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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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Bettzeug.« Dann blickte er sich prüfend im Zimmer um und schüttelte bedächtig den Kopf: »Überhaupt, schau dir das Ganze mal genau an! Ich kann mir nicht helfen, die Unordnung wirkt irgendwie arrangiert.«
    »Du könntest Recht haben«, meinte Kral, dem auch aufgefallen war, dass die Kleider irgendwie gleichmäßig über den Fußboden verteilt waren, »aber mir erscheint die Frage wichtiger, ob sie irgendeinen Hinweis hinterlassen hat, vielleicht eine Botschaft.«
    Brückner nickte und unterzog Bett, Nachtkästchen und Kleiderschrank einer genauen Prüfung. Kral hatte sich wieder dem Waschbecken zugewandt und ließ das Wasser aus beiden Hähnen plätschern.
    Der Ort der Täuschung! Vielleicht hat sie hier etwas …? Er kniete sich auf den Boden und untersuchte die Unterseite des Beckens. »Nichts, rein gar nichts, wenn man vom Schmutz absieht«, stellte er fest.
    »Wäre ja auch zu schön, wenn die uns eine Nachricht hinterlassen hätte«, meinte Brückner und zeigte an, dass für ihn die Durchsicht beendet war.
    Die anderen Polizisten waren inzwischen bei der Durchsuchung des ersten Stockes angelangt. Als Kral mit Brückner das Zimmer verließ und Nummer zwei passierte, fiel ihm ein jüngerer Beamter auf, der im Zimmer flott pfeifend vor dem Spiegel stand und sein fülliges Haupthaar mit einem Kamm bearbeitete. Seine Dienstmütze hatte er zwischen die Beine geklemmt. Er war so in seine Haarpflege vertieft, dass er die beiden Männer auf dem Gang gar nicht bemerkte. Kral gab seinem Begleiter mit an den Mund geführtem Zeigefinger zu verstehen, dass er sich mit dem Ordnungshüter ein Späßchen erlauben wollte. Dann zitierte er mit geheimnisvoller Stimme aus dem auch in Tschechien bekannten Märchen: »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Schönste im ganzen Land?«
    Der junge Mann erstarrte kurz, drehte sich dann langsam um, wobei seine Mütze auf den Boden kullerte.
    »Oh, ich habe nur …«, stammelte er verlegen.
    »Ist schon gut, Kollege!«, unterbrach ihn Brücker, »korrekterweise hätte es heißen müssen: ›Wer ist der dümmste Polizist im ganzen Land?‹«
    Ohne weiteren Kommentar drehte er sich um und wandte sich wieder der Nummer vier zu. Zurück ließ er einen verlegenen Polizisten sowie einen ratlosen Lehrer, die sich beide fragend ansahen.
    »Alles klar, mach ruhig weiter, Kollege!«, sagte Kral zu dem jungen Mann, nachdem er seine kurze Irritation überwunden hatte, und folgte Brückner. Der stand in Svetlanas Zimmer vor dem Waschbecken.
    »Da hab’ ich doch schon!«, gab Kral zu bedenken.
    »Aber nicht dort, wo man etwas versteckt«, knurrte Brückner. Er knipste die Glasleuchte über dem Spiegel an und machte sich daran, den Spiegel aus den Halterungen zu entfernen. Das schien aber nicht mehr nötig, wie seine Erfolgsmeldung deutlich machte: »Was ist da denn Schönes runtergefallen?« Er holte etwas aus dem Waschbecken und drehte sich zu Kral um. In der Hand hielt er ein zusammengefaltetes Stück Papier. Umständlich fieselte er den Zettel auseinander.
    »Nicht ganz einfach, könnte ›Bunko‹ oder ›Bunka‹ heißen«, meinte er und reichte Kral das Stück Papier. »Was meinst du?«
    Kral blickte auf die krakeligen Blockbuchstaben und nickte mit dem Kopf: »Denke ich auch, aber ich erkenne da keinen Sinn!«
    »Na ja, nehmen wir mal an, sie hat das tschechische ›buňka‹ gemeint«, gab Brückner zu bedenken, »dann erinnert mich das schon an etwas. Das gleiche gilt für ›bunko‹, wenn es denn Bunker heißen soll.«
    »Da bin ich aber neugierig«, lachte Kral, »›buňka‹ meint die ›Zelle‹ und Bunker heißt auf Tschechisch immer noch ›bunkr‹.«
    Die Antwort kam dann doch etwas von oben herab: »Korrekt, Herr Lehrer, aber bleiben wir doch beim Wesentlichen: Was könnte das gute Mädchen meinen, das, wie wir wissen, nicht gut tschechisch spricht? Sowohl beim Militär als auch beim organisierten Verbrechen steht Bunker für Gefängnis.«
    »Ich war bisher weder Soldat noch organisierter Verbrecher!«, konterte Kral spitz.
    »Schon gut, aber ich bin Kriminaler und weiß, dass diese Banden über Orte verfügen, wo man bestimmte Menschen zeitweise verschwinden lässt.«
    »Und warum musste Svetlana verschwinden?«, fragte Kral besorgt.
    Schulterzucken bei Brückner, dann: »Vielleicht haben sie spitzbekommen, dass ihr über Alena oder mich gesprochen habt.«
    »Dann«, Kral durchfuhr blankes Entsetzen und ihm versagte fast die Stimme, »dann, dann …, ich mag gar nicht

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