Wildes Blut
Hazienda, die so groß ist wie Gran Sangre, noch Reste von unseren Herden."
"Ich habe doch schon erklärt, dass die Armee beschlagnahmt, was sie will, und die Juaristas den Rest stehlen. Hier und da gibt es noch vereinzelte Rinder und Pferde, aber uns fehlt es an Männern, um sie zusammenzutreiben."
Nicholas rieb sich nachdenklich das Kinn. "Ich weiß, du hast bereits gegessen, aber leiste mir noch auf eine n Kaffee
Gesellschaft, während wir besprechen, was wir mit dem Vieh und den wenigen Männern tun können." Er schob für sie einen Stuhl zurecht.
Sie setzte sich, und Angelina schenkte ihnen beiden dampfend heißen schwarzen Kaffee ein, dann entschuldigte sie sich und kehrte in die Küche zurück. Als er seine Tasse nahm und den aufsteigenden Duft einatmete, sagte Mercedes: "Kaffee wird von Monat zu Monat knapper. Man hat mir gesagt, dass die Kämpfe im Süden die Ernte vernichtet und die Lieferungen unterbrochen haben. Er ist teuer, und wir können es uns nicht leisten, mehr zu kaufen, wenn dieser hier verbraucht ist. Ich habe Angelina angewiesen, ihn mit Zichorie zu strecken, damit er möglichst lange reicht."
Er nahm einen Schluck. "Du solltest die graue Brühe sehe n, die die Soldaten trinken. Dies hier schmeckt köstlich."
Sie musterte ihn über den Rand der Tasse hinweg. "Der Krieg hat dich in vielerlei Hinsicht verändert."
Er lächelte ihr zu. "Warte nur ab, dann wirst du sehen, wie sehr - zum Besseren, wie ich hoffe."
Was war nur in sie gefahren, dass sie ihm eine solche Gelegenheit bot? Die ganze Situation wurde schon viel zu vertraulich. Sie brachte das Gespräch wieder zurück auf die Schwierigkeiten, Gran Sangre zu führen. "Hilario hat nur ungefähr ein Dutzend Reiter, die kräftig genug sind, um das Vieh aufzuspüren und zusammenzutreiben. Vor deiner Abreise waren es mehr als hundert."
"Vielleicht gelingt es mir, in Hermosillo ein paar Männer zu finden. Es gibt immer Leute, die nur darauf warten, ein paar Pesos zu verdienen."
"Wir haben keine Pesos, mit denen wir sie bezahlen könnten", erinnerte ihn Mercedes. "Außer, wir würden noch einige von den Familienerbstücken der Alvarados verkaufen."
"Um Gran Sangre zu retten, werden wir das vielleicht einmal tun müssen, aber noch nicht jetzt. Ich habe in den vergangenen Jahren ein wenig Gold beiseite gelegt. Es ist nicht viel, doch es ist ein Anfang."
"Ich kann mir vorstellen, wie es dir gelang, das Geld beiseite zu legen", sagte sie bissig.
"Nein, meine liebe Frau, ich glaube nicht, dass du dir das auch nur andeutungsweise vorstellen kannst - oder dass du es gern würdest", fügte er finster hinzu.
Nachdenklich betrachtete sie den Ausdruck seiner Augen.
Als die Stille immer unbehaglicher wurde, sagte sie: "Ich habe ziemlich verwegen aussehende junge Männer auf der Plaza und den Märkten von Hermosillo herumlungern sehen. Vielleicht würden sie gern für dich arbeiten. Ich denke, du solltest heute in die Stadt reiten."
Sogleich hellte sich seine Stimmung auf, und er lachte leise.
"O ja, das würde dir gefallen - dass ich mich auf den zweitägigen Ritt nach Hermosillo begebe und dich in deinem Bett allein lasse. Wer weiß, vielleicht ist dir sogar das Glück hold. Ich könnte vom Pferd fallen und mir den Hals brechen. Ein Reiter steht immer mit einem Bein im Grab."
Sie rümpfte die Nase über dieses Klischee. "Sei nicht melodramatisch. Wenn Juarez dich nicht töten konnte, dann glaube ich nicht, dass das durch einen Ritt nach Hermosillo gelingt."
Er nahm ihre kleine Hand und küsste sie zärtlich, so dass es auf ihrem Handrücken kitzelte. "Ach, welch liebevolle weibliche Fürsorge."
An diesem Tag ritt Nicholas nicht in die Provinzhauptstadt.
Statt dessen wollte er mit Hilario den restlichen Viehbestand inspizieren, der über das riesige Areal der Hazienda verteilt war.
Er hinterließ eine Nachricht für Mercedes, dass er den größten Teil der Woche unterwegs sein würde. So hatte er eine legitime Entschuldigung und konnte ihrer Bitte um eine Gnadenfrist nachkommen.
Der Ritt war lang und anstrengend. Sie ritten durch die staubtrockenen Ebenen des Hochlandes auf der Suche nach gut versteckten Wasserstellen, die Pferde und Rinder anlocken könnten, der Armee, die ihnen auflauerte, aber unbekannt waren. Fortune war daran gewöhnt, ganze Tage im Sattel zu verbringen, während die Sonne ihm auf den Rücken brannte, und nachts auf dem kalten, steinigen Boden zu schlafen, mit dem Heulen der Wölfe als Nachtmusik. Hilario hielt mit
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