Wildes Blut
Slades Schädel, so daß der Stuhl zersplitterte und Slade beinahe das Zeitliche segnete.
Slade Maverick knallte zu Boden wie ein abgeschlachteter Stier.
»Der Stuhl … war … wohl … doch – doch nicht so solide … wie du … gedacht hast … was, Ox?« keuchte er mit einem schiefen Grinsen, dann schloß er die Augen und brach zusammen.
»Slade!« ertönte plötzlich Rachels Stimme durch das entsetzte Schweigen, als sie um die Ecke bog. »Oh, mein Gott, Slade! Slade!«
Sie ließ ihren Kartoffelkorb fallen, rannte zu ihm und kniete sich neben ihn. Dann beugte sie sich mit aschfahlem Gesicht über seine Brust und horchte, ob er noch atmete.
»Oh, mein Gott«, stöhnte sie noch einmal, setzte sich auf und musterte fassungslos seinen blutenden Kopf, das blaue Auge, die geplatzte Lippe und die anderen Blessuren, die seinen ganzen Oberkörper verunstalteten.
Ihr Blick richtete sich anklagend auf die Umstehenden.
»Wer hat das getan?« fragte sie barsch. »Wer hat das getan?«
Ihr Blick fiel auf Gus, der fast genauso schlimm zugerichtet war wie Slade.
»Du, Gus!« schrie sie ungläubig. »Warum, Gus? Warum?«
Der Schwede wagte vor lauter Scham nicht, Rachel zu gestehen, daß sie darum gestritten hatten, wer sie kriegen sollte, also murmelte er etwas von einem Streit wegen eines Stuhls, den er für sie gemacht hatte.
»Welcher Stuhl?« fragte Rachel barsch und sah sich um. »Welcher Stuhl?« Sie entdeckte die gesplitterten Holzstücke, die um den bewußtlosen Slade verstreut lagen, erkannte, daß man ihn damit zusammengeschlagen hatte und packte eines der abgebrochenen Stuhlbeine. Langsam ging sie auf Gus zu und hielt es ihm drohend unter die Nase. »Meinst du diesen Stuhl, Gus? Diesen Stuhl, den du für mich gemacht hast? Mit dem du Slade fast ermordet hast?«
»J-j-ja«, stammelte er betreten und schielte sie mißtrauisch an, denn sie schien halb verrückt vor Wut und Schmerz und absolut bereit, auf ihn loszugehen.
Und tatsächlich stieß Rachel plötzlich einen Wutschrei aus, stürzte sich wie eine Besessene auf ihn und hämmerte mit dem Stuhlbein auf ihn ein, als wolle sie ihn umbringen. Alle starrten sie sprachlos an, schockiert und gelähmt, während Gus versuchte, sich mit erhobenen Armen zu schützen, bis schließlich Großvater seine Starre überwand, sie packte und kräftig durchschüttelte.
»Rachel, Rachel!« sagte Fremont streng. »Hör auf. Hör auf! Slade ist doch nicht tot, oder?«
»Nein, nein, noch nicht – aber er wird wahrscheinlich sterben«, wimmerte sie, als sie endlich wieder zu Sinnen kam. Schluchzend warf sie mit bebender Brust das Stuhlbein beiseite, starrte es einen Moment lang an, als könne sie nicht fassen, daß sie Gus damit angegriffen hatte. Dann wandte sie sich beschämt über ihren hysterischen Ausbruch wieder Slade zu. »Helft mir, ihn ins Haus zu bringen«, sagte sie. »Nein! Du nicht, Gus! Du, Grandpa – und Poke.«
Zusammen hoben die drei den besinnungslosen Mann auf und trugen ihn ins Blockhaus. Drinnen freilich stießen sie auf unvorhergesehene Schwierigkeiten. Es gab keinen Platz, um Slade hinzulegen, außer Rachels Bett. Auf dem Boden war es zu eng, da dort nachts die Kinder schliefen. Auch Fremont war es nicht zuzumuten, sein Bett für Slade zu opfern und selbst auf dem Boden zu schlafen, und Rachel konnte auch nicht mit ihm tauschen, da er wegen seines Holzbeines die Leiter nicht hochsteigen konnte.
»Ich werd’ versuchen, Slade hochzutragen, Miss Rachel«, bot sich Poke an.
»Nein«, Rachel schüttelte den Kopf. Sie befürchtete, die Anstrengung wäre zu groß für den alten Knecht. »Ich fürchte, der ist sogar für dich zu schwer, und du könntest ausrutschen und dich verletzen, und was mach’ ich dann? Nein, du wirst rausgehen müssen und Gus darum bitten«, sagte sie widerwillig. »Er ist der einzige, der stark genug ist, Slade hinaufzutragen.«
Der Schwarze kehrte ein paar Minuten später mit dem Schweden zurück, der Slade wortlos über seine Schulter hievte und ihn in den Speicher hinauftrug, wo er ihn unter Rachels Anleitung vorsichtig aufs Bett legte.
»Danke, Gus«, murmelte sie, beschämt über ihr Verhalten zuvor. Sie wußte, daß der Schwede Slade Maverick nicht absichtlich verletzt hatte, was er jetzt ehrlich bereute. »Ich bin dir sehr dankbar für deine Hilfe, besonders nach dem, was ich dir im Hof angetan habe. Ich habe mich schrecklich benommen und ich entschuldige mich.«
»Ich sollte mich entschuldigen. Ich wollte nicht schon
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