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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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Tiger, mit Krallen und Zähnen – aber vergeblich. Gegen seine Kraft hatte sie keine Chance. Nach kurzem Geplänkel hatte er sie an den Handgelenken gepackt und hielt ihr die Arme über dem Kopf fest.
    »So … Miss … Wilder«, keuchte er, und seine leise Stimme jagte ihr vor Angst und einem anderen undefinierbaren Gefühl eine Gänsehaut über den Rücken »ich habe ein Hühnchen mit dir zu rupfen.«
    Eigentlich hatte Slade ihr ursprünglich eine kräftige Abreibung verpassen wollen, aber jetzt verflog sein Zorn allmählich, vertrieben von einem anderen – stärkeren Gefühl. Er holte tief Luft und sah Rachel plötzlich mit völlig anderen Augen.
    Während des Geplänkels hatte sich ihr Haar aus dem Knoten gelöst. Jetzt sah Slade erst, wie lang und wie dicht es war, wie ein Wasserfall aus weicher, schimmernder Seide. Es hing ihr bis auf die Knie, umschlang sie, umrahmte ihr freches, herzförmiges Gesicht wie ein blattvergoldeter Rahmen ein Porträt. Und in diesem Augenblick war sie für ihn ein Porträt, reglos, stumm, mit weitaufgerissenen minzgrünen Augen, erschrocken, die schmalen Wangen hochrot und den feuchten Mund leicht geöffnet. Nur ihre Brüste bewegten sich durch ihren heftigen Atem, so als könne er ihren Herzschlag schnell und leicht unter ihrer Corsage sehen. Trotz der kühlen Morgenluft glänzte von ihrem Kampf ein dünner Schweißfilm auf ihrem Gesicht, und ihre Haut strömte den Duft von Seife und Flieder aus, der Slade an den kommenden Frühling erinnerte. Plötzlich erschien vor seinem inneren Auge ungebeten ein Bild von Rachel, wie sie barfuß über die blühenden Gräser und Blumen der Prärie lief, wie ihr Haar sich im Wind bauschte und der Mund sich zum Lachen öffnete.
    Und seltsamerweise kam ihm der Gedanke, daß er sie gerne so sehen würde, wild und frei wie ein Reh, unbelastet von alltäglichen Sorgen. Das Heartland verlangte zuviel von seinen Frauen, dachte er. Es hatte India getötet. Und die Vorstellung, daß Rachel auch unterliegen könnte, beunruhigte Slade, angesichts des jungen, lebendigen Körpers, der da unter ihm zitterte.
    Er murmelte etwas – einen Fluch, dachte Rachel, doch sie war sich nicht sicher, denn er hatte französisch gesprochen, was sie nicht verstand. Sie sah nur, daß plötzlich ein Schatten sein schönes Gesicht verdüsterte.
    Sie war wie hypnotisiert von seinen Augen, wie ein kleines Beutetier, wenn das Raubtier zum Sprung ansetzt. Sie konnte ihren Blick nicht von seinem lösen. Nie zuvor war sie einem Mann so nahe gewesen. Sie spürte seinen langen, sehnig harten Körper auf dem ihren, und trotz ihrer Angst und der Demütigung, so hilflos unter ihm im Heu gefangen zu sein, mußte sie zugeben, daß es kein unangenehmes Gefühl war. Ihr ganzer Körper kribbelte, denn seiner war warm, viel wärmer als ihrer. Die Hitze strömte in Wellen von ihm aus, wie von einem langsamen Feuer – ein typisch maskuliner Zug.
    Ohne jede Warnung erschien vor Rachels innerem Auge plötzlich ihr kaltes Bett im Blockhaus, in dem sie jede Nacht lag, und tief in ihrem Innern wußte sie plötzlich, wieviel weniger kalt es wäre, wenn sie es mit diesem Mann teilen würde. Sie errötete, denn Damen hegten keine solchen Gedanken. Trotzdem konnte sie nicht aufhören, daran zu denken. Sie hatte das Gefühl, in den dunkelblauen Teichen von Slades Augen zu ertrinken, und meinte, jetzt gleich ein letztes Mal unterzutauchen und danach nie wieder dieselbe Frau zu sein.
    Jetzt sah Rachel auch einige Dinge, die sie vorher nicht bemerkt hatte, weil sie viel zu sehr damit beschäftigt gewesen war, ihm das Frühstück zu verderben. Irgendwann gestern abend oder heute früh hatte er sich den Bart abrasiert und nur seinen schwarzen Schnurrbart stehenlassen, der weich und dicht seinen sinnlichen Mund umrahmte. Er hatte auch gebadet und roch nach Seife und Kuskusgras und nach dem Heu auf dem Boden – über den sich jetzt eine fast greifbare Stille gelegt hatte, die nur von ihrer beider hektischem Atem durchbrochen wurde, der sich wie die Lippen Liebender zu weißen Wölkchen in der frostigen Morgenluft vereinte.
    Durch die Ritzen im Dach strömte das Morgenlicht herein und hüllte sie beide in einen Nebel von Sonnenstrahlen und Staubflocken, während um sie herum die ganze Scheune im Schatten lag. Es war, als stünde die Zeit still, und als gäbe es nur noch sie beide, sie beide ganz allein – einen Mann und eine Frau. Die Luft knisterte vor Spannung, als würde die geladene Atmosphäre jeden

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