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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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biß er in ein Stück Speck und merkte erst, als er zu kauen anfing, daß die eine Seite ganz verkohlt war. Es schmeckte total faulig, denn durch das Verbrennen war der Geschmack nach Heuschrecken, die das Schwein gefressen hatte, noch stärker geworden. Ihre Augen funkelten vor Vergnügen, als Slade blaß wurde, weil er gezwungen war, das Stück unzerkaut hinunterzuschlucken. Sie hätte fast laut losgelacht, als er mißtrauisch in seinen Eiern herumstocherte, und nachdem sie ganz normal aussahen, eine große Gabel voll in den Mund steckte und fast an dem Pfeffer erstickte, den sie darüber gestreut hatte. Alle starrten ihn an, nur nicht Rachel, die verzweifelt versuchte, nicht laut loszulachen.
    »Hab’ … was – was in die falsche Kehle gekriegt«, keuchte Slade Maverick mit tränenden Augen.
    Er griff hastig nach seinem Kaffee und trank die Tasse mit zwei Schlucken aus; erst jetzt entdeckt er, daß er voller Satz war, und begriff, wie übel Rachel ihm mitgespielt hatte, obwohl er nicht verstand, wie sie es bewerkstelligt hatte, nachdem sie allen aus denselben Schüsseln und Platten serviert hatte und mit deren Frühstück offensichtlich alles in Ordnung war.
    Sie aßen sogar alle mit größtem Appetit, wie Slade mißmutig feststellen mußte. Ihm war ganz schlecht bei dem Gedanken, welch gute Mahlzeit er da verpaßte – ganz zu schweigen davon, wie sein Magen knurrte. Wer hatte noch gesagt: »Reize nie ein Weib«? Das mußte er nun heute am eigenen Leib erfahren. Er wünschte jetzt von Herzen, er hätte Rachel nie mit seinem Harmonikaspiel geneckt, denn ihre Rache war dazu angetan, ihn zu vergiften.
    Plötzlich erinnerte er sich an Beechams Bezichtigungen, sie wäre ein verrückter Weibsteufel und würde alle möglichen giftigen Tränklein brauen. Du lieber Himmel, dachte Slade, hatte sie ihn womöglich tatsächlich vergiftet? Sie hatte ja schließlich und endlich auch versucht, Beecham mit dem Gewehr zu töten, oder etwa nicht? Er musterte sie mißtrauisch. Nein, sicherlich nicht. Seine Brötchen mochten wohl steinhart sein und der Speck verkohlt, aber die Eier waren nur mit gutem, altem Pfeffer versetzt gewesen und Kaffeesatz war auch nicht giftig. Er sah, daß ihre Mundwinkel zuckten und merkte erbost, daß sie ihn auslachte.
    Dieses verdammte Luder! Der würde er es zeigen! Sie würde ihn nicht unterkriegen! Er stand energisch auf, dann ging er wortlos zum Waschbecken, spülte seine Tasse aus und goß sich noch Kaffee ein. Rachel wollte er das nicht ein zweites Mal anvertrauen. Dann setzte er sich wieder an seinen Platz und zwang sich, das widerliche Zeug zu essen. Er würgte mühsam den total versalzenen Maisbrei hinunter und hätte sich fast einen Zahn an den steinharten Brötchen ausgebissen, mit denen der Süden sicher den Krieg gewonnen hätte, hätten sie als Munition gedient. Aber Slade schaffte es irgendwie, das Essen hinunterzukriegen und zwang sich zum Schluß sogar, noch die sauere Milch zu trinken, aber das gab ihm schließlich den Rest. Sein Magen rebellierte, und er merkte, daß er sich übergeben mußte. Rachel wild verfluchend, sprang er vom Tisch auf, lief nach draußen, stützte sich gegen die Wand und würgte das ganze widerliche Frühstück heraus.
    Zu allem Übel hörte Slade, während er sich erbrach, wie Rachel im Haus frech »Ein Fröschlein ging auf Freiersfüßen« summte.
    Ich bring’ sie um! dachte er Ich erwürg’ sie mit bloßen Händen! Gott steh’ mir bei … ich tu’s wirklich.
    Mit diesem Ziel vor Augen marschierte er zum Brunnen, um sich das Gesicht zu waschen und den Mund zu spülen. Das Wasser war eiskalt, was seinen Zorn noch mehr anstachelte. Triefend naß, mit einem Ausdruck im Gesicht, vor dem schon mancher Mann erbleicht war, schritt Slade auf das Haus zu, wild entschlossen, Rachel Wilder ihren schlanken Hals umzudrehen.

10. KAPITEL
    Vom Fenster aus sah Rachel ihn kommen, und nie zuvor in ihrem Leben hatte sie vor etwas solche Angst gehabt wie vor diesem tobsüchtigen Revolvermann, der auf das Haus zuschritt. Ihre Knie wurden weich und ihre Hände eiskalt. Gütiger Himmel! Sie fragte sich voller Panik, was er ihr wohl antun würde – und warum sie daran nicht gedacht hatte, als sie ihre Rache geplant hatte. Er würde sie sicher zumindest anbrüllen. Vielleicht würde er sogar so weit gehen, sie zu erschlagen. Er war schließlich ein Revolverschwinger, kein Gentleman – und sie war ganz alleine, nur mit einer Handvoll Kinder zu ihrem Schutz, da ihr Großvater

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