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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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entfachte seinen Zorn. Und in der letzten Nacht hatte schrecklicher Zorn ihn erfüllt. Er war nahe daran gewesen, das zu tun, was sein Bruder getan hätte - sie mit Gewalt zu nehmen, ohne einen Gedanken an die Folgen für ihre Beziehung zu verschwenden.
    Nie zuvor in seinem Leben hatte eine Frau seine Gefühle so sehr aufgewühlt. Seit seine Mutter ihn nach Texas abgeschoben hatte, war es sein fester Vorsatz gewesen, sich aus jeder persönlichen Beziehung herauszuhalten. Frauen waren eine angenehme Beigabe für einen Söldner, Vergnügen und Zerstreuung, die man wie Whiskey und Tabak kaufen konnte.
    Und man konnte sie auch fortwerfen wie leere Flaschen und Zigarettenkippen. Innocencia war eine solche Frau. Mercedes nicht.
    Mercedes war stolz, und Lucero hatte sie verletzt. Das machte ihre Beziehung jetzt so schwierig. Sie vertraute ihm nicht. Aber noch mehr beschäftigte ihn ein anderes Problem, als er jetzt Peltre mit gleichmäßigen Bewegungen striegelte. Konnte jemand wie Nicholas Fortune einer Frau wie Mercedes Alvarado trauen? "Ich muss lernen, diese Besessenheit zu beherrschen, verdammt! Sie ist meine Gemahlin, und sie wird zu mir kommen. Ich muss nicht um die Krumen vom Tisch der Patrona betteln."

    Endlich war er mit dem Hengst fertig und übergab ihn dem ältesten Pferdeknecht. Dann ging er zum Baderaum, um den Staub der vergangenen Woche abzuwasche n. Während er sich zum Dinner umzog, konnte er an nichts anderes denken als daran, seine Frau zu lieben. Ein intimes Dinner für zwei in dem großen Speisesaal würde seine ohnehin schon angespannten Nerven zum Zerreißen bringen.
    Als er die Treppen hinunterging, grüßte Lupe ihn schüchtern.
    "Dona Mercedes bittet Sie, in die Küche zu kommen." Die ungewöhnliche Bitte überraschte ihn, doch er nickte und begab sich in Angelinas duftenden Herrschaftsbereich, wo der Geruch von würzigem Kaninchenragout die Luft erfüllte. Keine machos heute, gepriesen sei Gott! Er betrat den Raum und fand dort Mercedes und Rosario vor. Sie saßen an dem langen Tisch am Fenster.
    "Papa, wirst du mit uns essen? Wir haben dich vermisst, als du fort warst."
    "Ich entschied mich für unformelle Mahlzeiten, solange wir bis zum späten Abend draußen arbeiteten. Es war einfacher so.
    Wenn du es wünschst, werde ich Lupe veranlassen, den Tisch im Speisesaal zu decken", sagte Mercedes.
    Sie selbst hatte sich mit einem Bad erfrischt. Das aufgesteckte Haar schmiegte sich in feuchten Locken um ihren Kopf, und ihre Haut hatte einen goldenen Schimmer vom tagelangen Aufenthalt im Freien. Sie trug ein einfaches pfirsichfarbenes Musselinkleid, das mit weißer Stickerei verziert war. Er vergaß das Essen. "Es ist genau richtig so für heute Abend", sagte er und zog sich einen schweren Stuhl heran.
    Sie verzehrten das herzhafte Mahl und sprachen über das Einfangen des Viehs und das Gedeihen des Maises, spekulierten, wie das Wetter wohl werden würde, und ab und an mischte Rosario sich ein. Einem zufälligen Beobachter wären sie wohl wie eine glückliche Familie bei einem ganz normalen Essen erschienen. Aber der Gedanke an die kommende Nacht schuf eine gespannte Atmosphäre zwischen Nicholas und Mercedes, die im Gegensatz stand zu ihrer gelassenen Unterhaltung.
    Draußen im Schatten der Stallungen führten zwei Männer ein anderes Gespräch.
    "Ich sage, er hat sich verändert. Porfirio hat recht. Wir sollten tun, was der gringo verlangt", meinte der junge Vaquero.
    Der ältere Mann rauc hte seine Zigarette. Seine Augen funkelten in der Dunkelheit. "Na schön, Don Lucero hat sich verändert", sagte er mit einem seltsamen Lachen. "Du weißt nicht, wie er als Kind war, sonst würdest du bemerken, wie sehr er sich verändert hat."
    "Ich kenne den Hochmut der criollos ", erwiderte der Jüngling. "Früher wäre er niemals mit uns geritten, verschwitzt und staubbedeckt, wie wir sind. Jetzt hat er das Lager mit uns geteilt, unser bescheidenes Mahl, und er hat seinen Teil aus dem Krug mit Pulque getrunken, wenn die Reihe an ihm war. Er ist ein Mann des Volkes geworden. Der Krieg hat ihn dazu gebracht, die Dinge mit anderen Augen zu sehen. Er verließ die Armee, weil er die Besetzer nicht länger unterstützen konnte."
    "Don Lucero hat nicht viel Zeit bei der Armee verbracht", verbesserte der ältere Mann seinen jungen Begleiter. "Zuletzt war er bei den contre- guerillas, der schlimmsten Truppe, Halsabschneider im Dienste des Kaisers." Er spuckte verächtlich aus.
    "Das verstehe ich nicht. Du hast

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