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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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mit der Zeit wuchs. Wenn sie einschlief, lauschte sie auf den beruhigenden, gleichmäßigen Schlag seines Herzens an ihrem Ohr.
    Nach jenem Zwischenfall im Badehaus sah Mercedes nie wieder, dass Lucero an seiner früheren Geliebten auch nur das leiseste Interesse zeigte. Vielleicht war er ihrer einfach nur müde geworden, weil er während des Krieges weitaus exotischere und geschicktere Frauen kennen gelernt hatte. Oder vielleicht begehrte er wirklich nur noch seine Gemahlin. Das hatte er doch in der ihm eigenen spöttischen, selbstsicheren Art immer wieder behauptet. War diese spöttische Selbstsicherheit vielleicht seine Art, sich zu schützen? Sie fühlte die Sehnsucht in sich, als die Zeit verging und sie merkte, dass nur Lucero ihre Ruhelosigkeit beschwichtigen konnte, wenn sie sich ihm hingab.
    Würde sie jemals lernen, ihrem Gemahl zu vertrauen?
    Ein heller Strahl der Herbstsonne fiel durch den schmalen Schlitz zwischen den schweren Samtvorhängen in Dona Sofias Zimmer. Die alte Frau hatte sich ein wenig erholt, als die Tage kühler wurden. Nach der Messe saß sie für kurze Zeit in einem Lehnstuhl. Jetzt beugte sie sich vor und spähte durch die Öffnung zwischen den Vorhängen. Vom Fenster aus konnte man den Brunnen auf der anderen Seite des Innenhofes sehen.
    Mercedes ging unter dem Schutz der Bäume vorbei, als Lucero sich ihr in den Weg stellte.
    Die alte Frau kniff die Augen zusammen, während sie beobachtete, wie er Mercedes an sich zog und sie rasch und leidenschaftlich küsste. Er grub seine Hände in ihr goldenes Haar und bog ihren Kopf zurück, während er seine Lippen auf ihren Mund presste. Er liebkoste sie mit einer solchen Vertraulichkeit, dass Dona Sofia zornig aufstöhnte.
    Es kam der alten Frau so vor, als würde Mercedes seine Empfindungen erwidern. Dann ließ er sie abrupt los, und sie verschwand hinter den Bäumen, während er neben dem Brunnen stehen blieb, ein überhebliches Lächeln auf dem schönen Gesicht. Es war das Gesicht des Teufels und auch das seines Vaters. Aber war es auch das ihres Sohnes?
    "So wie es aussieht, wird es nicht mehr lange dauern, bis er ein Kind gezeugt hat - wenn sie nicht sogar schon guter Hoffnung ist", sagte sie leise und lehnte sich zurück. Das vorgebeugte Sitzen hatte sie angestrengt. Wie Anselmo das hassen würde, dachte sie befriedigt.
    "Du wirst von der Hölle auffahren, wenn der Bastard deines Bastards seine Hand nach Gran Sangre ausstreckt!" Ihr Lachen klang rau in der Stille.
    Plötzlich geriet sie in Atemnot und begann zu husten. Lazaro stürmte herein. Der Diener hob die zerbrechliche alte Frau hoch und lehnte sie gegen die Kissen auf ihrem Bett. Sie wog inzwischen nicht mehr als ein Kind. Dann läutete er um Hilfe, als die alte Patrona nach Luft rang.
    Sofort wurde Pater Salvador gerufen, und man schickte nach dem Arzt. Als Dona Sofia am frühen Abend begann, Blut zu spucken, versah Pater Salvador sie mit der Letzten Ölung, während Mercedes und Nicholas stumm zuschauten. Die alte Frau bemerkte ihre Gegenwart nicht.
    Der Arzt kam erst spät am Abend, und er konnte nur wenig tun, um ihre Kurzatmigkeit zu lindern. Er gestattete Angelina, die sich sehr gut mit Heilkräutern auskannte, ein Getränk aus aromatischen Salvien und Walnussrinde zu brauen. Geduldig flößten sie und Mercedes Dona Sofia das Gebräu abwechselnd ein, Löffel für Löffel. Gegen Mitternacht schlief sie endlich ein.

    Mercedes trat aus dem Krankenzimmer in die Halle und wünschte sich nur noch ein heißes Bad und dann eine ausgedehnte Nachtruhe, als sie sah, dass Pater Salvador an der Treppe stand. Er näherte sich ihr mit ernstem Gesicht.
    "Es gibt etwas Dringendes zu besprechen, Dona Mercedes.
    Ich bitte um eine Unterredung unter vier Augen."
    Sie nickte, dann folgte sie ihm die Halle entlang in sein kleines Arbeitszimmer. In Glasschränken befanden sich religiöse Bücher. An der Stirnwand stand ein hölzernes prie deux mit einem schweren Kruzifix davor. Statuen von verschiedenen Heiligen blickten ernst auf sie hinab, als er sie bat, sich zu setzen.
    Er ging ein paar Schritte, dann wandte er sich um und sah sie an. "In den letzten Monaten, als ich mich während ihrer Krankheit um Dona Sofia kümmerte, hat sie wenig oder gar nicht von der Rückkehr ihres Sohnes gesprochen."
    Trotz ihrer Müdigkeit lächelte Mercedes. "Ich bin erstaunt, dass sie Ihnen keine sündhaften Gedanken gebeichtet hat."
    Er hielt seine blauen Augen auf sie gerichtet. "Natürlich darf ich das

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