Wildes Blut
Scheelings Auge war tiefblau und leicht geschwollen.
Fortune betrachtete es gründlich, sagte jedoch nichts. Der Deutsche errötete vor Wut und starrte geradeaus, während er darauf wartete, dass die Formalitäten begannen. Mercedes hat ihn gut gezeichnet, dachte Nicholas und kämpfte gegen den Zorn an, der in ihm aufloderte. Er hatte sich schon einige Male zuvor wegen einer Frau geschlagen, doch keine davon war ihm wichtig gewesen. So wie Mercedes.
Der alte Don Encarnacion verbeugte sich mit ernster Miene vor dem Prinzen, dann wandte er sich an Fortune. "Kann ich etwas sagen, um Sie von dieser Herausforderung abzubringen?"
fragte er, wie es die Regeln verlangten.
"Nichts", entgegnete Fortune tonlos.
"Also schön. Sind Sie bereit, Ihre Waffe zu wählen?"
Nicholas nickte, als Don Hernan eine schwere, mit Samt ausgeschlagene Kiste öffnete. Darin lagen zwei schimmernde Kavalleriesäbel. Die Waffen waren schwer und nicht so handlich wie Degen. Fortune nahm beide nacheinander auf und prüfte sie mit einigen sauberen Hieben. "Sie scheinen gleich zu sein. Ich nehme diesen hier", sagte er und behielt den zweiten in der rechten Hand.
Ruiz verbeugte sich steif, dann bot er von Scheeling den übriggebliebenen Säbel an.
"Der Zweikampf beginnt, wenn ich das Signal dazu gebe, und dauert an, bis das erste Blut fließt - oder bis der Ehre Genüge getan ist", sagte Vargas und sah nacheinander den Preußen und Fortune an.
"Zum Teufel mit dem Blut; Ich werde erst zufrieden sein, wenn er tot ist", entgegnete Nicholas, und sein Gesicht wirkte kühl, abweisend, tödlich.
Von Scheeling grinste böse und entblößte dabei große weiße Zähne. "Ich werde dich in Stücke schlagen und dein Blut in diese verfluchte, unfruchtbare Erde sickern lassen."
"Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse, mein Herr", sagte Fortune leise und betrachtete angelegentlich von Scheelings blaues Auge. "Meine Gemahlin hätte dich mit dem zerbrochenen Glas zerfetzt, aber da bist du davongelaufen. Hier kannst du dich nirgendwo verstecken."
Nicholas sah, wie der Preuße erstarrte und den Säbel so fest mit seiner großen, fleischigen Hand packte, dass die Knöchel weiß hervortraten.
Etwas im Tonfall des Mexikaners sagte von Scheeling, dass er im Begriff stand, viel zu riskieren. Aber mein Gegner ist schließlich nur ein crio llo, der verwöhnte Sohn eines reichen hacendados, erinnerte er sich, kein Berufssöldner. Er würde Don Lucero töten, und gleich danach würde die hochmütige Frau mit dem goldenen Haar ihm gehören. Vielleicht würde er das dem criollo sagen, ehe er ihm den Garaus machte. Ja, das würde er tun. Wahnsinn glänzte in seinen Augen.
Don Encarnacion durchbrach die Spannung, die sich zwischen den Gegnern aufbaute, und fragte: "Sind Sie bereit anzufangen?" Als beide Männer nickten, gab er ein Zeichen mit seiner rechten Hand und trat zurück, um den Kampf zu beobachten.
Trotz von Scheelings Bruch mit der Etikette, was die Wahl der Waffen anging, wollten die criollos diesem überaus ungewöhnlichen Zweikampf zusehen. Sie waren mit Hahnenund Stierkämpfen aufgewachsen. Auch Do n Encarnacion war an Gewalt gewöhnt, doch die Aura von Hass, die von den Gegnern ausging, als sie einander gegenüberstanden, erregte seine Aufmerksamkeit. Die Zuschauer des Duells standen in einem lockeren Halbkreis am Fuße des Hügels. Einige geheime Wetten waren bereits abgeschlossen worden, und alle sahen gespannt zu.
Vor allem Mercedes und Agnes, die sich mit angehaltenem Atem hinter einem Gebüsch am Rande des Duellplatzes verbargen.
Nicholas packte die sperrige Waffe. Er hatte bereits eine Strategie entworfen. Jetzt, da er seinen Gegner noch einmal musterte, entschied er, dass sie funktionieren musste. Er hatte einige brillante Finten in der hohen Kunst des Schwertkampfes von einem alten Waffenkameraden bei der Legion gelernt, einem früheren Fechtmeister aus New Orleans.
Noch immer sah er vor sich, wie der alte gallische Veteran missbilligend die Lippen geschürzt hatte, als er erklärte: "Nein, nein, nein, Nicholas. Der Säbel ist nicht die Waffe eines Gentleman. Es ist der Knüppel eines Affen, nur zum Schlagen und Hacken bestimmt. Solltest du jemals dazu gezwungen sein, dieses Schlachtinstrument zu benutzen, so wird dein Gegner höchstwahrscheinlich schwerer sein als du. Denk daran, seine Hiebe niemals nur mit der Kraft deines Armes zu parieren, sonst ermüdest du in einem ungleichen Kampf. Pariere, indem du ihn umkreist."
Mercedes beobachtete,
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