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Wildes Blut

Wildes Blut

Titel: Wildes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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auf den Kopf und streifte seinen Staubmantel über. Dann sprang er die Leiter hinunter, sattelte seinen Hengst und galoppierte in halsbrecherischem Tempo hinter ihr her.
    Rachel hatte zwar einen ziemlichen Vorsprung, aber sie war im Mondlicht leicht zu erkennen – dank des weißen Nachthemds, das sie bis an die Knie hochgezogen hatte. Slade entdeckte sie auf einem Präriehügel und galoppierte kochend vor Wut auf sie zu. Doch während er sie jagte, mußte er ihre Reitkünste bewundern; wie ein Racheengel fegte sie über die Ebene, und ihr offenes Haar flatterte wie eine Fahne im Wind. Schließlich holte er sie ein, aber nur, weil sein Pferd Fortune wesentlich schneller als ihre Stute war und erheblich mehr Ausdauer hatte. Als er mit ihr gleichzog, beugte er sich zu ihr, packte Sunflowers Zügel und brachte sie zum Stehen.
    »Bei Gott, ich sollte dir deinen hübschen Hintern grün und blau schlagen!« knurrte er. »Ich dachte, ich hätte gesagt, du sollst zum Haus gehn, ich würde das regeln.«
    »Das hast du auch«, erwiderte Rachel kühl. »Aber es sind meine Rinder – und du bist nicht mein Aufpasser, Slade!«
    »Verdammt noch mal, Rachel! Warum mußt du immer so stur sein? Und stachliger als ein Kaktus obendrein? Du hättest doch wenigstens auf mich warten können, wenn du schon so wild entschlossen bist, diesen hirnrissigen Plan durchzuführen!«
    »Ich – ich hatte Angst, du läßt mich nicht mitkommen, und wenn das da draußen nicht Rye Crippen ist, sondern ein bewaffneter Haufen, wie du gemeint hast, könntest du doch meine Hilfe gebrauchen. Ich kann recht gut schießen, und so gut du auch sein magst, Slade – und bis jetzt kann ich das nur nach deinem Ruf beurteilen –, ich weiß nicht, ob du mit vier oder fünf Männern alleine fertig werden würdest.«
    »Na ja, die Chancen stünden nicht gerade gut, soviel ist sicher«, gab er zu. »Trotzdem, ich will nicht, daß dir etwas passiert, Rachel. Aber ich nehme an, du wirst nicht vernünftig sein und ins Blockhaus zurückreiten?«
    »Nein, das werde ich nicht – das ist mein letztes Wort!«
    »Wenigstens bist du ehrlich, das muß man dir lassen. Na schön, du kannst mit mir kommen. Aber du machst genau, was ich dir sage, verstanden? Ich will nicht dafür verantwortlich sein, daß du mit einer Kugel im Leib endest, weil du zu dumm und zu stur warst, dich an meine Anweisungen zu halten. Also, wo ist jetzt diese Herde?«
    »Gleich hinter der Anhöhe.« Rachel zeigte es ihm.
    »Na, dann nichts wie los.«
    Wortlos ritten sie weiter, streng darauf bedacht, sich möglichst geräuschlos dem Hügel zu nähern. Dann stiegen sie ab und schlichen durch das hohe Gras, bis das Vieh schließlich in Sicht kam.
    »Das ist deine Herde!« platzte es dem völlig überraschten Slade heraus. Hätte er nicht Angst gehabt, durch das Geräusch mögliche Viehdiebe aufzuschrecken, hätte er laut losgelacht. »Wenn das mehr als zwölf Stück sind, freß’ ich einen Besen!«
    »Ich hab’ ja nie behauptet, daß es eine große Herde ist«, flüsterte Rachel ihm grimmig zu. »Aber sie gehört mir, und ich werde sie verteidigen.«
    »Aber Rachel, Schatz, die ist doch nicht einmal das Stehlen wert«, versuchte Slade ihr zu erklären, womit er leider recht hatte. Außerdem war er jetzt doch etwas beleidigt, weil sie ihn umsonst durch die Nacht gehetzt hatte – scheinbar ohne jeden triftigen Grund. »Wer wäre denn so dumm, seinen Hals zu riskieren um die armseligste, magerste Herde zu stehlen, die ich je gesehen habe?«
    »Rye Crippen, wenn du’s wissen willst! Dieses stinkende Stück Ungeziefer! Und sie sind nicht mager und armselig! Das sind zurückgelassene Kälber, die mit den Herden auf dem Treck nach Norden nicht Schritt halten konnten, und ich habe ihnen ein Brandzeichen aufgedrückt. Meistens bringen die Treiber sie um, aber manchmal geben sie sie unterwegs den Farmern. Ich nehm’ alle, die ich kriegen kann, weil sie nichts kosten und ich es mir nicht leisten kann, welche zu kaufen. Ich zieh’ sie mit Magermilch auf, dann entwöhn’ ich sie und laß sie auf die Weide. Sie sind noch jung, aber ich werde sie schon hochpäppeln. Eines Tages werde ich eine gute Herde haben, und dann brauch’ ich mir nie wieder Sorgen zu machen, daß die Ernte kaputtgeht und nicht genug Essen auf dem Tisch und Geld in der Blechschachtel auf dem Küchenregal ist.«
    Rachel sah so jung und so todernst im Mondlicht aus, daß Slade es nicht übers Herz brachte, sie weiter zu necken. Manchmal vergaß

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