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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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eine sorgfältig ausgearbeitete Abfrage und die anschließende Korrektur investiert sie gut und gerne fünf oder sechs Stunden. Und nun das: Alles für die Katz’!
     
    »Kral.«
    »Hier Svoboda, Polizei Aš, entschuldigen Sie die Störung, Herr Kral, aber mein Kollege Brückner hat mich dringend gebeten, Ihnen einen Bericht von der Razzia zu übermitteln.«
    »Und was ist dabei herausgekommen?«
    »Nichts, rein gar nichts. Die Dame ist verschwunden. Man sagt, sie hat gekündigt und ist in die Ukraine zurückgereist.«
    »Scheiße!«
    Svoboda sprach zwar kaum Deutsch, aber den Kraftausdruck konnte er dem Polizisten mit Sicherheit zumuten, im Gegensatz zu den beiden Sekretärinnen, die natürlich eine Auflösung des Anrufs erwartet hatten.
    Frau Engel sann auf Abhilfe: »Schlechte Nachrichten?«
    Kral reagierte verärgert: »Dumm gelaufen! Erst versaut er mir den Job, dann erzählt der mir, dass er den seinen auch vergeigt hat, und zwar gründlich! Ich danke für Ihre Mühe, Frau Engel, tschüs!«
    Kaum auf dem Gang, ärgerte er sich über seine Schnoddrigkeit, denn die beiden Damen, die ihn stets freundlich und zuvorkommend bedienten, hätten eine konkretere Antwort verdient gehabt.
    In Gedanken versunken strebte er wieder dem Klassenzimmer zu: Pfeif auf die Stegreifaufgabe! Die konnte er immer wieder anbringen, aber die Attacke auf das Puff ließ sich nicht wiederholen. Was war da schiefgelaufen? Svetlana von gestern auf heute in der Ukraine? Kaum denkbar, die Mafia verzichtet nicht freiwillig auf ihr menschliches Betriebskapital! Die Burschen müssen etwas geahnt haben und das bedeutete, dass Svetlana um ihr Leben fürchten musste. Und er hatte das Ganze angeleiert, weil er scharf darauf gewesen war, den verdeckten Ermittler zu spielen. Verdammte Scheiße!

5
     
    Sein Eintreten hatte sie nicht bemerkt. Als er nun vor ihrem Bett stand, legte sie die zerlesene Illustrierte zur Seite, richtete ihren Oberkörper auf und starrte ihn fragend an. Sein leerer, nichtssagender Blick glitt an ihr vorüber und schien auf dem Titelbild des Blattes zu landen. Sie nestelte an ihrem Bademantel und versuchte ihre nackten Oberschenkel zu umhüllen.
    Das Vorschnellen seiner Faust kam völlig unerwartet. Vor ihren Augen zuckte ein Blitzlichtgewitter, dann fiel sie, zunächst noch die ausdruckslose Miene Igors vor Augen, in eine starke Benommenheit, die sie nach hinten auf das Kissen sinken ließ.
    Wieder bei Bewusstsein leckte sie mit der Zunge über die Lippen, die ihr zunächst völlig taub und gefühllos erschienen, als hätte der Zahnarzt eine Betäubungsspritze gesetzt. Sie schmeckte Blut, das jetzt auch schon auf den Bademantel tropfte und griff nach einem Papiertaschentuch, das sie auf die Lippen presste, die nun zu schmerzen begannen.
    Igor war zum Fenster gegangen und schien die Straße zu beobachten. Langsam drehte er sich um und betrachtete sie voller Verachtung: »Nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommt, mein Täubchen.« Es folgte die Anweisung, ihre gesamte Habe in die Reisetasche zu packen. Er wandte sich zum Gehen. An der Tür rief er ihr zu: »Du hast genau zehn Minuten Zeit!«
    Krampfhaft versuchte sie ihre wirren Gedanken zu ordnen: Kral warnen! Wie das ganze Zeug in die Tasche bringen! Zehn Minuten! Wie sind uns die auf die Schliche gekommen? Wird er mich in den Bunker bringen? Nur keine Folter! Gespräch über Alena zugeben! Auf jeden Fall eine Nachricht für Kral und den tschechischen Polizisten!
    Hastig stopfte sie ihre Sachen in die Reisetasche. Dann schlüpfte sie in ihre Schuhe und zog sich die Regenjacke über. Von unten hörte sie Igors Stimme. Er schien irgendein Mädchen anzupöbeln. Gleich würde er hier sein. Mit zittrigen Händen riss sie einen Fetzen Papier aus der Illustrierten. Verdammt, wo ist der blöde Kugelschreiber? Was schreiben, wenn nicht einmal klar ist, wohin die Reise geht?
    Sie hörte seine Schritte auf dem Flur. Hastig faltete sie den Zettel zusammen. Wenn er das merkt, dann gnade mir Gott! Wohin damit? Ihr Blick landete auf dem Waschbecken. Kral würde das Versteck am Ort der Täuschung vielleicht finden. Aber die Polizei?
    Igor stand in der Tür. Ein flüchtiger Blick und ein kurzer Wink, dann ging er wieder in Richtung Treppe. Dusel, nichts gemerkt! Sie ergriff ihre Reisetasche und folgte ihrem Peiniger, ein bisschen stolz darauf, dass sie ihn ausgetrickst hatte, auch wenn die Botschaft ihr wahrscheinlich wenig nützen würde.
     
    Kral war kaum von der Schule nach

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