Wildes Begehren
von den Bäumen aufstoben und Brüllaffen die beiden Leoparden mit Zweigen und Ästen bewarfen.
Die Raubkatzen trennten sich, umkreisten einander mit grimmigem Blick und stürzten sich mit neuer Wut aufeinander. Dank seines biegsamen Rückgrats änderte Ottila im Sprung die Richtung, doch Conner traf ihn mit einem genau platzierten Schlag und zerkratzte ihm den Bauch, während der dunkle Leopard ihm eine Seite aufriss. Mit
bebenden Flanken landeten die beiden wieder. Blut tropfte auf die Blätter um sie herum, als sie sich erneut argwöhnisch umkreisten.
Ottila versuchte, beim Kämpfen Rio näherzukommen, aber Conner verstellte ihm hartnäckig den Weg, stürzte sich wieder auf ihn und warf ihn um. Ottila machte fast einen Purzelbaum und schlug mit der kräftigen Vordertatze wütend nach Conners verletztem Oberschenkel. Der wollte schnell genug ausweichen, um den Schlag zumindest abzumildern, doch die Krallen trafen und ihn durchfuhr ein so stechender Schmerz, dass ihm schlecht wurde. Sein Bein knickte ein, und er strauchelte.
Sofort stürzte Ottila sich auf ihn und zerfleischte ihm den Bauch, blies ihm seinen heißen Atem ins Gesicht, starrte ihn mit bösartigen Augen an und versuchte, die Zähne in seinen Hals zu graben. Doch Conner stieß ihm die Beine in den Leib und zerkratzte ihm das Fell, dass es blutete, während sein Rivale wild um sich schlug, um ihn in den Griff zu bekommen. In einer letzten verzweifelten Anstrengung gelang es Conner, sich von seinem Gegner wegzurollen. Doch als er versuchte aufzustehen, knickte er wieder ein.
Ottila umkreiste ihn mit drohend zurückgezogenen Lefzen und zeigte die blutigen Fangzähne. Auch sein Maul war blutverschmiert, sodass das braune Fell schmutzig wirkte. Seine Augen glühten vor Hass und Wut.
Conner blieb einfach stehen, verbrauchte nur so viel Energie wie nötig, um dem anderen die Stirn zu bieten. Sein Hinterteil arbeitete kaum noch, ein Bein war zu schwach und neigte dazu, unter ihm nachzugeben, sobald er es zu sehr belastete. Doch er gab sich große Mühe, diese Schwäche so gut es ging zu verbergen. Ottila war nicht nur stark,
sondern auch kampferprobt; man durfte ihm keinen Angriffspunkt bieten.
Da stürzte sich Ottila so blitzschnell auf seinen Rivalen, mit einer solchen Wucht, dass er Conner nicht nur umriss, sondern gleichzeitig über ihn hinausgetragen wurde; das Einzige, was Conner das Leben rettete. Er hatte das Gefühl, jeden einzelnen Knochen gebrochen zu haben, richtete sich jedoch tapfer wieder auf und schüttelte sich. Ottila erhob sich ebenfalls und wandte sich ihm fauchend zu. Schwer atmend begann Conner, auf den anderen Leoparden zuzuhinken; Blut lief an seinen Hüften, Beinen und Seiten herab.
Plötzlich stöhnte Rio und veränderte seine Lage, was die Aufmerksamkeit des wütenden Angreifers wieder auf ihn lenkte. Ottila fauchte erneut, ließ Conner, der zu schwer verletzt war, um noch eine Bedrohung darzustellen, stehen und kroch auf dem Bauch an den Körper heran, der nun nur noch wenige Schritte entfernt still im Gebüsch lag. Er wollte keine Kugel in den Kopf bekommen, wenn er Conner den Rest gab. Rio hob den Kopf, und sein Blick begegnete dem des Leoparden. Das Gewehr lag lose in seiner Hand, entweder hatte er es vergessen oder der Blutverlust hatte ihn derart geschwächt, dass er es nicht mehr heben konnte.
Hasserfüllt fletschte Ottila die Zähne. So wie er sich mit den Krallen Zentimeter um Zentimeter heranzog, wissend, dass sein Opfer ihm hilflos ausgeliefert war, den Todeskampf so in die Länge zog, wirkte er wie der Inbegriff des Bösen.
Grimmig hinkte Conner dem Leoparden hinterher, und als Ottila sein Tempo beschleunigte, rammte er ihm verzweifelt die vorderen Klauen in die Hüfte. Dann drückte er die Hinterbeine fest in den Boden und zog seinen Gegner mit aller Kraft, die er noch hatte, von Rio fort.
Ottila brüllte vor Wut, drehte sich um und fuhr ihm mit rasiermesserscharfen Krallen über das Maul. Doch Conner ließ nicht locker und zog ihn gnadenlos weiter zurück. Blut tränkte die Beine des dunkleren Leoparden, doch jedes Mal, wenn er sich krümmte und um sich schlug, bohrte Conner, wild entschlossen, die Gefahr von Rio abzuwenden, die Krallen tiefer in ihn hinein.
Als Conner sich nicht abschütteln ließ und seinen unnachgiebigen Griff gnadenlos verstärkte, geriet Ottila bereits in Panik. Doch in dem Augenblick, in dem Conner die langen Fangzähne in seinen Nacken zu bohren begann, überkam ihn schieres Entsetzen.
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