Wildes Begehren
bereit warst, Kinder zu entführen?«, fragte Isabeau, während sie sich das Wasser – und Conners Geruch – so gut wie möglich abrubbelte. Halte die Unterhaltung aufrecht, dann bleibt er ruhig , ermahnte sie sich. Zeig dich interessiert .
Sie schob sich an Ottila vorbei, griff nach ihrem Rucksack, zog eine Jeans heraus und streifte sie hastig über. Dann sah sie ihn über die Schulter hinweg an. »Du hast deine eigenen Leute verraten.«
Er beobachtete sie mit starrem Raubtierblick. »Wen denn? Die haben mich rausgeworfen. Ich schulde keinem was.«
Mit gerunzelter Stirn zog Isabeau ein T-Shirt über, bevor sie sich wieder Ottila zuwandte, wobei sie sich große Mühe gab, mitfühlend auszusehen. »Und aus welchem Grund?« Das interessierte sie wirklich, in dieser Hinsicht brauchte sie nicht zu lügen. Sie wollte möglichst authentisch wirken. Dass sie Angst vor ihm hatte, hatte sie bereits zugegeben. Vielleicht lenkte er ja ein.
Ottila zuckte die Achseln, doch zum ersten Mal war eine Spur von Gefühl in seinem Gesicht zu sehen. »Unsere Gesetze sind archaisch und abstrus. Wenn ein Jäger einen von uns in Leopardengestalt erlegt – obwohl es gegen die menschlichen Gesetze verstößt -, sollen wir die Mörder einfach ungestraft davonkommen lassen. Einer hat meinen kleinen Bruder erschossen, ich habe ihn verfolgt und getötet. Die Ältesten nennen das Mord, sie haben mich verbannt. Mit anderen Worten, für die Leute aus meinem Dorf bin ich tot. Also sind sie es für mich auch. Ich schulde ihnen gar nichts.«
»Wie schrecklich.« Isabeau meinte es ernst. Wenn eine Familie einen aus ihrer Mitte verstieß, wie lebte man dann
weiter? »Aber das erklärt noch nicht, warum du dir eine so üble Arbeitgeberin wie Imelda Cortez ausgesucht hast und warum du ihr von deiner Spezies erzählt hast.«
Ottila trat einen Schritt zurück, um Isabeau den Vortritt zu lassen. »Cortez hat mir einen guten Verdienst angeboten, und ich habe sie beim Wort genommen. Ich wusste, dass ich sie eines Tages umbringen würde, also was macht es schon aus, wenn sie von uns weiß, verdammt? Sie kann nichts beweisen, und falls sie irgendjemandem davon erzählt, wird man sie für verrückt halten – was sie im Übrigen ist. Ich kann es an ihr riechen.«
Isabeau schluckte ihre Angst hinunter. Ottila hatte das ganz locker dahergesagt. Ich wusste, dass ich sie eines Tages umbringen würde . »Wirst du das eines Tages auch mit mir machen? Mich umbringen, wenn du mich leid bist?«
Ottila schüttelte den Kopf. »So läuft das nicht.« Er packte Isabeau beim Handgelenk, riss sie herum, schloss ihre Finger um seine stramme Erektion und ballte seine Hand um ihre. »Das ist deine Schuld. So gehe ich ins Bett und so stehe ich wieder auf. Es ist erst vorbei, wenn wir zusammen gewesen sind. Auch wenn es wohl oft zurückkehren wird, genauso schmerzhaft wie heute.«
Isabeau rammte ihm ein Knie in den Schritt, wirbelte herum, stieß ihm einen Ellbogen in die Rippen und zielte, als er ihre Hand losließ, mit der Faust auf sein Gesicht. Doch Ottila war bereits über ihr, warf sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie und riss sie zu Boden, sodass sie hart aufkam und sich den Kopf anschlug. Sie sah nur noch Sterne und musste darum kämpfen, nicht ohnmächtig zu werden. Mit aller Macht versuchte sie, ihn abzuschütteln. Doch er schob ihr ein Knie ins Kreuz und drückte ihr, kräftig wie er war,
mit einer Hand die Handgelenke auf dem Rücken zusammen. Mit Tränen in den Augen und in der Kehle musste sie sich geschlagen geben.
»Du verstehst nicht viel von Männern, nicht wahr, Isabeau?«, sagte er leise. »Manche macht es an, wenn eine Frau sich wehrt. Halt still und atme. Ich sagte bereits, dass ich dir nicht gern wehtun würde, und ich habe es so gemeint.«
Isabeau ließ sich kurz gehen und weinte ein bisschen, ehe sie sich mühsam wieder zusammenriss. Mit der freien Hand streichelte Ottila ihr übers Haar, als wollte er sie beruhigen. Nachdem ihre Anspannung sich gelöst hatte, stieg er von ihr herunter, zog sie auf die Beine und führte sie quer durch den Raum zu dem Stuhl, auf dem sie schon vorher gesessen hatte. Sobald sie saß, stützte er die Arme rechts und links von ihr auf den Lehnen auf und näherte sich ihr mit dem Gesicht.
Isabeau sammelte sich. Vielleicht sollte sie es mit einem Kopfstoß versuchen. Oder mit einem festen Tritt in diese beeindruckende Erektion.
Ottila sah sie durchdringend an und schüttelte langsam den Kopf. »Diesmal lass ich es
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