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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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Englisch und Deutsch sprachen. Frauen pressten weinende Babys an sich, während die Kinder sich unter ihren Röcken verbargen. Manche Männer hatten reglose Gesichter, andere konnten ihren brennenden Hass nicht verbergen, als sie mit erhobenen Händen, gestoßen von den Gewehrläufen der Sieger, auf die Plaza traten.
    "Erschießen wir sie?" fragte Schmidt, während er mit seinen kleinen blauen Augen die Reihen der Gefangenen musterte.

    "Ich bezweifle, dass es auch nur zwei Dutzend wehrfähiger Männer in diesem Dorf gab, und davon liegen die meisten tot im Staub", erwiderte Fortune und betrachtete das Blutbad. "Zerstört die Waffen, die wir nicht mitnehmen können, und dann gehen wir."
    "Sie sind unsere Gefangene n", widersprach Lanfranc. "Sie haben eine Waffenladung für Escobedos Armee versteckt. Sie kennen den Erlass ..."
    Lucero unterbrach mit brüllendem Gelächter die Rede des dicken kleinen Franzosen. "Unser Kommandant hält nicht viel von dem Schwarzen Dekret des Kaisers. Er meint, es widerspräche allen Regeln zivilisierter Kriegsführung."
    "Es gibt keine zivilisierte Kriegsführung", fuhr Nick ihn an.
    "Aber wenn wir alle Gefangenen abschlachten, dann stärkt das nur den Widerstand."
    Maximilian hatte ein Dekret verabschiedet, mit dem er offiziell absegnete, was längst allgemeine Praxis geworden war: die Hinrichtung jener Männer, die Waffen gegen das Kaiserreich geführt hatten. Das sogenannte Schwarze Dekret führte aus, dass es keine legitime republikanische Regierung gab, also auch keine republikanische Armee, nur Banditen. Wenn man sich vorstellte, wie Marquez und andere contre-guerillas vorgingen, dann erschien es Fortune wie Ironie, dass einige von Juarez'
    Generälen als Banditen hingerichtet worden waren. So sinnlose Gewaltakte stärkten nur die Entschlossenheit, mit der der Feind kämpfte.
    "Die Jungen sollten wir töten - sehen Sie den Hass in ihren Augen?" fragte Schmidt, während seine eigenen Augen glänzten.
    Fortune stieß mit dem Fuß gegen eine Leiche, als er auf die Plaza ging. Es war ein Junge von nicht mehr als zwölf Jahren.
    "Ist dieser hier jung genug?"
    Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und sah die bewaffneten Männer an, die ihn umstanden. Er hatte sein halbes Leben mit Männern wie diesen verbracht, Männern wie sein Halbbruder, die das Töten mit jedem Kampf mehr liebten.
    Nicholas Fortune fühlte sich zwischen ihnen wie ein Fremder.
    "O'Malley, kümmert sich jemand um die Gewehre?"
    "Jawohl, Gaptain."
    "Dann sitzt auf. Schmidt, Sie und Lopez lassen die Pferde frei, nachdem wir die ausgesucht haben, die es wert sind, von uns mitgenommen zu werden."
    Widerstrebend wurden seine Befehle befolgt. Schließlich ritten sie aus dem totenstillen Dorf hinaus in die Dämmerung.
    Unsinn. Die ganze elende Geschichte war sinnlos und führte zu nichts. Für jeden Jungen mit einer Machete, den sie erschossen, ritten zwei neue von den Bergen herab, um seinen Platz einzunehmen. Gott im Himmel, er hatte diese Schlächterei so satt. Der Kupfergeruch von Blut umgab ihn, und zum erstenmal seit seinem sechzehnten Lebensjahr konnte er ihn kaum noch ertragen. Er musste hier weg.
    Wenn Luceros so leicht dahingesagten Worte über ihren Vater nur wahr wären, dann gäbe es einen Platz, an den er gehörte, aber das war absurd. Er hatte genug hochmütige hacenderos getroffen, um zu wissen, wie man über einen Mann wie ihn denken würde, egal, wie ähnlich er dem Alten sah.
    Außerdem war er stolz. In seinem ganzen Leben hatte Nicholas Fortune noch nie um etwas gebeten, und er war zu alt, um jetzt damit zu beginnen.
    Er sah über das Feuer hinweg seinen Halbbruder an, der mit einer der Frauen scherzte, einer drallen Dirne mit einem wollüstigen Lachen und üppigen schwarzen Locken. Er dachte daran, wie er Lucero in jenem Dorf überrascht hatte, als er über das entsetzte Mädchen herfiel. Seinem Bruder gefiel es, wenn eine Frau sich wehrte, ehe er sie nahm. Bei Marquez war er auf den Geschmack gekommen - sowohl, was das Vergewaltigen als auch, was das Plündern und Morden anging. Er liebte die Gefahr.

    In der vergangenen Woche war er nach Tampico geritten, das von Rebellen besetzt war, und hatte im Zollhaus Dynamit gelegt. Als es vorzeitig explodierte, war er in der Menge gefangen gewesen. Nick war ihm zu Hilfe gekommen, und gemeinsam hatten sie in einem Kugelhagel fliehen können.
    Lucero hatte verteufeltes Glück. Tatsächlich hatten einige der Männer, vor allem die Mexikaner, begonnen, ihn El

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