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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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sie das leise Schnappen des Schlosses hörte, warf Mercedes die Decken zurück und setzte sich auf. Die plötzliche Bewegung ließ sie vor Schmerz zusammenzucken. Sie bewegte den Arm, um die verspannten Muskeln zu lockern. Sie hätte diesen verdammten von Scheeling mit dem zerbrochenen Champagnerglas kastrieren sollen! Dann müsste ihr Gemahl an diesem Morgen nicht sein Leben riskieren, um ihre Ehre zu rächen.
    Bei dem Gedanken an Lucero schlüpfte sie schnell in das dunkelgraue Reitkleid. Sie hatte nicht viel Zeit. Wenn nur alles so ging, wie sie es geplant hatten, just in jenem Augenblick hörte sie ein kräftiges Klopfen an der Flügeltür, die zum Balkon führte. Sie ging über den Teppich und öffnete.
    Agnes schlüpfte ins Zimmer. "Sie sind fertig? Gut", sagte sie und ließ den Blick über Mercedes gleiten.
    "Wie sind Sie auf meinen Balkon gekommen?" erkundigte Mercedes sich ungläubig.
    "Ich war Artistin, erinnern Sie sich? Es ist wesentlich einfacher, über ein Verandadach zu klettern, als auf dem Rücken eines galoppierenden Pferdes zu balancieren, glauben Sie mir.
    Ich dachte, wir würden höchstwahrscheinlich weniger Aufsehen erregen, wenn wir die Korridore vermeiden. Kommen Sie, ich helfe Ihnen über das Verandadach nach unten. Ich habe einen Stallburschen bestochen, damit er zwei Pferde für uns sattelt und bereitstellt."
    "Sie sind erstaunlich", sagte Mercedes. "Ich bin so dankbar für Ihre Hilfe."
    "O, das ist das mindeste, was ich tun kann. Schließlich wird Ihr Gemahl dieses Schwein Arnoldt erledigen, wofür Salm und ich auf ewig in Ihrer Schuld stehen werden."
    "Ich hoffe nur, dass der Lieutenant Lucero nicht verletzt", entgegnete Mercedes und biss sich auf die Lippen.
    "Wenn Lucero Alvarado nur halb so gefährlich ist, wie er aussieht, dann wird Arnoldt von Scheeling nach dem heutigen Morgen niemandem mehr schaden können", sagte die Prinzessin überzeugt. "Kommen Sie, gehen wir zu den Pferden. Ich sehe die ersten Sonnenstrahlen am Horizont."

    Die Sonne stieg langsam über die gezackten Gipfel dir Sierra Madre wie ein großer Goldball. In der Ferne gähnte ein Loch in einem Abhang - der Eingang zu einer von Vargas' Silberminen.
    Nicholas ritt heran und stieg still vom Pferd, begleitet von Prinz Salm-Salm, der sich ihm als Sekundant angeboten hatte, nachdem er gehört hatte, was geschehen war. Die beiden Männer begutachteten die Bodenverhältnisse und den Lichteinfall mit den Augen erfahrener Taktiker, die von den Vorteilen wussten, die solche Einzelheiten mit sich bringen konnten.
    "Beachten Sie die lockeren Steine dort hinten. Wenn Arnoldt Sie dorthin drängt, wird er sein hö heres Gewicht einsetzen, und Sie können mit der schnelleren Beinarbeit nicht dagegenhalten", sagte der Prinz und wanderte weiter umher.
    "Deswegen wählte er die Säbel. Er geht davon aus, mich in eine Ecke drängen und niedermachen zu können", erwiderte Fortune finster.
    Der Prinz nickte. "Ja, so denkt er. Er ist ein erfahrener Soldat.
    Ein preußischer Junker, dazu geboren, Waffen zu tragen. Als jüngerer Sohn blieb es ihm überlassen, sein Glück beim Militär zu suchen, aber es gab Schwierigkeiten zwischen ihm und seinem Vorgesetzten. Es ging um eine Frau. Arnoldt ging mit Frauen schon immer schrecklich um. Jedenfalls verlor er seinen Posten in der preußischen Armee und wurde Söldner. Er wurde ein verwirrter und verbitterter Mann, der anderen ihre Titel, ihr Land und die schönen Frauen neidete - all die Dinge, von denen er glaubt, dass man ihn darum betrogen hat."
    Nicholas nickte. "Das würde erklären, warum er mich zu diesem Duell provozierte." Die sonderbare Ähnlichkeit ihrer beider Schicksale, ehe er die Identität seines Bruders annahm, entging Fortune nicht. "Seltsam, das hat auch Mercedes bemerkt. Sie war sicher, dass er mich herausfordern wollte." Er zuckte die Schultern. "Ich frage mich, warum gerade ich und nicht einer der anderen hacendados?"

    "Vielleicht, weil er spürte, dass Sie die größte Herausforderung bieten."
    Nicholas grinste. "Ich habe noch ein oder zwei Asse im Ärmel. Hoffen wir, dass ich den Leutnant nicht enttäusche."
    In diesem Augenblick unterbrach das Klappern von Hufen das Gespräch. Von Scheeling und der Rest der Gruppe von der Hazienda Vargas kamen den Hügel herauf. Don Hernan Ruiz, der ehemalige Soldat, der im Krieg die Fähigkeit verloren hatte, seinen rechten Arm zu gebrauchen, sekundierte dem Leutnant.
    Sie stiegen ab und näherten sich Nicholas und dem Prinzen.
    Von

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