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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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tatsächlich entschließt, unsere schöne Stadt zu verlassen. Wir haben’s nicht gern, wenn die Männer hier bewaffnet rumlaufen – und du solltest das zumindest wissen, Beecham. Auf jeden Fall will ich euch beide nicht wieder in meinem Gefängnis sehen, also macht keinen Ärger – vor allem du nicht, Maverick! Trotz allem, was du Gegenteiliges gehört hast, ist das hier eine anständige, saubere Stadt, und ich werd’ nicht zulassen, daß ein hergelaufener Revolverheld das kaputtmacht!«
    »Ja, in Ordnung, Marshal«, sagte Slade gelassen. »Ganz wie Sie meinen.«
    Slade zog sich seinen Staubmantel an und hievte seine Bettrolle über die Schulter. Dann stolzierte er mit klingenden Sporen aus der Zelle. Da er nicht vorhatte, in Wichita zu bleiben, holte er seine Halfter und seine Revolver sowie die anderen Habseligkeiten ab, die man ihm bei seiner Verhaftung abgenommen hatte. Er kniff die Augen gegen die helle Sonne zusammen und ging los zum Stall, um sein Pferd und seinen Sattel zu holen. Ganz automatisch prüfte er seine Satteltaschen und den Scabbard mit seiner Winchester. Dann stieg er auf und ritt hinter Jonathan her, der, da war sich Slade sicher, so schnell wie nur irgend möglich aus der Stadt geflohen war.
    Ein paar Meilen östlich von Wichita entdeckte Slade Beecham; er hatte ihn schnell eingeholt. Zu seiner Belustigung stellte er fest, daß er seine Revolver nicht einmal andeutungsweise ziehen mußte, um Jonathan dazu zu bewegen, ihn zum Haus zu führen.
    Es war noch schlimmer, als Slade erwartet hatte. India hatte ihm, soviel war ihm jetzt klar, nicht einmal die Hälfte erzählt. Sein Herz blutete für sie, als er die armselige Hütte betrachtete. Wie hatte sie, die auf einer der reichsten Plantagen am Mississippi aufgewachsen war, das hier ertragen können? Er hatte keine Ahnung. Ein Muskel zuckte in seiner Wange. Am liebsten hätte er Jonathan Beecham gleich noch einmal verprügelt.
    »Ich werde … ahem«, Jonathan räusperte sich nervös, »ich werde reingehn … und den Kindern sagen, daß wir da sind.«
    »Mach das«, knurrte Slade.
    Er selbst machte keine Anstalten, ins Haus zu gehen. Denn jetzt hatte er mit wachsender Trauer und Wut das mickrige Holzkreuz von Indias Grab entdeckt, das ein paar Meter von seinem rechtmäßigen Platz entfernt lag, umgeworfen vom Sturm, der vor zwei Nächten hier getobt hatte. Er bückte sich langsam und hob es auf. Sein Mund wurde ganz schmal, als er sah, daß es nicht einmal eine Inschrift trug. Der Erdhügel, unter dem India lag, war noch sichtbar. Slade strich sich kurz mit der Hand über die brennenden Augen, dann hämmerte er mit dem Griff eines Peacemakers das armselige Kreuz wieder fest und schwor sich, so bald wie möglich einen richtigen Stein zu kaufen. Die Augen Slades funkelten wie harter blauer Stahl, als Jonathan wieder auftauchte.
    »Da – da ist keiner«, stammelte Jonathan ängstlich, als er Slades grimmiges Gesicht sah. »Das Haus ist leer. Sogar die Zugpferde und die Kuh sind weg.«
    »Und, wo meinst du, sind alle?«
    »Ich denke – ich denke, Rachel hat sie mit nach Haus genommen – das Miststück muß sich in alles einmischen. Ich hab’ ihr gesagt, sie soll sich da raushalten, ich wollte sie nicht in der Nähe von India und den Kindern haben. Die ist böser als eine Klapperschlange – und doppelt so giftig! Das im Silver Slipper war nicht das erste Mal, daß sie versucht hat, mich loszuwerden. Sie hat India dauernd gesagt, ich tauge nichts, und sie solle mich zum Teufel jagen – als ob ich nicht mein Bestes getan hätte, trotz all der widrigen Umstände hier, um uns alle durchzubringen! Mein Gott! Diese eifersüchtige alte Jungfer! Und in Wirklichkeit konnte sie bloß nicht ertragen, daß India einen Mann hatte und sie keinen – es will sie ja auch keiner haben, außer Ox Oxenberg. Und der ist so beschränkt, daß er nicht mal ins Haus geht, wenn’s regnet! Warum sollte er sich auch sonst für diesen verrückten Weibsteufel interessieren?«
    »Was soll das heißen … verrückter Weibsteufel?« fragte Slade mit scharfer Stimme. Und seine Augen wurden schmal bei dem Gedanken, daß Indias Kinder womöglich von einer gefährlichen Irren entführt worden waren, und daß Beecham – dieser versoffene Idiot, es zugelassen hatte. Aber Rachel Wilder hatte, obwohl sie in Delano auf Jonathan geschossen hatte, nicht wie eine Verrückte gewirkt, sie war nur mächtig sauer gewesen. Und als er erfahren hatte, daß sie sich seit dem Tod seiner

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