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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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haben wollte. Als auch sie ein Getränk vor sich stehen hatte, musterte sie den Ankömmling grinsend und kam gleich zur Sache: »Heute machen Liebe? Gehen mit auf Zimmer?«
    Kral nickte, denn er musste mit dem Mädchen alleine sein. Im Zimmer verzichtete sie auf die ihm bekannten Täuschungsmanöver, was ein Zeichen dafür sein konnte, dass ihm der Geschäftsführer den Status eines zukünftigen Stammkunden zuerkannt hatte.
    Svetlana setzte sich aufs Bett und musterte ihn mit einem leichten Lächeln. »Was siehst du mich so komisch an?«, fragte Kral. Sie lachte: »Wenn Mann wollen machen Liebe, ich sehe in Auge. Du nicht wollen, korrekt?«
    Kral nickte und breitete sein Anliegen samt Hintergrundinformationen vor dem Mädchen aus, und zwar in einem Gemisch aus Deutsch, Englisch und manchmal Tschechisch. Er erzählte ihr die ganze Geschichte, die ihren Ausgang in Selb hatte und mit dem Zusammentreffen mit Brückner ihr Ende nahm.
    So nun war sie raus, die Wahrheit! Erwartungsvoll blickte er das Mädchen an. Sie hatte während seiner Ausführungen immer mal wieder genickt und war zusehends ernster geworden. Jetzt reagierte sie mit einem kaum merklichen Nicken und in ihrem Blick lag Trauer. Leise und fast ausdrucklos stellte sie fest: »Wenn Chef das wissen, dann du tot, dann ich tot! Du gehen und kommen nicht zurück!«
    »Aber …«, begann Kral zögerlich, doch das belanglose »ich wollte doch nur« blieb ihm erspart, denn Svetlana sprach einfach weiter: »Jetzt egal! Deine Kollege von Policie hat gemacht Sache korrekt, er auch nicht in mein Bett.« Dann ließ sie sich zur Seite fallen und schluchzte in das Kissen. Ein hilfloser Kral blickte auf sie herab und unternahm einen neuen Versuch: »Wie kann ich dir helfen?«
    Sie reagierte knapp und deutlich: »Du gehen!« Was blieb ihm jetzt anderes übrig, als den starken Mann zu markieren. Er orientierte sich zur Tür und mimte Entschlossenheit: »Wir werden dir helfen!«

4
     
    Am späten Nachmittag, nachdem er seine Unterrichtsvorbereitungen für den nächsten Tag erledigt hatte, fuhr Kral nach Asch, um Brückner die Ergebnisse seiner verdeckten Ermittlungen im »Blue Moon« vorzutragen.
    Das Ziel, die Nemocniční, war ihm bestens vertraut, denn es war die Straße, die auch zum »Heinbergturm« führte. Diesen fast 40 Meter hohen Aussichtsturm hatte er schon öfter mit seiner Familie besucht, weil sich hier bei klarem Wetter ein hervorragender Rundumblick über die benachbarten Mittelgebirge bot. Die ursprüngliche Bezeichnung »Bismarckturm« hatten die Ascher, die ja einmal zu Österreich gehörten, allerdings nie angenommen, schließlich hatte sie der preußische Ministerpräsident bei der Reichsgründung ausgebootet.
    Obwohl der Kapitän schon seit langen Jahren in Eger arbeitete, wohnte er weiterhin in Asch, wo er auch geboren war. Nach Krals Einschätzung lag das vor allem daran, dass er sich nicht von dem kleinen Häuschen trennen wollte, das ihm seine Eltern vererbt hatten. Schon während der gemeinsamen Zeit in Eger hatte Brückner immer wieder von dem alten Haus erzählt, das irgendwann einmal sein perfekter Ruhesitz werden würde. Aus der treffenden tschechischen Bezeichnung »barák« machte er Kral gegenüber eine »Baracke«. Wohl ein Zeichen dafür, dass die geliebte Immobilie auch einigen Ärger verursachte, weil sie mangels Kleingeld auf unbestimmte Zeit eine Dauerbaustelle bleiben musste.
    Die Annahme bestätigte sich, als er das Grundstück ansteuerte: Der hölzerne Gartenzaun war zum Teil weggerissen und die Haustür konnte nur über eine provisorische Rampe erreicht werden.
    Brückner hatte seine Ankunft offensichtlich kaum erwarten können, denn als sich Kral dem Haus näherte, stand er schon dort, wo vielleicht einmal ein gepflegter Zugang entstehen sollte. Er wies ihm einen Parkplatz zwischen Baumaterialien zu, die jetzt mit einer dicken Schneedecke überzogen waren.
    Der Kapitän führte ihn in das Wohnzimmer. Kral hatte es geahnt: Die Kaffeezeit war vorüber und nun stand für den Gast ein Teller mit den obligatorischen Weißbrotschnittchen bereit. Und das zu einer Zeit, wo der normale Mensch überhaupt noch keinen Hunger hat. Noch schlimmer: Die Schnitten waren ausnahmslos mit Käse belegt, den er, Anstand hin oder her, auf keinen Fall anrühren würde.
    An seinem Widerwillen war seine Mutter schuld, die ihn schon als Kind immer so lange am Esstisch festgehalten hatte, bis die »so gesunden« Milchprodukte verzehrt waren.
    Er hatte sich

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