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Wildes Begehren

Wildes Begehren

Titel: Wildes Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Unterholz – ganz langsam. Geduld war das Wichtigste bei der Jagd. An Rio oder Isabeau durfte er jetzt nicht denken. Er musste sich ganz auf die Instinkte seines Leoparden verlassen.
    Auf weichen Tatzen umkreiste Conner das Gebiet um Rio herum. Sein Freund musste beschützt werden. Sicher würde Ottila versuchen, ihn umzubringen, damit er sich nicht in den Kampf um Isabeau einmischte. Er musste dafür sorgen, dass er Rio jederzeit sehen und schnell bei ihm sein konnte.
    Conners Leopard fand einen Baum mit vielen gebogenen Ästen und kletterte hinauf. Er hatte es mit einem listigen und gewandten Feind zu tun, der wild entschlossen und mit der Umgebung bestens vertraut war. Er jagte sozusagen in Ottilas Revier. Allerdings hatte Ottila keine Ahnung, dass er, Conner, auch in Panama aufgewachsen war und den Regenwald ebenfalls kannte. Zugegeben, er war fünf Jahre fort gewesen, aber er hatte ein gutes Gedächtnis.
    Conner kauerte sich auf einen Ast und verharrte reglos. Er verließ sich darauf, dass sein dichter Pelz ihn tarnte und ihn mit dem Hintergrund verschmelzen ließ. Nun hieß es warten. Ottila stand sicher stärker unter Druck als er. Wahrscheinlich glaubte er, Elijah und die anderen würden umkehren und nach ihnen suchen, wenn sie nicht schnell genug zu ihrem Team aufschlossen. Er wusste ja nicht, dass die Sicherheit der Kinder absoluten Vorrang hatte. Nein, Ottila würde sich in böser Absicht anschleichen und ihn zwingen,
den ersten Zug zu machen. Es war wie ein Schachspiel, dessen Ausgang bestimmte, ob Rio, Conner und Isabeau am Leben blieben oder starben. Ottila musste sich auf einen harten Kampf gefasst machen.
    Als Scharfschütze hatte Conner endlose Stunden still ausgeharrt, um den perfekten Schuss anzubringen. Er spürte, wie ihn die vertraute Ruhe überkam. Als ob Eiswasser durch die Adern rinne, sagte Rio immer, doch Conner überkam dabei jedes Mal ein Gefühl tiefen Friedens. Er nahm jedes noch so winzige Detail wahr. Die Vögel, die sich unentwegt etwas zuzwitscherten, ebenso wie die Affen, die ängstlich vor der Hitze und den Flammen flohen. Der Wind trieb das Feuer nach Osten, weg von ihnen, doch der Rauch hatte sich wie eine erstickende graue Decke in den Bäumen verfangen.
    Ottila verriet sich mit keinem Laut, doch mit einem solchen Fehler hatte Conner auch nicht gerechnet. Er beobachtete einfach das Gebüsch um Rio herum, bis er sah, wonach er suchte. Ein niedriger Zweig an einem Strauch bewegte sich leicht, obwohl kein Wind wehte. Das war die einzige Vorwarnung, die er bekam – alles, was er brauchte. Sein Blick fixierte sich auf die Stelle. Der zuckende Schwanz verharrte. Conner wartete.
    Das grimmige Gesicht eines muskulösen Leoparden schob sich durch das Laub, dann hielt das Tier lauernd inne. Conner sah, dass die Grundfarbe seines Fells dunkler war als seines – eher braun als golden – und mit unzähligen schwarzen Rosetten bedeckt. Ottila war ein starkes Tier mit dicken Muskelsträngen, und seine gelbgrünen Augen funkelten vor Bosheit. Die Ohren flach angelegt, kroch er vorwärts, ohne die Augen von dem bewegungslosen Stiefel zu lassen, der nur wenige Meter vor ihm aus dem Laub ragte.

    Der Weg, den der anschleichende Leopard gewählt hatte, würde ihn nah an dem Baum vorbeiführen, auf dem sein Gegner lauerte. Conner machte sich sprungbereit. Zentimeter um Zentimeter schob Ottila sich voran. Der Stiefel rührte sich nicht. Rio lag völlig regungslos. Conner befürchtete, dass sein Freund erneut das Bewusstsein verloren hatte und sich nicht selbst verteidigen konnte, falls er seinen Überraschungsangriff verpatzte.
    Er hielt den Blick auf den Leoparden unter sich gerichtet und verfolgte jeden Schritt, mit dem er sich näher an seine Beute heranpirschte. Conner wartete, bis er sah, wie die Muskeln unter dem dichten Pelz sich zum Sprung spannten. Der dunkle Leopard schien ganz auf seine Beute konzentriert, daher sprang Conner und stürzte sich blitzartig auf ihn. Doch im letzten Augenblick musste Ottila seine Anwesenheit gespürt haben, denn mit einem Mal schaute er auf.
    Conner traf den dunklen Leoparden so hart, dass er ihn mit zu Boden riss. In einem knurrenden Knäuel aus Zähnen und Klauen wälzten sie sich, richteten sich mit peitschenden Schwänzen auf den Hinterbeinen auf, krallten sich im Boden fest und versuchten gegenseitig, den erstickenden Kehlbiss anzubringen. Ottila fauchte und brüllte den Hass auf seinen Rivalen so laut in den Wald hinaus, dass die Vögel kreischend

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