Wildes Blut
verkrampfte. Er wusste, dass die stumme Missbilligung des Priesters seit ihrer Rückkehr und den Vorbereitungen für Luceros Beerdigung ihr sehr zu schaffen machte. "Vielen Dank für Ihre Worte über meinen Bruder", sagte Fortune einfach. Danke für alles, was Sie nicht über mich gesagt haben, schienen seine Blicke noch hinzuzufügen.
Pater Salvador nickte. "Am Ende tat Don Lucero etwas Nobles, besser als alles, was man von ihm erwartet hätte, ohne Zweifel ein Werk des Herrn. Es gibt etwas sehr Dringendes, über das wir sprechen müssen. Darf ich Sie nach dem Essen in der Bibliothek treffen?"
Mercedes konnte nichts essen. Sie schob die saftigen Fleischstücke mit der Tortilla auf dem Teller hin und her, denn sie fürchtete die Begegnung mit Pater Salvador. Sie hörte, wie Nicholas mit Rosario scherzte, sog das melodische Lachen des Kindes förmlich in sich auf und sah zu, wie ihr Liebster immer wieder Bufon, der neben seinem Stuhl lag und geduldig wartete, mit Bissen vo n seinem Teller fütterte. Sie gaben ein perfektes Bild häuslicher Harmonie ab.
Wenn sie nur eine Familie bleiben durften. Aber was sollte sie tun, wenn Pater Salvador von ihr verlangte, das Leben mit Nicholas aufzugeben? Ihre Beziehung war in den Augen der Kirche eine Todsünde, denn er war ihr Schwager. Und doch war sie innerlich fest davon überzeugt, dass ihre Liebe rein und gut war. Sie würde sich weigern, ihn aufzugeben. In Durango war sie so nahe daran gewesen, ihn zu verlieren, und Mercedes wusste, dass sie ohne ihn nicht leben konnte.
Rosario wurde fortgeschickt, damit sie unter Angelinas wachsamen Augen mit Bufon spielen konnte, und ihre Eltern gingen stumm den Gang hinunter zur Bibliothek. "Was immer du willst, Mercedes, ich werde es tun", sagte er heiser.
Sie drückte seine Hand. "Du bist der Mann meines Herzens.
Ich will dich nicht verlieren, was immer er oder irgend jemand sonst sagt."
Der entschiedene Ton, in dem sie diese Worte sprach, erregte seine Aufmerksamkeit. Er betrachtete ihr Gesicht und sah die Liebe in ihren Augen. Ein plötzliches Glücksgefühl durchströmte ihn. "Vertrau mir. Ich habe nicht die Absicht, verloren zugehen."
Als sie die Bibliothek betraten, wartete der Priester bereits auf sie. War er nicht ein wenig unsicher und nervös?
"Ich weiß nicht, Wie ich dieses heikle Thema ansprechen soll", begann er ohne Umschweife und schritt ruhelos über den Teppich.
Nicholas führte Mercedes zu einem hochlehnigen Stuhl und stellte sich schützend hinter sie. "Ich habe mich für meinen Halbbruder ausgegeben und seine Gemahlin genommen. Sie ist an alldem unschuldig, aber sie erwartet mein Kind, und ich werde weder sie noch das Baby aufgeben, egal, was Ihr kanonisches Recht dazu sagt."
"Es ist eine schwierige Sache. Ich habe gebetet und viele Wochen darüber nachgedacht. Ich habe sogar einen Brief an den Erzbischof geschrieben. Lucero Alvarados Tod hat alles erheblich vereinfacht."
"Aber mein Witwendasein kann die Blutsbande zwischen Nicholas und Lucero nicht auflösen. Nicholas ist noch immer mein Schwager", sagte Mercedes, verwirrt, aber doch schon hoffnungsvoller.
"Lesen Sie dies. So wie ich es sehe, wird das die Angelegenheit klären." Der Priester überreichte ihnen Dokumente. "Dies sind natürlich Kopien auf spanisch. Die lateinischen Originale sind nach Rom geschickt worden. Wenn Sie ruhigen Gewissens zustimmen können, dass das, was ich in der Petition schrieb, die Wahrheit ist, dann können Sie diese Erklärung unterzeichnen, und ich werde sie weiterleiten."
Nicholas überflog die Papiere rasch. Die arrangierte Heirat zwischen Mercedes und Lucero wurde erwähnt, eine Ehe, die keiner von beiden gewollt hatte. Sie hatte sich ehrlich bemüht, ihre Pflichten zu erfüllen, aber Lucero hatte sich geweigert und das Sakrament der Ehe missachtet.
"Wenn er noch am Leben wäre, hätte es schwierig werden können, ihn zur Unterzeichnung dieser Petition zu bewegen", meinte Pater Salvador, als Nicholas die Papiere an Mercedes weiterreichte und ihn ansah.
"Sie behaupten, dass niemals eine Ehe zwischen den beiden bestanden hat - dass die Ehe annulliert werden kann."
"Ja."
"Dann ... dann ist Nicholas niemals mein Schwager gewesen
- wir könnten ..." Sie unterbrach sich und sah ihn freudig an.
"Nur, wenn Sie Ihr Gewissen befragen und ganz sicher sind, dass Sie und Lucero niemals eine Ehe geführt haben", erläuterte Pater Salvador.
Mercedes las die Beschreibung ihrer Beziehung. "Ja, was Sie hier sagen, ist die
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