Wildes Blut
nicht vom Alter stammten, sondern vom harten Leben in diesem unwirtlichen Land.
Die Peons in den kleinen Dörfern hatten keine Reiter, um Bewässerungsgräben zu ziehen, daher waren sie bei ihrer Maisernte allein auf den Regen angewiesen. Und dies war ein trockenes Land. In diesem Jahr hatte es wenig Regen gegeben, im vergangenen noch weniger, so hatte Mercedes ihm erzählt. In den vergangenen fünfzehn Jahren war er durch Hunderte von Dörfern geritten wie das, aus dem diese beiden kamen. Egal ob auf der Krim, in Nordafrika oder Mexico - der Hunger trug überall dasselbe Gesicht.
Fortune übersah den hysterischen Mann und wandte sich an seinen älteren, gelassen wirkenden Begleiter. "Was kannst du zu deiner Verteidigung sagen?" fragte er mit ruhiger Stimme.
Caesar deutete auf das Tier, das mit durchgeschnittener Kehle in der engen Schlucht lag, wo sie es hatten einkesseln können.
Das Blut auf seiner Machete war der Beweis für ihre Schuld.
"Wir haben es getötet. Seit Wochen haben unsere Kinder nichts als Maismehl und Wasser mit Asche gegessen. Die Trockenheit hat die Ernte vernichtet. Wir waren verzweifelt. Und Sie hatten soviel Vieh, wir dagegen gar nichts." Seine Erklärung war überzeugend in ihrer Schlichtheit.
"Ihr seid beide jung genug. Warum kämpft ihr nicht für Juarez?" fragte Fortune.
"Ich habe daran gedacht, ja, Senor. Aber ein toter Soldat kann nicht für seine Kinder sorgen. Ich habe vier, mein Bruder Antonio drei. Seine Frau ist wieder guter Hoffnung."
"Sie vermehren sich wie die Tiere", sagte Gomez verächtlich.
Antonio verstummte endlich. Dann erhob er sich von den Knien und stellte sich neben Caesar. "Wir werden unsere Strafe entgegennehmen", sagte er ruhig.
"Und wir werden sie euch gern geben", sagte einer von Gomez' Begleitern mit einem hässlichen Lachen.
Nicholas sah von ihren erwartungsvollen Gesichtern, die Gewalt verhießen, hin zu den beiden hageren Gestalten, die vor ihm standen. So laufen die Männer zu Juarez über. Wir helfen ihm dabei.
Wann hatte er begonnen, sich selbst als einen Teil des Landes zu betrachten, als einen criollo, einen hacendado? Zur selben Zeit, als er begann, in Mercedes seine Gemahlin zu sehen? Mit einem Fluch sagte er: "Nehmt das verdammte Rind mit in euer Dorf. Aber wenn ich euch jemals wieder auf meinem Land erwische, dann spieße ich euch persönlich auf einen Kaktus und lasse euch verbluten, während die Geier eure Eingeweide fressen."
Er gab seinen erstaunten Männern ein Zeichen, dass die Sache erledigt sei, dann ließ er Peltre zurücktraben. Als er zu Hilario hinübersah, bemerkte er ein heimliches Lächeln in dessen Augen. Doch es verschwand sogleich, und Nicholas fragte sich, ob er es sich vielleicht nur eingebildet hatte.
Die Gerüchte über das seltsame Verhalten des Patron verbreiteten sich auf der Hazienda. Don Lucero, der vier Jahre lang für den Kaiser gekämpft hatte, speiste nun republikanische Soldaten und führte französische Patrouillen in die Irre. Er hatte sogar zwei Peons freigelassen, die er ebenso gut hätte zu Tode peitschen lassen können. Der Krieg ging seltsam mit den Menschen um, wurde gemurmelt. Gewöhnlich waren die Männer böser und verbitterter, wenn sie zurückkehrten. Aber der verschwenderische, hochmütige junge Don war gefestigt und fleißig, als er zurückkehrte, und arbeitete Seite an Seite mit seinen Männern, um wiederaufzubauen, was der alte Don vernachlässigt hatte. Jetzt passte er zu Mercedes, die alle bewunderten.
Alle außer Innocencia, die ihre Zeit still und schweigsam verbrachte, während sie abwartete und die seltsame Wandlung ihres früheren Liebhabers beobachtete. Als die Monate vergingen und er seiner blassen kleinen Frau treu blieb, gab sie jede Hoffnung auf, ihn jemals wieder in ihr Bett holen zu können. Er war endgültig für sie verloren, genauso wie ihr angenehmes Leben.
"Faules Ding, hör auf zu träumen und putz die Pfannen auf dem Herd", schalt Angelina ihre Helferin.
Innocencia hatte durch das Fenster zum Brunnen gestarrt, wo Lucero in der glühenden Mittagshitze stand. Er leerte einen Eimer mit kaltem Wasser über seinem schweißbedeckten, staubigen Leib aus. Seine dünne blonde Frau, die ebenfalls schwitzte und wie eine Bäuerin gekleidet war, war bei ihm, zusammen mit seiner unehelichen Tochter. Innocencia kniff Hasserfüllt die Augen zusammen, als die drei lachten und scherzten, während sie sich nach der Arbeit erfrischten.
Angelinas Stimme wurde schneidender, als sie das
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