Wildes Blut
mit unserem Nachtlager?" Er drehte sich mit einem amüsierten Blick zu ihr um, und sie errötete und stammelte wütend: "Ich ... ich meine, muss Hilario die ganze Nacht über Wache halten?"
Ein spöttisches Lächeln huschte über sein Gesicht. "Hilario wird sich nahe am Feuer aufhalten müssen, wenn die Sonne untergeht. Die Nächte in der Wüste sind kalt, wenn man im Freien schläft. Ich werde Wachen aufstellen. Jeder Mann kommt an die Reihe."
"Ich habe immer auf der Erde geschlafen, wenn ich nach Hermosillo ritt. Ich weiß, wie kalt es wird." Noch immer brannten ihre Wangen vor Verlegenheit, und sie hoffte, dass keiner der Männer ihren Wortwechsel gehört hatte.
"Diesmal wirst du nicht frieren. Zwei Menschen unter einer Decke entwickeln mehr Körperwärme." Er trieb sein Pferd an und ritt voraus, um mit Matteo und Tonio zu sprechen.
Mercedes blieb zurück und dachte über die Schlafregelung nach. Würde ihr Ehemann sie wieder nehmen, so wie er es letzte Nacht getan hatte - hier im Freien? Gewiß nicht, wenn die Vaqueros das Lager mit ihnen teilten. Es war ein plötzlicher Einfall von ihr gewesen, ihn zu fragen, ob sie ihn nach Hermosillo begleiten könnte. Sein Wunsch, Rosario anzuerkennen, hatte sie nicht nur überrascht, sondern auch gerührt. War es ein Fehler gewesen, ihn zu begleiten? Ein Gewehrschuss unterbrach ihre Überlegungen. Mercedes blickte nach vorn, wo sich der Weg gabelte, wie der alte Tonio es beschrieben hatte.
"Ich wäre nicht so dumm, Patron", sagte eine spöttische Stimme auf spanisch mit hartem amerikanischen Akzent.
Ein großer, hagerer Mann mit kalten grauen Augen tauchte hinter einem Wacholderbusch am Straßenrand auf. Sein unrasiertes Gesicht mit den tiefen Linien zeugte davon, dass er sein Leben in der Wüste verbracht hatte. Er richtete ein teuer aussehendes amerikanisches Gewehr direkt auf Nicholas. Noch vier weitere Männer traten aus dem Hinterhalt hervor. Alle haften sie harte Gesichter und waren mit Gewehren schwer bewaffnet. Diese grauhaarigen Fremden wirkten wie kaiserliche Söldner, doch vielleicht waren es auch nur Banditen, die bereit waren, für ein frisches Pferd und Vorräte jeden zu töten, unabhängig von politischen Anschauungen.
Der Blick des Anführers ruhte prüfend auf Mercedes, die klugerweise den Kopf senkte, so dass der breite Rand ihres zerschlissenen Hutes ihr Gesicht verdeckte. Er wird versuchen, sie zu nehmen, dachte Nicholas und fluchte, während er gleichzeitig überlegte, wie er sie aus der Schusslinie bringen könnte.
Lächelnd und mit erhobenen Händen sagte er: "Ich bin Don Lucero Alvarado und war einmal ein reicher Mann, aber wie Sie sehen, haben der Krieg und dieser verfluchte republikanische Abschaum mir fast alles geraubt, so dass ich nur mit ein paar meiner Peons reise. Wir kämpfen auf derselben Seite, oder?"
Während er sprach, bewegte er sich näher an den Mann mit den grauen Augen heran und versuchte, dessen Gefolgsmänner zu zählen. Es waren fünf. Damit waren sie ebenbürtig, abgesehen davon, dass die contre-guerillas Berufskämpfer waren, die mit seinen Männern kurzen Prozess machen konnten.
"Ich denke, man kann sagen, dass wir auf Seiten des Kaisers sind", entgegnete der Anführer, während die anderen Männer in Gelächter ausbrachen. "Wenn Sie zum alten Maximilian halten, wird es Ihnen sicher nichts ausmachen, Ihre Frau mit uns zu teilen." Mit lüsternem Blick deutete er auf Mercedes.
"Ja, wir hatten seit Wochen keine Frau mehr", sagte einer seiner Kameraden auf englisch mit schwerem Südstaatenakzent.
"Sitzt ab und lass uns einen Blick auf sie werfen", befahl der Anführer.
Nicholas bedeutete seinen Männern zu gehorchen. Vom Boden aus konnten sie sich besser bewegen und schneller schießen - wenn sie nur wüssten, wie! Der alte Tonio und Mateo konnten mit einem Gewehr umgehen und würden in der Not Ruhe bewahren, aber bei den drei Jungen war er nicht sicher.
Rasch suchte er die Felsen und die Kakteen am Wegesrand nach einer möglichen Deckung ab, als die contre-guerillas mit erhobenen Gewehren auf sie zukamen.
"Nur damit es keine Missverständnisse gibt - warum lasst ihr Jungs nicht die Gewehre fallen", sagte der Anführer mit einem Lächeln, das seine Augen nicht erreichte.
Während seine Gefangenen gehorchten, die Jungen hastig und die älteren Männer mit stoischer Ruhe, legte Nicholas eine Hand an den Gürtel, als er sah, wie der Mann mit den grauen Augen Mercedes betrachtete. Selbst in den weiten, abgetragenen
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