Wildes Blut
etwas ...
"Emory ist ein Rebell aus St. Louis", erklärte McClosky grinsend. "Davon gibt es hier nicht viele."
"Die Familie meiner Mutter kam aus Virginia und wurde im Süden von Missouri angesiedelt", erklärte Jones sofort, während Mercedes sich mit den Frauen bekannt machte.
Als diese ihr hervorragendes britisches Englisch hörten, waren sie entzückt. Die Patrona bat sie und die Kinder in die sala, dann ging sie, um Erfrischungen zu holen und die Schlafräume herrichten zu lassen. Gastfreundschaft war bei den mexikanischen criollos eine geheiligte Tradition.
Als Mercedes zurückkehrte, waren die Männer mit Lucero in sein Arbeitszimmer gegangen, um etwas Stärkeres zu trinken als die Limonade, mit der die Frauen sich erfrischten. Angelina bediente sie.
"Die Yankees haben alles verbrannt", sagte Marian Fletcher traurig. "Wir mussten unsere letzte Habe zusammenkratzen, um genug für eine Wiederansiedlung in Mexico aufzubringen."
Die anderen Frauen stimmten in ihre Klagen ein, die von Bitterkeit und Unsicherheit durchsetzt waren.
"Ist ... ist das Land überall in Mexico so unfruchtbar wie in Sonora, Dona Mercedes?" frage Lucinda schüchtern. Sie war eine magere Brünette, die ein wenig an einen Vogel erinnerte.
Ihr einst zarter pfirsichfarbener Teint war sonnenverbrannt, und die Haut spannte sich über den hohen Wangenknochen.
"Nein, in weiten Teilen meines Landes herrscht tropisches Klima, und die Täler sind fruchtbar. Getreide wächst das ganze Jahr über", erwiderte Mercedes. "Ich kam zum erstenmal als Braut nach Sonora, und mir schien dieses Land auch unwirtlich, aber es besitzt eine wilde, ungebändigte Schönheit, an die man sich gewöhnt. Ohne den Krieg wäre dies hier eine blühende Hazienda. Jetzt bewässern wir fast hundert Hektar für Futtermais, und mein Gemahl hat Hunderte von Rindern und auch Vollblutpferde zusammengetrieben."
"Man sagte uns, dass wir Land bekommen würden - viel Land. So wie dieses", sagte Marian hoffnungsvoll. "Wie können Sie ein so schönes Haus in dieser einsamen Gegend führen?"
Die Frauen sprachen über verschiedene Aspekte der Haushaltsführung. Offensichtlich kamen Lucinda und Marian aus reichen Familien, während Callie McClosky erwähnte, dass sie von einer kleinen Farm in Tennessee stammte. Sie alle waren die Töchter und Ehefrauen von Soldaten, die ihr Land und auch ihren Stolz im amerikanischen Bürgerkrieg verloren hatten. Jetzt träumten sie davon, ein neues Leben zu beginnen, doch das fremde Land schüchterte sie ein. Mercedes bemühte sich nach Kräften, sie zu beruhigen, erzählte indes auch vom Krieg in Mexico. Das war ein Thema, mit dem sie alle nur zu vertraut waren.
Während die Frauen über ihre Ängste und Hoffnungen sprachen, kamen die Männer sofort auf ihr unmittelbares Problem zurück, nämlich wie sie von Sonora nach Durango und damit zu den übrigen konföderierten Immigranten gelangen sollten. Nicholas holte eine Karte und zeigte Emory Jones und den anderen den direkten Weg. Nachdem das geklärt war, wandte sich das Gespräch den Zukunftsplänen zu.
"Ich habe gehört, dass Mexico ein unglaublich reiches Land ist, voll von Indianern, die für uns arbeiten werden", sagte McClosky zu Nicholas.
"Ja. Commissioner Maury versicherte uns, dass jede Familie tausend Hektar des besten Landes erhält", fügte Fletcher hinzu.
"Große Teile Mexicos sind reich, aber der Krieg hat auch hier die alten Strukturen verändert", begann Fortune vorsichtig. "Ich bezweifle, dass irgend jemand Ihnen so viel Land zusichern kann."
"Wollen Sie damit sagen, dass Ihre Regierung uns belogen hat?" fragte McQosky empört.
"Mexico hat seit fast zehn Jahren keine richtige Regierung", erwiderte Nicholas. "Liberale und Konservative wechselten sich ab. Deswegen kamen die Franzosen her. Sie setzten Maximilian auf den Thron."
Emory Jones nippte an seinem aguardiente, während er über den Rand des Glases hinweg seinen Gastgeber mit einem langen Blick aus seinen farblosen Augen fixierte. "Das klingt mir sehr nach einem Juarista, Don Lucero."
Nicholas zuckte die Schultern. "Ich habe das Interesse an Politik verloren."
"Aber Sie sagten, Sie hätten unter dem Kaiser gedient", sagte Fletcher. Einen Mann, der seine Prinzipien aufgab, konnte er nicht verstehen.
"Sagen wir, ich möchte, dass der Krieg aufhört - auf welche Weise auch immer. Ich habe nicht einmal mehr genügend Männer, um die Pferde zu versorgen."
"Ich hörte, dass sie alle für Juarez kämpfen", sagte Jones
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