Wildes Begehren
sind nur die Nerven«, sagte sie schlicht und ehrlich. »Ich möchte niemanden töten müssen. Ich glaube zwar, dass ich es könnte, wenn ich jemanden verteidigen müsste, aber ich fürchte, ich würde zögern, und damit alle anderen in Gefahr bringen.«
Eine Seite in ihr hätte sich am liebsten von Conner losgerissen und ihm gesagt, er solle sie nicht anfassen; doch die andere, masochistischere Seite sehnte sich nach jedem Streicheln und dem fesselnden Blick seiner hypnotischen Augen.
»Ich will nicht, dass du tust, was ich tue, Isabeau. Das ist nicht nötig. Ich werde dir alles beibringen, was du wissen musst, um dich und alle, die du liebst, zu verteidigen, aber um ehrlich zu sein, verliert man jedes Mal, wenn man tötet, ein kleines Stück von sich selbst. In der Tiergestalt ist es nicht so schlimm. Leoparden sind echte Raubtiere und das hilft, deshalb bevorzugen viele von uns die Jagd in dieser Form«, meinte Conner und deutete ins Dunkle.
Isabeau horchte. Zuerst konnte sie nur ihren eigenen Herzschlag hören. Und ihren Atem. Auch Conners Gegenwart
spürte sie ganz bewusst, seinen muskulösen Körper, der sie wärmte und schützte. Dann schien ihr, als streifte rechts neben ihr ein Fell an etwas Rauem entlang – möglicherweise an einem Baumstamm. Sie witterte etwas in der Luft, es roch nach einem wilden Tier. Ein Schauer überlief sie, als sie erkannte, dass es ein Leopard war.
Conner trat näher an sie heran, schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich. Dann legte er ihr die Lippen ans Ohr. »Er jagt irgendetwas in unserer Nähe. Achte auf die Hinweise. Auch wenn deine Katze sich zurückgezogen hat, kannst du ihre Sinne nutzen. Du verfügst über eine Art Radar. Manchmal hast du sicher schon vor dem Öffnen gewusst, wer vor deiner Tür stehen würde.«
Isabeau nickte.
»Die Tasthaare einer Katze sind tief in der Haut mit Wurzeln verankert, die über sensible Nervenbahnen alle Informationen an das Hirn weiterleiten. Von diesen Informationen kannst du dich leiten lassen; es ist ein bisschen so, als ob du dir im Dunkeln den Weg ertastest. Du erkennst deine Umgebung und bist imstande, jedes Tier und jede Pflanze im Wald exakt zu lokalisieren.« Conner ließ seine Fingerspitzen über Isabeaus Gesicht gleiten. »Als würdest du Blindenschrift lesen. In diesem Augenblick weiß Elijah auf den Punkt genau, wo seine Beute sich befindet und wie er vorgehen muss, um den tödlichen Biss anzubringen.«
Conner konnte nicht widerstehen, er musste Isabeau berühren. Wie bei allen Katzen war der Tastsinn bei ihm sehr ausgeprägt und abgesehen davon, dass er einfach nicht die Finger von ihr lassen konnte, sollte sie am ganzen Körper nach ihm riechen. Ohne zu realisieren, was sie da tat, rieb auch Isabeau ihr Gesicht an seiner Brust und seinem Hals,
genauso, wie sie es immer gemacht hatte, wenn sie nackt beieinanderlagen, Haut an Haut. Zu dem Zeitpunkt hätte er es schon merken müssen. Schließlich waren Geruchs- und Tastsinn enorm wichtig für ihre Spezies – eine absolute Notwendigkeit.
Isabeau hatte ihn gelehrt, Spaß zu haben. Bei ihr hatte er sich anders gefühlt – da war so viel mehr als sonst. Oft, wenn er nach einer langen und befriedigenden sexuellen Begegnung halb im Schlaf zusammengerollt auf dem Bett gelegen hatte, war sie angeschlichen gekommen und hatte ihn angesprungen, was meist in einer Balgerei endete, die nahtlos in wesentlich erotischere Spiele überging.
Er hatte alles an ihr vermisst, insbesondere die Art, wie sie ihren verlockenden Körperduft auf ihm verteilte, so wie jetzt. Dieses schöne Gefühl, wie ihr weicher Körper sich an seinen schmiegte, wie ihr feminines Aroma sich verbreitete und ihn einhüllte, sodass er bei jedem Atemzug ihren Geruch einsog. Am liebsten hätte er sie ewig im Arm gehalten, sein Gesicht in ihrer süßen Halsbeuge vergraben und einfach nur ihren Duft eingeatmet, bis er endlich glauben konnte, dass sie wieder da war.
Als der Angriff erfolgte, spannte Conner die Muskeln an. Kaum zehn Meter von ihnen entfernt stürzte Elijah sich auf seine Beute, riss sie zu Boden und hielt sie mit einem erstickenden Biss an der Kehle gepackt, bis jede Gegenwehr erlahmte. Conner hörte den weichen Aufprall des Körpers, dann witterte er Blut und schließlich den Tod. Bis dahin ließ er den Arm um Isabeau liegen, dankbar dafür, dass er einen Grund hatte, ihr so nah zu sein.
Er konnte haargenau sagen, wann sie den Tod ebenfalls witterte. Sie erschauerte leicht und schmiegte
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