Wildes Begehren
nicht menschlich, Krallen bohrten sich in ihre Haut. Der Mann hielt sie vor sich wie einen Schild, seine Aufmerksamkeit war auf den Busch zu seiner Rechten konzentriert, und das Fauchen, bei dem er einen Mundvoll kräftiger Zähne entblößte, war eine Warnung für jemanden, der in diesem Gebüsch versteckt zu sein schien.
Sicher lauerte Elijah dort in seiner animalischen Gestalt und wartete auf seine Chance. Raubkatzen waren äußerst geduldig, insbesondere Leoparden. Sie konnten stundenlang auf der Lauer liegen, wenn es sein musste, und augenblicklich befand man sich in einer Art Pattsituation. Isabeau schaute nicht in Elijahs Richtung und auch nicht hinter sich
nach ihrem Angreifer. Sie hielt den Blick auf das Gebüsch geheftet, in dem Conner gerade ruhiger atmete, um seine Angst zu vertreiben. Sie wusste, dass er da war. Und sie wusste, dass er ihr zu Hilfe kommen würde. Er sah keine Furcht in ihren Augen.
Von ihrem linken Arm, wo eine Kugel sie gestreift haben musste, tropfte das Blut. Conner fasste seinen Gegner ins Auge. Offensichtlich ein Leopardenmensch. Wahrscheinlich einer der Söldner. Er würde nicht lebendig aus dem Regenwald herauskommen. Nicht, wenn Elijah im Busch lauerte, während Rio sich von hinten anschlich, Adan sich mit schussbereiten Giftpfeilen von der einen Seite näherte und die beiden Santos-Brüder sich flach an den Boden gedrückt von der anderen Seite heranpirschten.
Conner registrierte sie alle, aber nur am Rande, so als wären sie weit entfernt, denn jede Faser seines Körpers war auf den Leoparden konzentriert, der seine Gefährtin als Geisel genommen hatte. Er trat aus dem Gebüsch und ging auf den Mann zu. Isabeau schnappte erschrocken nach Luft und schüttelte den Kopf. Conners Leopard tobte und wollte den Gegner in Stücke reißen. Es war unmöglich, ihn zu beruhigen, also versuchte Conner erst gar nicht, die natürlichen Instinkte des Tieres zu unterdrücken. Er nahm es nur fester an die Kandare. Selbstverständlich wollte er dem Mann, der seine Gefährtin festhielt, auch an die Gurgel, doch Isabeaus Leben war wichtiger als alles andere – selbst als sein Stolz.
»Lass sie los«, verlangte Conner ruhig. »Sie kann dir nicht helfen.«
Der Söldner bleckte fauchend die Zähne und grub als Warnung die Krallen tiefer. Blutstropfen quollen aus Isabeaus Haut. Conner merkte sich jeden einzelnen, um
den Schaden zu bemessen, den der Leopard an ihrem Hals anrichtete.
»Bist du in Ordnung?«
Isabeau unterdrückte den brennenden Schmerz in ihrer Kehle und nickte voll Angst, nicht um sich selbst, sondern um Conner. Er stand dem Mann, der sie gepackt hielt, unbewaffnet gegenüber; und sie konnte ihm nicht sagen, dass der Kidnapper unglaublich stark war. Nie hatte sie so viel Kraft in einem Körper gespürt – der Mann war wie aus Stahl. Wenn ihm danach gewesen wäre, hätte er sie leicht in der Luft zerreißen können. Sie versuchte eine vorsichtige Bewegung, doch sofort bohrten die Krallen sich wieder tiefer.
Isabeau hustete und bemühte sich, Luft in die brennenden Lungen zu saugen. Die Augen hielt sie auf Conner gerichtet. Er wirkte ganz ruhig – absolut selbstsicher -, und das half ihr, die Nerven zu behalten.
»Welcher von ihnen bist du? Suma oder Zorba?«, fragte Conner.
Das erneute Fauchen des Kidnappers ließ Conners Leoparden an die Oberfläche kommen. Seine Augen mussten sich verändert haben, denn der Gesichtsausdruck des Mannes wechselte; zum ersten Mal zeigte sich eine Spur von Angst in seiner arroganten Miene. »Was macht das für einen Unterschied?«
Conner zuckte die Achseln. »Es entscheidet darüber, ob du langsam und qualvoll stirbst oder schnell und schmerzlos.«
»Die Auswahl gefällt mir nicht.«
»Dann lass die Finger von meiner Gefährtin.«
Ein nervöses Blinzeln unterbrach das konzentrierte Starren, das der Kidnapper aufrechtzuerhalten versuchte. Als
Conner es bemerkte, revidierte er seine Einschätzung sofort. Bei seinem Gegenüber konnte es sich weder um Suma noch um Zorba handeln. Sie waren älter und erfahrener und keinem von beiden hätte es etwas ausgemacht, einem anderen Leoparden die Gefährtin wegzunehmen. Das galt in ihrer Gesellschaft als striktes Tabu und wurde mit der Todesstrafe geahndet, doch davon hätten sich diese Schurken nicht abhalten lassen, denn sie glaubten, über dem Gesetz zu stehen.
»Ich möchte nur heil hier raus. Ich wollte ihr nicht wehtun.«
Conner lüpfte eine Augenbraue. »Einer Frau die Krallen in den Hals zu
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