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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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sie schreien und vor Wonne stöhnen würde, wenn er sie noch einmal nahm (um an seine 7,50 Dollar zu kommen, würde sie hart arbeiten müssen). Dann fiel ihm Rachel wieder ein, und er drehte sich zurück zum Fenster und brüllte hinunter zu ihr: »Hörst du mich, Miss Anständig Wilder? Mach dich auf den Weg, wie ich’s dir gesagt habe! Geh heim in dein kaltes, leeres Bett! In Delano können wir keine arroganten, prüden Weiber gebrauchen – besonders solche nicht, die verrückt sind wie eine Kuh, die Locokraut erwischt hat – hick!«
    Rachel begann vor Wut und Scham über diese Beleidigungen zu weinen, denn er hatte leider den Nagel auf den Kopf getroffen. Sie wußte, daß sie mit achtzehn von den meisten praktisch schon als alte Jungfer gesehen wurde, und daß es auch einige gab, die behaupteten, sie wäre »nicht ganz dicht im Kopf«. Aber die Tatsache, daß sie tatsächlich unverheiratet war und wahrscheinlich auch bleiben würde, und daß die anderen Gerüchte über sie unwahr und boshaft waren (und zum Großteil außerdem noch von Beecham in die Welt gesetzt), machten das Gerede nicht weniger schmerzlich.
    Nach dieser nicht gerade feinen Tirade kicherte Jonathan hämisch, setzte die Whiskyflasche an und begrub dann lüstern sein Gesicht zwischen Emmalous ausladenden, fast nackten Brüsten. Emmalou packte ihn am Schwanz und mit einem selbstzufriedenen Lächeln auf ihrem scharlachroten Mund starrte sie Rachel direkt in die Augen, um sich zu versichern, daß die junge Frau auch wirklich angemessen schockiert war. Dann zerrte sie Jonathan mit einem Lustschrei vom Fenster weg, erschien kurz noch einmal mit ein paar obszönen Gesten und Worten für Rachel, dann schlug sie das Fenster mit einem ohrenbetäubendem Knall zu. Unglücklicherweise war eine der vier Scheiben gebrochen, und ein paar Minuten später waren durch das Loch heisere Schreie und unmißverständliche Seufzer zu hören, die Rachel vor Scham erröten ließen.
    Wäre da nicht der Gedanke an die armen mutterlosen Beecham-Kinder gewesen – die sich, so gut es ging, alleine in dem heruntergekommenen Lehmhaus durchschlugen-, hätte sie ihrem Pferd die Sporen gegeben und wäre, so schnell sie das Pferd trug, nach Hause zurückgaloppiert. Aber die herzerweichende Erinnerung an die verängstigten, traurigen Gesichter der Kinder heute früh bestärkten sie in ihrem Entschluß. Sie war heute morgen hinübergeritten, um nach ihnen zu sehen, und hatte feststellen müssen, daß sie die Nacht alleine verbracht hatten; sie waren verängstigt von den Schatten, die kamen und gingen und sich in Indianer, Kojoten und Klapperschlangen und alle anderen Schreckensgespenster von Präriekindern verwandelt hatten. Sie schluckte ihren Stolz hinunter. Noch nie hatte sie klein beigegeben, und gleichgültig, wie schwer es auch sein würde, irgendwie würde sie Jonathan Beecham dazu bringen, seine Pflicht zu erfüllen! Es war das wenigste, was sie für den Nachwuchs der armen India tun konnte.
    Bei dem Gedanken an ihre tote Freundin schob Rachel ihr Kinn vor und richtete sich auf. Sie ignorierte die Passanten, die sie anstarrten, denn sie wußte, daß es mehr als genug Schurken gab, die glaubten, jede Frau in Delano, auch eine Dame, sei ein williges Opfer, das sie bei nächstbester Gelegenheit packen und vergewaltigen könnten. Also blieb sie mit dem Finger am Anzug ihres Gewehres auf ihrem Pferd sitzen. Jetzt packten ihre Hände, die trotz der Handschuhe taub vor Kälte waren, den Kolben noch fester.
    »Jonathan Beecham!« brüllte sie erneut, zitternd vor Wut. »Jonathan Beecham! Du mieser Feigling! Komm sofort da raus! Eine Schande ist das, wie du dich aufführst – und India ist kaum einen Monat unter der Erde, und deine acht trauernden Kinder sind auch noch allein zu Hause! Jonathan Beecham, hörst du mich?« Es kam keine Antwort, und Rachel fluchte leise vor sich hin. »Verflucht!« Dann erhob sie noch einmal die Stimme: »Ich schwöre, wenn du nicht innerhalb der nächsten paar Minuten durch diese Salontür kommst, wirst du es bereuen, du widerwärtiges Stück Ungeziefer!«
    Die einzige Antwort war Emmalous obszönes Lachen und das heftige (und deshalb deutlich hörbare) Ächzen der rostigen Bettfedern. Rachel errötete erneut bis in die Haarwurzeln, ihr Mund wurde zu einem grimmigen Strich. Dann wandte sie sich mit kriegerisch funkelnden Augen zu dem wachsamen Schwarzen, der auf einem alten Maulesel neben ihr saß.
    »Poke«, befahl sie, »du steigst sofort ab, gehst

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