
Er zog gerade so stark an Isabeaus Haar, dass sie aufstand und aus dem Zimmer eilte. Ottila folgte ihr gemächlich. Als er ins Bad geschlendert kam, war sie gerade dabei ihren BH
zu öffnen. Jäh hielt sie inne und schüttelte den Kopf. »Wenn du zuschaust, ziehe ich mich nicht aus.«
An Ottilas Kinn zuckte ein Muskel. »Ich habe zugesehen, wie er dich gefickt hat – im Wald und auch hier auf der Schwelle. Ich weiß genau, wie du aussiehst. Ich will, dass dieser Geruch verschwindet. Sofort. Wenn du dich nicht beeilst, scheuere ich dich selbst ab. Dir bleiben noch vier Minuten.«
Isabeau sagte sich, dass sie eine Leopardin war und es in der Welt der Leoparden keine Scham gab. Sie wollte Ottila keinen Vorwand liefern, mit ihr unter die Dusche zu gehen und sie am Ende noch zu vergewaltigen. Wenn irgend möglich, wollte sie so lange Zeit schinden, bis Rio und Conner Ottila auf die Spur kamen und merkten, dass er zur Hütte zurückgekehrt war. Am liebsten hätte sie Ottila beim Ausziehen den Rücken zugedreht, doch sie musste ihn im Blick behalten, denn wenn er Anstalten machte, sie anzurühren … sie würde sich nicht kampflos ergeben.
Die Augen fest und trotzig auf ihn gerichtet, stellte sie sich unter die Dusche; wehe, er wagte es, sich ihr zu nähern, während sie sich unter seinem prüfenden Blick einseifte. Ottila griff gleichzeitig mit ihr nach dem Wasserregler und streifte ihre Finger, sodass sie hastig die Hände zurückzog und in Verteidigungsstellung ging.
Das schien ihn zu amüsieren. Er reichte ihr ein Handtuch. »Glaubst du wirklich, du könntest einen Kampf mit mir gewinnen? Sei doch nicht dumm. Ich gehöre nicht zu den Männern, die Spaß daran finden, eine Frau zu schlagen. Ich brauche einen sehr guten Grund.«
»Warum um alles in der Welt hast du dich von Imelda Cortez anheuern lassen, ganz zu schweigen davon, dass du
in ihrem Auftrag
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