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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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für solche Fälle eine Lactoseintoleranz zurechtgelegt, die ihm allerdings nie attestiert worden war.
    Zum Glück kannte er Brückner inzwischen so gut, dass er auf das schwere Geschütz verzichten konnte. Der Hinweis »kein Hunger« genügte. Brückner räumte die Platte in die Küche, sein Gebrabbel ließ den Schluss zu, dass seine Frau auf der Bewirtung bestanden hatte. Mit dem gewünschten Mineralwasser kehrte er zurück.
    »Nun spann mich nicht auf die Folter und erzähl mir, was in dem Puff gelaufen ist!«, forderte er den Besucher ungeduldig auf. Der brauchte nicht lange, um die von Svetlana erhaltenen Informationen weiterzugeben.
    »Gut, sehr gut!«, kommentierte Brückner und fragte sofort: »Und du meinst, das Mädchen sagt auch bei der Polizei aus?«
    Kral zuckte mit den Schultern: »Was weiß ich? Die Frau braucht doch irgendwelche Sicherheiten, die kann doch nicht aussagen und dann wieder ins Puff gehen und so tun, als wäre nichts gewesen!«
    »Richtig, aber lass mich erst mal mit dem Jiři telefonieren, dann reden wir weiter.«
    Kral hatte den Ascher Polizeichef Jiři Svoboda schon mehrere Male getroffen und wusste, dass der ein guter Kumpel Brückners war.
    Das Gespräch wurde vom Flur aus geführt. Und eigentlich war nur zu hören, dass Brückner ziemlich heftig auf seinen Kollegen einredete und dabei mehrmals das Wort »Razzia« benützte.
    Nachdem er den Hörer krachend aufgelegt hatte, fegte er aufgeregt in das Wohnzimmer, ließ sich schwungvoll auf die Couch plumpsen und rieb sich voller Tatendang die Hände.
    »So, die Sache ist am Laufen! Also, hör zu! Die Ascher machen morgen eine Razzia im ›Blue Moon‹ und holen das Mädchen raus. Die lassen sich das von Lukaš absegnen, kennst du ja, unser Chef in Eger. So! Und was deine Sorge um die Frau angeht, wir haben da die folgende Lösung im Visier: Wenn sie auspackt, uns also genau erzählt, wie sie in das Puff gekommen ist und unter welchen Bedingungen sie dort gearbeitet hat, dann bekommt sie Zeugenschutz. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sie auch konkrete Namen nennt.«
    Krals skeptischer Blick provozierte Brückner zu ätzender Ironie: »Weiß ich! Zeugenschutz, neue Identität! So was gibt es nur in Deutschland oder in den USA, aber doch nicht bei den zurückgebliebenen Tschechen.« Jetzt brach er heraus, der Frust des Polizeibeamten, der natürlich die Vorurteile kannte, die nicht selten auch von deutscher Seite gegen die tschechische Polizei vorgebracht wurden. Er musste jetzt einfach Dampf ablassen. Und wenn er sich aufregen wollte, dann tat er das auch gründlich: »Ihr mit eurer Besserwisserei, ihr glaubt doch wirklich, dass bei euch alles besser läuft! Iich sooch de oins: Va eich gitt’s des gleiche Problem mit denna Nudden wäi va uns, vülleicht nu schlimmer! Ower …«
    Kral unterbrach ihn mit einem deutlich wahrnehmbaren Räuspern, um dann verärgert zum Gegenangriff überzugehen: »Also Josef, ich glaube wirklich, ich spinne! Ich bin ja wohl der falsche Mann für deine Vorwürfe, das solltest du eigentlich wissen. Erinner dich doch, was du mir damals gesagt hast, als ich davon sprach, dass ich gerne in euren Polizeibetrieb hineinschnuppern würde!«
    »Iich wois, ›es stinkt‹, ho i gsaggt.« Der Überdruck war abgelassen und der Kapitän bemühte sich um Wiedergutmachung: »Nichts für ungut, Jan! Ich weiß, dass du da der falsche Ansprechpartner bist, aber das musste jetzt einfach mal raus. Du kennst mich doch und weißt, dass ich dir mit Sicherheit keine Vorwürfe mache.«
    »Okay, alles klar!«, lenkte Kral ein und dirigierte das Gespräch wieder auf Svetlana zurück: »Also, ihr wollt sie rausholen. Was aber, wenn sie gar nicht will?«
    »Pass auf! Ich erklär dir jetzt mal, wie das abläuft: Wir überprüfen die Frauen, fragen sie, was sie in dem Club so machen, wo sie herkommen und ob sie freiwillig dort sind, dann lassen wir uns ihre Arbeitserlaubnis und das entsprechende Visum zeigen und wenn …«
    »Das verstehe ich jetzt nicht«, unterbrach ihn Kral, »die haben eine Arbeitserlaubnis? Die kommen doch aus der Ukraine, aus Moldawien und sonst noch woher!«
    »Richtig, das ist alles ganz legal«, erklärte Brückner, »die haben eine Arbeitserlaubnis für drei Jahre, und zwar als Bedienung, Putzhilfe oder Toilettenfrau und so weiter. Manchmal gründen die Puffbesitzer sogar eigene Dienstleistungsfirmen, um die Frauen einzustellen, auch wieder ganz legal. Bei euch in Deutschland, lieber Herr Kral,

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