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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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lächerlich erschienen. Nachdem ihre Vereinbarung einmal getroffen war, hatte sein Bruder ihn mit jeder Einzelheit über ihre Vorfahren vertraut gemacht, die sich bis nach Spanien, ins Andalusien des 15. Jahrhunderts, zurückverfolgen ließen.
    "Was für ein Spaß auf Kosten des alten Hurensohnes", sagte er leise zu sich selbst und sah sich in dem großen Raum um, der voller eleganter Möbel und Gemälde war. "Aus Lucero ist ein bezahlter Killer geworden, der Pulque und putas liebt. Und ich bin hier mit Mercedes auf Gran Sangre."
    Mercedes. Er konnte sich vorstellen, wie sie dort hinter der schweren Eichentür schlief, das goldene Haar über das weiße Kissen gebreitet. Allein der Gedanke an sie versetzte seinen Körper in eine schmerzhaft- lustvolle Anspannung. Sie war eine vornehme Dame mit hohen Moralvorstellungen und sehr stolz die Art Frau, die zu besitzen er sich niemals hatte träumen lassen.
    Auch in der Vergangenheit hatten sich ihm schon vornehme Damen hingegeben. Verdammt, mit siebzehn war ihm klargeworden, dass er außerordentlich gut aussah. Alle möglichen Frauen umschwärmten ihn, und die Aura von Gefahr, die seine Profession ihm verlieh, verstärkte nur noch die Faszination. Aber er hatte immer gewusst, dass solche Liaisons nur Zerstreuung waren für die gelangweilten reichen Damen, die nicht zugeben würden, ihn zu kennen, wenn sie ihm auf der Straße begegneten. Er hatte sich angewöhnt, Huren zu bevorzugen. Zumindest waren die offen und ehrlich, was ihre Beziehung zueinander betraf.
    Aber jetzt hatte er eine Gemahlin. Die Gemahlin deines Bruders. "Nein, verdammt, jetzt gehört sie mir", sagte er in die Stille hinein. Sie war eine selbstbewusste Frau geworden, und sie hatte zweifellos Gründe, Luceros Berührungen zu verabscheuen. Nick lächelte finster und atmete den Rauch der Zigarette tief ein. Lucero liebte leidenschaftliche Frauen, aber sie mussten auch billig und lüstern sein. Und keine Frau, egal welchen Standes, würde es wagen, ihn abzuweisen, ohne das Risiko einzugehen, seinen Zorn auf sich zu ziehen. Nick war sechs Monate lang mit ihm zusammen geritten und hatte seine gelegentlichen Gewalttätigkeiten Frauen gegenüber gesehen.
    Unter Soldaten war dies nicht unüblich. Er selbst hatte einige hässliche Dinge getan, aber Vergewaltigung gehörte nicht dazu.
    Bei mehreren Gelegenheiten jedenfalls wäre es zwischen Lucero und ihm beinahe zu Handgreiflichkeiten gekommen, weil er ihn davon abhalten wollte, eine Frau gegen ihren Willen zu nehmen.
    Lucero hatte gelacht und seinem "großen Bruder"
    nachgegeben, weil es ihm so gefiel. Aber hier auf Gran Sangre würde jeder erwarten, dass der Patron seine ehelichen Rechte einforderte. Es nicht zu tun, würde dem Charakter Don Luceros vollkommen widersprechen. Mercedes wusste selbst, dass sie eine unmögliche Bitte geäußert hatte. Lucero würde sich der eigenen Frau niemals unterordnen. Wenn er sich ihren Wünschen beugte, würden die Leute vielleicht Verdacht schöpfen. Aber wenn er sich wie Lucero verhielt, würde er dann nicht für immer die Gelegenheit verspielen, mit seiner schönen Frau glücklich zu werden?
    Das leise Summen der Insekten und der melodische Ruf eines Nachtvogels halfen ihm nicht, eine Antwort zu finden. Er würde sich bald entscheiden müssen. Leise fluchend drückte er die Zigarette aus und streckte sich erneut auf dem großen, einsamen Bett aus.
    Nick schlief lange, ein Luxus, den sein hartes Leben als contre-guerilla ihm nicht gestattet hatte. Als er den Speisesaal betrat, verbeugte Baltazar sich förmlich. Er sah, dass jemand Speisen von der Anrichte genommen hatte. Mercedes war nicht zu sehen, und er fragte: "Hat meine Gemahlin schon gefrühstückt?"

    "Dona Mercedes steht immer um sechs Uhr auf, Senor. Sie reitet aus und nimmt ihr Frühstück im Patio ein. Heute morgen ist sie mit den Abrechnungen beschäftigt. Soll ich sie rufen?"
    "Nein, störe sie jetzt nicht."
    "Soll ich Angelina sage n, dass sie jetzt Ihr Frühstück bereitet, Patron?"
    "Ja, und sorge dafür, dass das Steak zart und blutig ist", erinnerte er den alten Diener an die Vorlieben Luceros, die er sich notwendigerweise auch angewöhnt hatte.
    "Aber natürlich, Patron", entgegnete Ba ltazar und
    verschwand in der Küche.
    Er hatte so viel lernen und verlernen müssen, während Lucero ihn einwies. Er konnte die linke Hand ebenso gut gebrauchen wie die rechte, ein Erbteil seiner Mutter und eine nützliche Gabe für einen Söldner, aber Lucero war

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