Wildes Blut
es am besten, wenn ihr euch um eure eigenen Angelegenheiten kümmert." Er wandte sich um, ging hinaus und schlug die Tür hinter sich zu.
Die Entscheidung, ob er Mercedes von dem Kind erzählen sollte oder nicht, war ihm abgenommen worden. Vielleicht sollte er sie auf den Schock vorbereiten. Es würde ihren Stolz genauso sehr verletzen wie den seiner Mutter, wenn er Luceros Kind hierher brachte. Es wäre passender, Rosario nach Durango zu schicken, aber verdammt - das konnte er nicht tun. Sie war eine Alvarado und hatte dasselbe Anrecht auf Gran Sangre wie er - und er stellte voller Bitterkeit fest, dass dies vor dem Gesetz überhaupt nicht zählte.
Bastard. Wie sehr er dieses Wort hasste, das ihn ein Leben lang gebrandmarkt hatte. Lottie Fortunes Bastard. Solange er der Patron von Gran Sangre war, würde er dafür sorgen, dass Rosario nicht verachtet, verarmt und einsam aufwachsen musste.
Er war nie ein Familienmensch gewesen. Zum Teufel, er hatte bisher niemals die Gelegenheit gehabt. Bis jetzt. Wenn seine Beziehung zu dem Kind nur nicht seine Beziehung zu der Frau zerstörte!
Mercedes zügelte ihre Stute und überblickte das Tal, wo das weitläufige Haus im Schatten der Weiden lag, und fragte sich, ob ihr Ehemann sich wohl schon erhoben hatte. Jedenfalls hatte er fest geschlafen, als sie letzte Nacht aus seinem Bett geglitten war. Nachdem sie sich stundenlang ruhelos hin und her geworfen hatte, hatte sie jeden Versuch zu schlafen aufgegeben.
Schon vor Sonnenaufgang war sie bei den Stallungen gewesen, um ihr Pferd zu satteln. Sie musste hier weg, und wenn es nur für ein paar Stunden war.
Immer und immer wieder hatte sie an die vergangene Nacht gedacht. Noch jetzt konnte sie seine Hände und seinen Mund auf ihrem Körper spüren, und ihn selbst, wie er sie ganz ausfüllte.
Vielleicht hatte er schon seinen Samen in sie gepflanzt. Das würde bedeuten, dass er bald ihr Bett verlassen und sich wieder mit den putas herumtreiben konnte. Der Gedanke erschreckte sie so, dass es weh tat. Sie hatte ihre ehelichen Pflichten bisher gehasst, und die Art, wie er sie gedemütigt hatte, ehe er in den Krieg zog. Aber in der vergangenen Nacht war alles anders gewesen. Sie hatte Gefühle verspürt, von denen sie nicht einmal gewusst hatte, dass es sie gab.
Er hatte sie dazu gebracht, ihn zu begehren.
In seiner Abwesenheit hatte sie ihre schwer erworbene Unabhängigkeit und ihr Selbstvertrauen genossen. Jetzt war er zurück und konnte ihre Entscheidungen, soweit sie die Hacienda betrafen, zurücknehmen. Aber wenn es dazu kam, dass sie sich nach seiner Berührung sehnte und nach seiner Liebe, dann hielt er eine tödliche Waffe in Händen. Ihr Flehen würde alles verschlimmern. Er könnte sie verhöhnen und verspotten und eine erschreckende Macht über sie ausüben. Der Gedanke allein raubte ihr fast den Atem. Und doch war dies derselbe Lucero, der sie unattraktiv und langweilig gefunden hatte.
In der vergangenen Nacht hatte er sich allerdings anders verhalten. Er hatte sie begehrt und sich die Zeit genommen, sie zu verführen. Vielleicht machte es ein Bräutigam in der Hochzeitsnacht so mit seiner Braut. Natürlich wusste sie nicht genau, wie eine Hochzeitsnacht sein sollte, denn ihre eigene ...
Mercedes erschauerte.
"Ich gebe mich närrischen Mädchenträumen hin, so wie damals, als ich zum erstenmal sein Bild sah."
Ihr Vormund hatte ihr in die Klosterschule ein Porträt von Lucero gebracht und ihr die Heiratsvereinbarung erklärt, die er für sie getroffen hatte. Beim blendenden Aussehen ihres Zukünftigen hatte sie sich lächerlichen Träumen von Liebe und Leidenschaft hingegeben. All ihre Hoffnungen hatten sich in nichts aufgelöst, als sie ihm begegnete. Sollte sie jetzt eine zweite Chance bekommen?
Wie sollte sie sich verhalten, wenn sie ihm begegnete? Was sollte sie sagen, nach den Intimitäten der vergangenen Nacht?
Etwas hatte Mercedes in den letzten Jahren als Patrona gelernt, nämlich ihren Problemen entgegenzutreten. Mit neuer Hoffnung ließ sie ihre Stute in Trab fallen und wandte sich nach Hause, um ihren Ehemann zu treffen.
Als sie den Speisesaal betrat, wartete er schon auf sie. Er saß am Tisch und trank Kaffee. Sie fühlte, wie sie errötete, als er sich erhob.
"Guten Tag. Ich hoffe, du hast den Ritt heute morgen genossen." Sie war schön, mit den geröteten Wangen und dem Glanz in ihren goldenen Augen. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, sie zu necken, als er ihr selbstsicher bedeutete näher
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