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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shril Henke
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Enthüllung des alten Priesters überraschte sie. "Es ist Rosario."
    Er sah sie verwundert an. "Sie hat das heilige Sakrament der Taufe doch gewiss bei den Ursulinen erhalten."
    "Ja, natürlich", entgegnete sie. "Ich möchte, dass Sie Rosario Lesen und Schreiben lehren. Ich weiß, dass Sie Lucero nicht unterrichtet haben, aber wir können uns jetzt keinen Privatlehrer leisten."
    Er dachte darüber nach, ging zu dem kleinen Fenster und sah zu den Bergen hinüber, zu denen Lucero geritten war. "Haben Sie schon mit Ihrem Gemahl gesprochen?"
    "Nein, aber er hat ihr vorgelesen, genau wie ich - ich weiß, dass auch er es wünscht."
    "Ich möchte nicht gefühlsroh klingen, aber es war ein Fehler, das Kind nach Gran Sangre zu bringen. Die hacendados werden sie niemals akzeptieren. Wenn sie genauso unterrichtet und erzogen wird wie eine criolla, was wird dann aus ihr, wenn sie ins heiratsfähige Alter kommt? Ihre Aussichten werden nicht gut sein." Die Sorge des alten Mannes schien von Herzen zu kommen.
    Mercedes konnte über seine Argumente nicht mit ihm streiten, denn sie wusste, dass er die Wahrheit sagte. Aber noch immer hörte sie die Stimme eines einsamen kleinen Mädchens.
    Ich will nur lesen können. "Wenn sie erwachsen wird, werden wir uns dieser Situation stellen. Lucero hat entschieden, sie in unser Haus zu holen, und sie gebeten, ihn Papa zu nennen. Sie wird mit allen Vorteilen des Namens Alvarado aufwachsen."
    "Aber sie wird diese Vorteile nicht haben", mahnte er sanft.
    "Ich habe gehört, dass es Möglichkeiten gibt, sie zu legitimieren", sagte sie hoffnungsvoll.
    "Für unehelich geborene Söhne ist das vielleicht möglich, wenn es keinen legalen Erben gibt. Für ein Mädchen indes wäre es sogar in normalen Zeiten nicht leicht, und wir leben nicht in normalen Zeiten, Dona Mercedes."
    "Werden Sie sie unterrichten, Pater?"
    Er ließ müde die Schultern sinken. "Bringen Sie Rosario nach dem Frühstück zu mir, dann werden wir anfangen. Ich hoffe nur, dass sie gelehriger ist als ihr Vater."
    Mit einem triumphierenden Lächeln begab Mercedes sich auf die Suche nach Luceros Tochter.
    In den folgenden Tagen brachte Lupe Rosario zum Unterricht zu Pater Salvador, sobald Mercedes hinausgegangen war, um auf den Feldern zu arbeiten. Kurz vor Mittag kehrte Mercedes nach Hause zurück, um zu essen, dann nahm sie Rosario mit zum Fluss, wo die Männer an den Bewässerungsgräben arbeiteten. Bufon, der ständige Begleiter des Kindes, beobachtete sie eifersüchtig.
    "Wann kommt mein Papa zurück?" fragte Rosario dann an einem frühen Nachmittag unten am Fluss.
    Mercedes wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn und entgegnete: "Ich bin nicht sicher. Wenn die Vaqueros so weit reiten müssen, dauert es manchmal länger als vorgesehen. Denk daran, zu Gran Sangre gehören mehr als vier Millionen Hektar Land."
    Die Augen des kleinen Mädchens wurden riesengroß, als sie versuchte, sich vier Millionen von irgend etwas vorzustellen, was für ein Kind von noch nicht fünf Jahren einfach unmöglich war. "Ich vermisse ihn. Du auch?"
    Mercedes war auf eine solche Frage nicht vorbereitet und sah sich rasch um, ob jemand zugehört hatte. Sie wusste, dass die Dienstboten über die ehelichen Probleme von Patron und Patrona redeten. Niemand war in Hörweite, als sie erwiderte:
    "Ich frage mich, wann er wohl zurückkehren wird."
    Tatsächlich hatte sie schlaflose Nächte mit Gedanken über Luceros Heimkehr verbracht. Sie wusste, er würde erwarten, dass sie wieder in sein Bett kam. Schließlich hatten sie ihre Pflichten gegenüber dem ruhmvollen Namen Alvarado. Gran Sangre musste einen Erben bekommen. Und seit seiner Rückkehr aus dem Krieg nahm Lucero seine Pflichten sehr gründlich wahr.
    Sie hatte gehört, wie die Dienstboten über die langen, anstrengenden Stunden sprachen, die er im Sattel verbrachte, und sie hatte mit eigenen Augen gesehen, wie staubbedeckt und müde er war, hatte sogar die Druckstellen von den Seilen gesehen und die Verletzungen an seinem Körper, die von der Arbeit mit halbwildem Vieh herrührten. Wenn sein Plan erfolgreich war, dann würde die Hazienda wieder über eine bemerkenswerte Anzahl von Rindern und sogar ein paar hervorragende Reitpferde verfügen.
    Ginge doch nur ihr eigenes Vorhaben genauso gut voran.
    Freudlos betrachtete sie die Bewässerungsgräben durch die flirrende Hitze. In all diesen Tagen schwerer Arbeit hatten sie nur dreißig Yards des Hauptkanals geschafft. Die Erde war hart und trocken, aber

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