Wildes Blut
bemerkenswerten Mann gemacht hatte, den sie liebte.
"Ich wurde in New Orleans in einem Bordell geboren. Ein ziemlich vornehmes Etablissement, behauptete jedenfalls Lottie.
Eigentlich hieß sie gar nicht Fortune. Sie hieß Benson, bis sie ihrem Vater davonlief in diese verdammte Stadt, wo sie sich so durchschlug, wie es viele schöne Frauen tun: Sie wurde die Geliebte eines reichen Mannes."
"Anselmos", erwiderte sie und streichelte sanft seine Wange.
"Für eine Weile, bis er ihrer überdrüssig wurde - oder nach Gran Sangre beordert wurde, um Sofia Obregön zu heiraten. Ich weiß es nicht genau."
"Dann wusste er gar nichts von dir."
Er zuckte die Achseln. "Auch das weiß ich nicht genau, ich weiß nur, dass sie ihren Gönner verlor und sich einen anderen suchen musste, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Selbst sich zu verkaufen war besser, als bei Hezekiah, ihrem Vater, zu bleiben."
Sie fühlte, wie er schauderte, und ihr Herz zog sich vor Mitgefühl zusammen.
"Ich bin froh, dass du mir von Don Bartolome erzähltest.
Jetzt habe ich einen Großvater, auf den ich stolz sein kann.
Hezekiah Benson war ein Teufel. Ironischerweise hat er das von mir behauptet, als sie mich zu ihm schickte, um auf dieser elenden Farm mit ihm zusammenzuleben."
"Wie kann eine Mutter sich von ihrem eigenen Kind trennen?" fragte sie, ohne zu überlegen.
"Damals habe ich mich das auch gefragt, aber als ich älter wurde, begann ich, sie zu verstehen. Alkohol und das Leben, das sie führte, zerstörten ihre Schönheit. Sie war auf dem Weg nach unten, und sie wusste es. Ich glaube, sie nahm an, dass ein zehnjähriges Kind in der Gegend, in der wir damals wohnten, nicht lange überleben könnte. Vielleicht wollte sie mich auch nur loswerden. Zum Teufel, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass das Leben mit Pap die Hölle war."
"Pap?" fragte sie.
"Mein Großvater Benson war Farmer - oder zumindest hat er sich so genannt, aber er hat sich kaum um die Ernte gekümmert.
Dafür hatte er mich. Er konnte sich keine Sklaven leisten, also pflückte ich die Baumwolle. Und er ließ mir die Haut auf dem Leib gerben, wenn ich nicht zu seiner Zufriedenheit arbeitete. Er wollte ein Prediger sein und las jeden Tag die Bibel - vor allem die Stellen mit undankbaren Kindern sind der Hure Babylon."
"Deine Mutter."
"Meine Mutter. Er trieb sie aus dem Haus, dann verfluchte er sie, weil sie ihn verlassen hatte. Wenn er nicht gerade Feuer und Schwefel spuckte, dann trank er. Davon wurde er sogar noch bösartiger, als wenn er nüchtern war, und das war schon schlimm genug, das kannst du mir glauben."
"Er bestrafte dich für Lotties Sünden."
"Er bestrafte mich dafür, dass ich geboren bin", entgegnete er grimmig.
Tränen schnürten ihr die Kehle zu und rannen ihr dann die Wangen hinunter, als sie sich Nicholas als kleines Kind mit lockige m schwarzen Haar vorstellte, ein Abbild seines stolzen kastilischen Vaters, für Hezekiah Benson eine stete Erinnerung an die Sünden seiner Tochter.
"Ich habe es so lange wie möglich ertragen, bis ich groß genug war, um zurückzuschlagen. Mit vierzehn war ich so groß wie er, aber er war so stark wie ein Bulle. Wir hatten ein paar wirklich üble Faustkämpfe. Ich wusste, wenn ich bliebe, würde ich so enden wie er - oder ihn umbringen."
"Also liefst du fort", ergänzte sie.
"Zurück nach New Orleans auf der Suche nach meiner Mutter. Dumm, nicht? Sie war schon tot, so nahm ich eine Arbeit in einem der Bordelle an, habe das Putzwasser entleert und andere Arbeiten verrichtet, die den Erwachsenen zu schmutzig waren. Dann hörte ich von diesem Franzosen, der Freiwillige für die Legion suchte."
"Die französische Fremdenlegion? Da hast du also die vielen Fremdsprachen gelernt und bist an all diese Orte gereist, die du kennst", sagte sie.
"Glaub mir, es ist nicht so, wie sie einen glauben machen wollen", erwiderte er trocken. "In Nordafrika war es so heiß, dass die Wüste von Chihuahua dagegen so kühl wie London wirkt, und die Krim war wie eine Senkgrube, daneben waren sogar die Slums von New Orleans sauber. Vor allem aber war es wohl der Krieg ... Immer nur töten, der Geruch von Blut. Ich hatte das alles so satt, das rastlose Umherziehen, nirgendwo hingehören, nur ein namenloser Bastard, der eines Tages in einem namenlosen Grab liegen würde wie all die anderen, denen ich begegnet bin."
"Aber du wolltest mehr", sagte sie, legte ihre kühlen Finger an seine Wange und strich über seine Bartstoppeln.
"Ich
Weitere Kostenlose Bücher