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Wildes Begehren

Wildes Begehren

Titel: Wildes Begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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juckte sie in den Fingerspitzen.
    Ohne Vorwarnung knallten weitere Schüsse, und rings um sie herum schlugen Kugeln in die Bäume. Conner stieß sie zu Boden, deckte sie mit seinem Körper, und sah sich um, das Gewehr in der Hand. Mehrere große Tiere brachen durch das Unterholz links von ihnen, und aus dem Baumkronendach regneten Blätter, weil eine Herde von Affen vorüberzog.
    Es war heiß, und der Pulverdampf mischte sich mit den aufsteigenden Dunstschleiern. Isabeau hörte das Knistern der Flammen und die panischen Laute der Tiere. Insektenschwärme flogen über ihre Köpfe hinweg und Blätter schrumpelten und verkohlten, während das Feuer durch die
Bäume raste und den Wald in einen Glutofen verwandelte. Plötzlich war die Katze in ihr verängstigt, Isabeau spürte den Überlebenstrieb des Tiers erwachen, und instinktiv begann sie sich gegen das Gewicht auf ihrem Körper zu wehren. Sie wollte mit den anderen Tieren flüchten.
    Conner schlang die Hand um ihren Nacken und beugte den Kopf, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Seine Stimme war sanft und beruhigend, wie schwarzer Samt, der sie von innen und außen umschmeichelte. » Sestrilla , du darfst nicht in Panik geraten. Wir können nicht weg, ehe ich die Männer hinter uns beseitigt habe, auch wenn das Feuer näher kommt. Ich bringe dich hier raus, aber du musst bei mir bleiben.«
    Sie holte tief Luft und zwang sich zur Ruhe. Sie war kein ängstlicher Typ, aber ihre Katze war definitiv nervös. »Es liegt nicht an mir.«
    Sestrilla , so hatte er sie schon immer genannt. Der Name war ihr fremd und klang sehr exotisch. Sie hatte ihn schon früher gemocht, wenn sie mit ihm schlief und sie ganz ineinander verschlungen dalagen, doch nun fürchtete sie die Wirkung, die dieses kleine Wort auf sie hatte. Sie wurde innerlich ganz weich und warm und öffnete sich ihm – verletzlicher denn je.
    »Du und deine Katze, ihr seid eins. Auch wenn es sich für dich vielleicht noch nicht so anfühlt, weil sie gerade erst zum Vorschein kommt. Aber du hast stets die Kontrolle. Der Gestank und die Hitze versetzen das Tier in Panik, aber du weißt, dass dir nichts geschehen kann. Du musst mir vertrauen, dann tut sie es auch.«
    Vertrauen. Warum hatte er genau dieses Wort benutzt? Sie sollte ihm vertrauen? Genauso gut konnte sie sich eine
Pistole an den Kopf halten. Doch ehe Isabeau etwas erwidern konnte, schloss Conner die Finger fester um ihren Nacken und gab ein leises, drohendes Grummeln von sich, das sie erstarren ließ. Fluchtbereit drückte sie die Handflächen auf den Boden. Irgendetwas kam mit schweren Schritten auf sie zu.
    Ein Mann brach aus den Büschen zu ihrer Linken und wäre fast über sie gestolpert. Überrascht riss er die Augen auf und griff nach seinem Gewehr. Gleichzeitig versuchte er abzubremsen, um nicht an ihnen vorbeizulaufen. Als er einen lauten Warnschrei ausstieß, zog Conner den Abzug durch und feuerte einen einzelnen Schuss ab. Isabeau hörte, wie die Kugel einschlug, und dieses grässliche Geräusch, mit dem Metall sich in Fleisch bohrte, warf sie in der Zeit zurück bis zu jenem Moment, in dem ihr Vater seine Waffe gehoben und auf Conners Kopf gezielt hatte. Der Schrei des Mannes brach abrupt ab, doch sein Partner hatte ihn offenbar gehört und überzog den gesamten Wald mit einem Kugelhagel.
    Sie kniff die Augen zusammen und versuchte, den Geruch der Mischung aus Blut und Schießpulver zu ignorieren, doch ihr drehte sich der Magen um, und Galle kam hoch. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihren toten Vater und die Blutspritzer an der Wand hinter ihm. Wo sein Gesicht gewesen war, gab es nur noch eine blutige Masse. Dieses viele Blut. Daddy? Ein Schluchzen entschlüpfte ihr, und sofort drückte Conner sie eng an sich, obwohl er weiterhin den Wald im Auge behielt.
    »Bist du verletzt?«
    Hin- und hergerissen zwischen Vergangenheit und Gegenwart rang Isabeau um ihre Selbstbeherrschung. Es war
nicht der richtige Augenblick, um sie zu verlieren. Was um Himmels willen war los mit ihr? Sie erinnerte sich an den Knall ganz nah an ihrem Ohr, an das Zischen der Kugel, das in dem engen Raum so laut geklungen hatte, an ihren eigenen Schrei, an den Schock. Sie hatte noch versucht, ihren Vater zu erreichen, ehe er zusammensackte. Er sollte nicht auf dem blutverschmierten Boden landen.
    Conner fluchte, rollte von ihr herunter und kniete sich so hin, dass er sie mit dem Körper vor dem Gewehrfeuer schützte. Dann stieß er sie in die Seite. »Wenn ich schieße, dann

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