Wildes Blut
mit der angeborenen Grazie eines criollo. Jede Bewegung seines sehnigen, eleganten Körpers sprach von Selbstvertrauen und Macht, während er knappe Anweisungen für das Tagewerk gab.
Sie dachte daran, wie sich sein Haar auf ihrer Haut angefühlt hatte, als er ihren Leib mit Küssen bedeckte. Allein der Gedanke an die vergangene Nacht genügte, um glühende Hitze in ihr zu entfachen.
Sie biss sich auf die Lippe und wandte sich vom Fenster ab.
Mit jeder Nacht wurde ihr Widerstand schwächer. Sie wollte wissen, wonach es sie verlangte, was ihr noch fehlte, was ihn mit solcher Gewalt erzittern ließ, wenn er sie genommen hatte.
Ob es wohl für eine Frau genauso war wie für einen Mann?
Gewiß nicht - aber warum lockten manche Frauen ihre Männer dann und sahen ihnen ständig nach? Sie hatte dieses Verhalten zwischen Eheleuten auf der Hazienda gesehen, sogar zwischen Männern und Frauen ihres eigenen Standes in Hermosillo.
Die Erinnerungen an ihre Eltern waren verschwommen, doch sie glaubte, sich an das Lachen ihrer Mutter zu erinnern, das aus dem Schlafzimmer drang. Aber das war etwas anderes. Ihr Vater und andere Männer waren nicht so wie Lucero Alvarado. Er würde sie benutzen und dann verstoßen. Hatte er das nicht schon früher getan?
"Er ist jetzt so anders als früher. Er verwirrt mich", murmelte sie und rieb sich die Schläfen. Ihr Kopf begann zu schmerzen.
Sie beugte sich über die Wasserschüssel auf dem Eichentisch in ihrem Ankleidezimmer und benetzte sich das Gesicht. Es gab einfach zu viel zu tun, um die Zeit damit zu verschwenden, hier in Selbstmitleid zu versinken. Man muss den Dingen ihren Lauf lassen. Ein Teil von ihr hoffte, bald zu empfangen, damit Lucero sie in Ruhe ließ. Doch ein anderer Teil, der nicht so unterdrückt war, wie er sein sollte, fragte sich, ob er sein Wort halten und weiterhin bei ihr liegen würde, wenn sie an Leibesumfang zunahm. Hoffte sie, dass er die Wahrheit sagte? Sie wusste, nur zu bald würde ihr Widerstand gegen seine Verführungskünste zusammenbrechen.
Während Mercedes mit ihrer Morgentoilette beschäftigt war, ritt Nicholas zu den Gebieten im Osten, wo es mehrere kleine Rinderherden gab. Auch er dachte an die schwierige Beziehung, die ihn mit Mercedes verband. Doch plötzlich wurden seine Überlegungen von einem der Vaqueros unterbrochen, der ihm etwas zurief.
"Was gibt es, Gomez?"
Der Reiter schnippte die Zigarette, die er gerade zu Ende geraucht hatte, ins Gras, dann antwortete er: "Die Männer hier haben ein paar Eindringlinge gestellt. Peons aus San Ramos. Sie haben einen Stier mit dem Brandzeichen von Gran Sangre geschlachtet." Sein schmales, dunkles Gesicht nahm einen erwartungsvollen Ausdruck an. "Soll ich sie auf die übliche Art bestrafen?" Er griff nach der Peitsche, die wie eine schwarze Schlange hinter seinem Sattel aufgerollt war.
Fortune krampfte sich der Magen zusammen, doch er ließ sich seine Erregung nicht anmerken. Er wusste, wie die Regeln in diesem feudalen Staat lauteten: Wenn ein Peon Vieh von einem hacendado stahl, wurde er ausgepeitscht. Und das war noch die mildeste Strafe.
"Ich werde mich darum kümmern", sagte er ruhig und nickte Gomez kurz zu, während er an ihm vorüberritt.
Caesar Ortega stand starr vor Entsetzen da, als der hochmütig wirkende Don auf ihn zuritt. Obwohl er nur einfache Arbeitskleidung trug, hätte jeder in Mexico ihn sofort als Aristokraten erkannt - an dem Schnitt seines Gesichts, der anmutigen Kraft seines Körpers, der Art, wie er zu Pferde saß.
Caesar wünschte sich, nicht mit Antonio gegangen zu sein, aber sein Bruder hatte so überzeugend gewirkt. Wer würde auf Gran Sangre schon einen Stier vermissen, wenn der Patron doch so viele besaß? Die Schreie seiner hungrigen Kinder hatten Antonios Argumente nur noch verstärkt.
Aber wer würde nun für ihre Familien sorgen, wenn sie verkrüppelt oder tot waren? "Gnade, Patron, ich flehe Sie an."
Antonio weinte, als er vor dem großen grauen Hengst auf die Knie sank. Caesar blieb aufrecht stehen und musterte den stolzen criollo. Er hätte Sylviana und die Kinder nehmen und mit den Guerillas in die Berge gehen sollen. Dann wäre er wenigstens wie ein Mann im Kampf gestorben. Aber er würde nicht betteln wie Antonio.
Nicholas sah die beiden Männer an. Sie trugen staubige weiße Baumwollhosen und weite Hemden, ausgefranst und schmutzig. Selbst die Kleidung konnte ihre dünnen Leiber nicht verbergen. Ihre Gesichter waren von tiefen Linien durchzogen, die
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