Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
Vom Netzwerk:
noch lange nicht das Recht, ihm Befehle zu erteilen, oder? Und mich zu behandeln, als wär’ ich der letzte Dreck, und mich um mein sauerverdientes Geld bringen – wo ich doch alles getan hab’, um dem armen Kerl seinen Schmerz zu erleichtern! Verrückte alte Jungfer! Wenn ich die je wiederseh’, verpaß ich ihr eine Kugel, genau das werd’ ich! Sie ist nicht die einzige Frau in der Stadt, die mit einer Waffe umgehn kann!«
    Emmalou keifte weiter, aber Slade hörte sie nicht mehr, betäubt vom Schock und Schmerz, der sich grausam und scharf wie ein Messer in sein Herz bohrte. India tot? Nein, das konnte einfach nicht wahr sein! Bilder einer jungen Frau mit wehenden schwarzen Haaren und lustigen blauen Augen verfolgten ihn. Sie war die einzige Frau, die ihn je geliebt hatte. Selbst seine schöne, aber kühle Mutter war immer zu beschäftigt gewesen, um sich viel um ihn zu kümmern, obwohl sie viel gelacht hatte und dann und wann auch lieb zu ihm gewesen war. Slade konnte sich eigentlich nur noch an ihr Lächeln und ihr Parfum erinnern, ihren hastigen Kuß und leichten Schritt, mit dem sie in Gedanken bereits ganz woanders aus dem Zimmer glitt. Seine Mutter war für ihn nie wirklich gewesen, eher ein Engel, den er von weitem verehrte. Im majestätischen Haus seines Vaters am Ufer des Mississippi, einem Haus, das so riesig war, daß ein einsamer kleiner Junge zahllose Verstecke fand, in denen ihn keiner entdecken konnte, sofern sich jemand die Mühe gemacht hätte, nachzuschauen – hatte allein India ihn wirklich geliebt. So viele Jahre hatte er verschwendet, ein Fremder für seine Halbschwester, ohne zu ahnen, wie schlecht es ihr ging. Er hätte ihr geholfen, wenn er es gewußt hätte. So viele lange harte Meilen war er geritten, um die verlorene Zeit einzuholen … Nein, es war einfach nicht möglich, daß sie tot war.
    Slade starrte in Jonathans bleiches Gesicht, und wie nie zuvor zeigten sich seine Gefühle in diesem Blick. Er sah, daß das Schlimmste wahr war. In diesem Augenblick sah er rot und drehte völlig durch. Mit einem gequälten Wutschrei sprang er Beecham an den Hals und schlug ihn brutal zu Boden.
    Emmalou schrie vor Angst, ließ den Besen fallen und rannte aus dem Zimmer, während Jonathan wild um sich schlagend versuchte, sich zu verteidigen. Aber er war wie ein kleines Tier in den Klauen eines Berglöwen – hilflos, kopflos vor Panik. Sein Gesicht lief rot an, seine Augen traten aus den Höhlen, als Slades Hände sich wie ein Schraubstock um seinen Hals legten, ihn würgten und seinen Kopf so heftig gegen die Bodenplanken hämmerten, daß es unten in der Bar zu hören war. Beecham würgte und rang keuchend nach Luft, versuchte verzweifelt, Slades Finger zu lösen, aber vergeblich. Dann, endlich, gerade als Jonathan dachte, er müsse sterben, ließ der Berserker ihn los. Beecham rang wie ein Ertrinkender nach Luft. Aber bevor er wieder richtig atmen konnte, riß ihn Slade brutal hoch und verpaßte ihm ein blaues Auge.
    Und dann verprügelte er ihn vor lauter Schmerz und Zorn so gnadenlos, daß Jonathan bald nicht mehr wie ein Mensch aussah, sondern wie etwas, über das eine Herde durchgehender Rinder getrampelt war. Beide Augen waren fast völlig zugeschwollen, Blut spritzte aus seiner gebrochenen Nase und tropfte von seiner geplatzten Lippe, seine Brust und sein Leib waren übersät mit Blutergüssen. Zumindest drei seiner Rippen waren gebrochen. Er triefte vor Schweiß und Blut und Regen, der durch das zerstörte Fenster hereinprasselte. Jetzt stand er schwankend da, nur noch die Reste seines männlichen Stolzes und die erbarmungslosen Hände des Gegners hielten ihn aufrecht. In einer dämmrigen Ecke seines benommenen Verstandes begriff Jonathan, daß er am Ende war.
    Da erschien plötzlich, angelockt von Emmalous Geschrei und dem Gedanken, daß man seinem Saloon noch mehr Schaden zufügen könnte, Verne Lundy, der Besitzer, mit Marshal Meagher im Schlepptau. Aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrungen mit Barschlägereien packten die beiden Männer Slade mit geschicktem Griff und zerrten ihn von Beechams kauernder Gestalt weg, gerade als der große Kerl dem Mann einen besonders heftigen Schlag gegen das Kinn verpaßte. Mit vor Angst und Ungläubigkeit weitaufgerissenen Augen stolperte Jonathan rückwärts, verlor das Gleichgewicht und taumelte durch das große Loch in der Wand, schlug einen Salto auf das teilweise eingestürzte Dach und schlitterte dann die Schräge hinunter auf die Straße, wo er

Weitere Kostenlose Bücher