Wildes Begehren
bohren ist eine seltsame Art, das zu zeigen. Deine eigenen Ältesten würden dich zum Tode verurteilen, wenn du einer Artgenossin Schaden zufügst.«
»Du weißt ja nicht, was los ist.«
»Dann sag’s mir.« Conner behielt seinen Leoparden fest im Griff, obwohl das Tier tobte, weil er nicht mordlüstern vorgeprescht war.
Ihr Blut riechen zu müssen machte es wahnsinnig. Conner hätte es wahrscheinlich nicht im Zaum halten können, wenn Isabeau ängstlich ausgesehen oder Tränen vergossen hätte, doch sie sah ihm unverwandt in die Augen und zeigte ihm stumm, dass sie darauf vertraute, von ihm aus der Situation befreit zu werden. Er hatte keine Ahnung, ob sie auch merkte, dass die anderen sie einkreisten. Er jedenfalls rechnete jeden Augenblick mit einem von Adans Giftpfeilen.
Ein Hieb mit der tödlichen Pranke, und der Kidnapper hätte Isabeau umgebracht. Wenn dem Mann klar wurde, dass er keine Chance hatte, war er womöglich boshaft genug, sie mit in den Tod zu nehmen. Leoparden waren berüchtigt
für ihr aufbrausendes Temperament. Alle Mitglieder aus Conners Team waren schnell – ob als Menschen oder als Raubkatzen -, doch die Krallen des Kidnappers befanden sich zu nah an Isabeaus Halsschlagader, und jeder Leopard wusste genau, wo der tödliche Schlag anzubringen war.
»Ihr solltet euch nicht hier aufhalten. In dieser Gegend gibt es einen Indianer, der Ärger macht. Wenn ich ihn umbringe, ist der Job erledigt. Das dürfte nicht allzu schwer sein. Dieser Typ macht viel Ärger, hält den Fortschritt auf und tötet sogar Unschuldige, wenn sie ihm in die Quere kommen. Auf seinen Kopf ist eine Menge Geld ausgesetzt.«
»Cortez hat dir also Geld versprochen, wenn du Adan Carpio aus dem Weg räumst, und da hast du gleich gedacht, dass all diese Kinder auch mit draufgehen können.«
Der Kidnapper kniff die Augen zusammen. »Welche Kinder? Wovon redest du? Das hat mit Kindern doch gar nichts zu tun.«
»Den Teil hat Suma ausgelassen, als er an dich herangetreten ist, nicht wahr?« Conner hob eine Hand, um die Exekution aufzuhalten. Alle befanden sich auf ihren Positionen. Der Kidnapper war jung und leicht zu beeindrucken. Dazu noch dumm. Er hatte sich den falschen Leoparden zum Vorbild genommen. »Suma hat einen Angriff auf Carpios Dorf angeführt. Dabei haben seine Leute mehrere Menschen getötet und einige Kinder entführt, um Adan zu zwingen, für Imelda Cortez Drogen zu schmuggeln. Suma hat nicht nur einer Außenstehenden verraten, dass es uns gibt, sondern auch noch eine Leopardenfrau ermordet. Möchtest du wirklich für so einen Mann arbeiten?«
Isabeau schnappte nach Luft. Fast hätte der Kidnapper
sie losgelassen, denn vor Schreck fuhr er die Krallen ein. »Das kann nicht wahr sein.«
»Isabeau wird jetzt zu mir herüberkommen, und du lässt sie gehen. Du bist umzingelt und hast keine Chance zu entkommen. Sieh mich an«, befahl Conner, als der junge Leopard Anstalten machte, sich umzudrehen. »Ich bin derjenige, der entscheidet, ob du lebst oder stirbst, ich allein. Du solltest dir genau überlegen, was du jetzt tust.«
»Warum sollte ich dir trauen?«
»Deiner Strafe entkommst du auf keinen Fall«, sagte Conner. »Die muss sein, denn du hast meine Gefährtin verletzt. Und was dein Vertrauen in mich angeht, musst du dich entscheiden, ob du das Wagnis eingehen willst. Aber wenn du meine Frau noch ein einziges Mal anrührst, bist du tot, das schwöre ich dir.«
Conner starrte den jungen Leoparden unverwandt an. Er wusste, dass man ihm die Wahrheit an den Augen ablesen und den blutrünstigen Leoparden darin toben sehen konnte. Der junge Mann hob witternd den Kopf und roch die anderen ringsherum. Er schluckte, trat einen Schritt von Isabeau zurück und hob leicht die Hände.
»Haben sie wirklich eine Leopardin getötet? Bist du sicher?«
»Ganz sicher«, erwiderte Conner. »Es war meine Mutter.«
Isabeau rang um Luft und gab einen leisen, seufzenden Laut von sich.
Der junge Mann erbleichte. »Das wusste ich nicht. Ist das auch bestimmt kein Irrtum?«
»Suma rekrutiert Männer für Imelda Cortez. Sie ist der Kopf des größten Drogenkartells in der Region und direkt verantwortlich für die Morde an den Indianern und die Zerstörung
unseres Waldes«, fuhr Conner fort. »Suma hat dieser Frau unsere Existenz verraten und für so einen Mann hast du gearbeitet.«
Der junge Leopard schluckte, streckte die Arme nach beiden Seiten aus und hob den Kopf, um seine Kehle darzubieten. »Dann vollzieh die Strafe.
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