Wildes Blut
bebauen und Rinder zu züchten? Wie la ngweilig! Nein, hermano, das wäre kein Leben für mich."
"Deswegen hättest du noch immer nicht deinen Hals riskieren müssen, um mich zu befreien", fuhr Fortune fort.
Jetzt sah er Luceros Lächeln im fahlen Mondlicht. "Du hast Kontakte im Norden. Du könntest mich über die Grenze bringen, mir helfen, irgendwo einen hübschen kleinen Krieg zu finden. Vielleicht Apachen töten für die Minenbesitzer in New Mexico, was auch immer." Er zuckte die Schultern und wechselte das Thema, das ihm offensichtlich nicht angenehm war.
Aber Nick wollte nicht davon ablassen. Nach einem Moment der Stille sagte er: "Vielleicht tatest du es für Rosario, Mercedes und das Baby."
"Vielleicht auch nicht. Ich bin ein selbstsüchtiger Hurensohn, der Frauen nicht sehr mag. Nun - du weißt, Nick, dass das die verdammte Wahrheit ist und ich es gerade erkannt habe."
"Nachdem ich Dona Sofia kennen gelernt habe, kann ich es verstehen. Auch meine Mutter war wenig mütterlich. Ich war für sie nur eine Last, aber ich glaube nicht, dass sie mich wirklich gehasst hat. Deine Mutter wusste, dass ich ein Hochstapler war.
Sie ahnte, wer mein Vater war, und hielt es für einen gelungenen Scherz, dass der Bastard eines Bastards Gran Sangre erben sollte."
"Ich habe gesehen, wie sie starb, weißt du", sagte Lucero in eigenartigem Ton.
"Mercedes sagte mir, dass du bei ihr warst. Ich nehme an, dass du nicht sofort Hilfe geholt hast - ihr war nicht zu helfen, egal, wer bei ihr gewesen sein mag."
"Ihr war nicht zu helfen - genauso wenig wie mir."
Eine Ahnung von ewiger Verdammnis schwang in der Stimme seines Bruders mit. Nicholas schauderte, aber er empfand auch Mitleid. "Vielleicht sind wir nicht so unterschiedlich aufgewachsen, wie ich dachte, als ich dich zum erstenmal sah."
Die Stille breitete sich weiter aus, doch diesmal war sie nicht unbehaglich.
"Wie war er?" fragte Fortune endlich.
Alvarado wusste, dass er Don Anselmo meinte. "Für einen kleinen Jungen ein Held. Er lebte nur für Frauen, Hahnenkämpfe, die Arena. Er konnte jeden unter den Tisch trinken. Unser Vater wusste zu leben. Ich hoffe, er starb in der goldenen Taube' mit einer Hure in jedem Arm. Er nahm mich dorthin mit, als ich vierzehn wurde, und stellte mich einem Mädchen mit Namen Conchita vor."
Nick lachte. "Du warst ein Spätentwickler. Ich war zwölf beim ersten Mal, ich bin in Bordellen aufgewachsen."
"Ich beneide dich darum", sagte Lucero plötzlich.
"Aber du hattest einen Namen, ein herrliches Zuhause, einen Vater!"
"Er hat mich zu meiner ersten Hure geführt. Das war das einzige Mal, dass er mir jemals etwas Aufmerksamkeit zollte.
Jetzt erst erkenne ich, dass er auch das mehr deshalb getan hat, um seine Gemahlin zu ärgern, als mir zu gefallen. Ich war der Erbe. Jeder gute hacendado muss einen haben, wie du ohne Zweifel inzwischen gemerkt hast. Der Name Alvarado war das einzige, das er jemals geliebt hat. Was das Land angeht, hast du mehr von den Alvarados als jeder von uns. Du würdest dafür schwitzen und bluten, wie unser Großvater, etwas, das nicht einmal unser Papa getan hat."
"Ich habe es für sie getan."
"Vielleicht. Ich glaube, du hast es auch für dich getan", entgegnete Lucero mit dem vertrauten spöttischen Tonfall in der Stimme.
Sie verbrachten den Rest der Nacht, indem sie abwechselnd einnickten und als sie wieder wach waren, sprachen sie über ihre Kindheit, den Krieg und die verschiedenen Frauen, denen sie begegnet waren. Mercedes und das Kind wurden jedoch nicht mehr erwähnt.
Der Morgen brach schwül und heiß an, das ließ für den Tag das Schlimmste befürchten. Mercedes hatte in dieser Nacht nicht geschlafen und auch nicht die Absicht, die Stadt beim Morgengrauen zu verlassen. Sie hatte Nicholas nicht wirklich belogen. Sie hatte nur gesagt, dass sie ihn auf Gran Sangre begraben lassen wollte. Er hatte angenommen, dass dies auch bedeutete, sie würde sich seinen Wünschen fügen und nicht bei der Hinrichtung anwesend sein.
Tatsächlich war Mercedes nicht davon überzeugt, es ertragen zu können, bei diesem schrecklichen Schauspiel zuzusehen.
Aber sie konnte ebenso wenig fortreiten und ihn allein sterben lassen. Sie würde mit ihren Vagueros im Gefängnishof sein und seinen Leichnam mit sich nehmen, sobald alles vorüber war.
Sie erschauerte bei diesem Gedanken und fühlte einen Anflug von Übelkeit. Diesmal hatte es nichts mit ihrer Schwangerschaft zu tun. Als die Krämpfe vorüber waren, schleppte
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