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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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trösten, daß wenn Jonathan irgend etwas zustieß, es sicher unmöglich war, Indias Halbbruder zu finden, und wenn doch, er bestimmt nicht daran interessiert war, die Kinder seiner Halbschwester zu sich zu nehmen; sie würden damit sicher ihrer Obhut überlassen werden. Was konnte man schon von einem Mann erwarten (Rachel vermutete, daß Indias Liebe zu ihm ihren Blick etwas getrübt hatte), der entgegen dem Wunsch seines Vaters seine Jugend in Saloons, Bordellen und auf Mississippidampfern verbracht und fast den ganzen Krieg lang getrunken, gehurt und gespielt hatte? Von einem Mann, der nach der schändlichen Kapitulation des Südens nach Hause zurückgekehrt war und sein Lotterleben fortgesetzt hatte, bis er tatsächlich einen anderen Mann wegen einer Mulattendirne in einem Bordell im French Quarter erschossen hatte? Zweifellos hatte der Tunichtgut bereits ein böses Ende gefunden.
    Nein, wenn Jonathan etwas zustieß, brauchte sie nicht zu fürchten, daß Indias Halbbruder auftauchte und die Beecham-Kinder für sich beanspruchte. Ein Mann wie er war doch wohl kaum fähig, Zuneigung für acht Nichten und Neffen zu empfinden, die er noch nie gesehen hatte. Und sollte er es durch irgendeinen Zufall doch tun, würde sie ihm schnell den Kopf zurechtsetzen, genau wie sie um Indias Kinder willen Jonathan bei der erstbesten Gelegenheit den Kopf zurechtsetzen würde – selbst wenn sie den trunkenen Bastard anbinden und jede seiner Whiskyflaschen persönlich zertrümmern mußte!

4. KAPITEL
    Irgendwann kamen Männer an den Zusammenfluß des Big und des Little Arkansas und bauten dort, mitten im Herzen des Heartlands, dieser leeren, endlosen Prärie, die als Great Plains bekannt war, eine Stadt.
    Obwohl sie eigentlich gar nicht die Absicht gehabt hatten, nutzten sie ihre Chancen, als im Laufe der nächsten Jahre die ersten Siedler kamen und die provisorischen Handelsposten, die die Männer errichtet hatten, zu festen Siedlungen ausgebaut wurden. Denn sie waren hart und gewitzt diese Trapper, Händler und Abenteurer, die sich bis nach Kansas vorwagten, und sie besaßen genug Weitsicht, um sich die Zukunft vorzustellen, und genug Unternehmungslust, einen Traum in die Wirklichkeit umzusetzen.
    In ihrer Begeisterung, der Geschichte ihren Stempel aufzudrücken, einen kleinen Teil des Schicksals zu formen und der Nachwelt eine Stadt zu hinterlassen, wo einst nur Prärie gewesen war, vertrieben diese Gründungsväter just jene Wichita-Indianer, mit denen sie zuvor Fallen gestellt und gehandelt, die Friedenspfeife geraucht und Freundschaft geschlossen hatten. Die Männer versuchten, diese Vertreibung mit Verträgen und wenig Blutvergießen korrekt zu bewerkstelligen (wenn auch viele der verwirrten Eingeborenen an den Krankheiten der Siedler und an Kälte und Hunger starben, so daß während ihrer Umsiedlung ein Fluß am Chisholm-Trail Skeleton Creek getauft wurde, nach den gebleichten Knochen der Indianer, die an seinen Ufern verstreut lagen). Ironischerweise übernahmen die Gründungsväter von den Indianern auch den Namen für ihre Stadt – Wichita, was soviel wie »Verstreute Hütten« bedeutete.
    Vom Zeitpunkt ihrer Einbürgerung im Jahr 1870 an war die Stadt schrill und neureich gewesen und damit ein Dorn im Auge ihrer älteren, etablierteren Rivalen wie beispielsweise das nahegelegene Park City. Mit diesem Nachbarn wetteiferte die Stadt um den Rinderhandel in Texas – um Herden, die auf dem Weg zu den Schlachthäusern im Norden einen Rastplatz auf halbem Weg brauchten. Die Gründungsväter schreckten nicht einmal davor zurück, die führenden Treiber zu bestechen, ihre Herden durch Wichita anstatt Park City zu treiben und bezahlten ihnen fünfzehn Dollar für jedes Stück Vieh, das ihnen durch den Umweg über Wichita verlorenging.
    Aber auch innerhalb der Stadt gab es ständig Reibereien. William »Dutch Bill« Greifensteins »Douglas Avenue« -Fraktion und Darius Mungers »North Enders« bekämpften sich ständig – angefangen vom Bauplan Wichitas, dem Standort der Brücken über den Big Arkansas bis zu den Straßennamen – jede Gruppe war wild entschlossen, das letzte Wort zu haben. Aber genau diese hitzige Konfrontation förderte das schnelle Wachstum der Stadt, da auch Wichitas Geschäftsleute erbarmungslos miteinander konkurrierten. Die Stadt mochte zwar vom Aussehen her primitiv sein, mit ihren grobgezimmerten Häusern, provisorischen Gehsteigen und Staub- (oft Schlamm-) Straßen, aber es fehlte nicht an

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