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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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Kral«, der Ober grinste breit, »wo denn wohl? Fast in jedem Puff gibt es so etwas wie einen Keller.«
    Jetzt wurde es kompliziert. Rumeiern nützte jetzt nichts mehr. Er musste Klartext reden: »Pavel, Sie müssen mir helfen, es geht um das Leben einer Frau.« Er berichtete von dem Kontakt mit Svetlana und von ihrer Botschaft. »Die war nicht im Keller, die hat man an einen anderen Ort gebracht.«
    Unübersehbar klingelten bei Horák irgendwelche Alarmglocken. Die Verbindlichkeit wich aus seinem Gesicht. Er wollte das Gespräch sofort beenden! Klar, er wusste etwas, wollte aber nicht sprechen.
    Dann eben mit der Brechstange!
    »Also, Herr Horák, wenn Sie da etwas wissen und jetzt nichts sagen, dann können Sie sich den Übersetzer abschminken, dafür werde ich persönlich sorgen, und zwar direkt bei Herrn Oberstleutnant Lukaš von der Staatspolizei Cheb. Und denken Sie daran, es geht um ein Menschenleben!«
    Der Mann wandt sich, der innere Konflikt stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, aber schließlich zeigte die knallharte Erpressung Wirkung: Horák drängte zunächst auf einen Ortswechsel: In gut fünfzehn Minuten könne man sich im »Brauhaus« treffen. In der dortigen Weitläufigkeit würden sie keine Aufmerksamkeit erregen.
     
    Kral wollte möglichst schnell Greifbares, am besten eine klare Ortsangabe. Aber ganz so einfach war die Sache nicht: Horák ließ zunächst einfließen, dass er sich selbst einmal (»leider ohne Erfolg«) als Geschäftsführer eines Clubs versucht habe, das sei aber schon ein paar Jahre her. Aus dieser Zeit wisse er aber, dass mehrere Clubbetreiber gemeinsam eine Dienstleistungsfirma gegründet hätten.
    »Wissen Sie, so etwas braucht man, um für die Frauen eine Arbeitserlaubnis zu erhalten. Dorthin werden die Frauen aus dem Osten gebracht und auf ihre Arbeit vorbereitet. Und dort findet sich meist auch so ein Bunker.«
    »Wo, Pavel, wo gibt es eine solche Firma?«
    »Was nützt es Ihnen, wenn ich einen Ort nenne? Das ist lange her, die Dinge ändern sich, heute kann das schon ganz wo anders sein.«
    »Noch einmal: Wo?«
    Horák zögerte und schüttelte nachdenklich den Kopf.
    Warum wollte der Mann einfach nicht raus mit dem Ort? Aber langsam begann Kral zu begreifen, was er da forderte: Der tschechische Kellner musste sich entscheiden: Singen oder Dichthalten! Und das angesichts des »Ehrenkodex’« einer Mafia, die für Verrat nur eine Strafe kannte: den Tod.
    Pavel Horák standen schließlich die Tränen in den Augen, als er nach der eindringlich wiederholten Versicherung Krals, sein Name bleibe mit absoluter Sicherheit aus dem Spiel, flüsterte: »Ich kenne nur die Tosta.«
    »Die ehemalige Textilfabrik in Aš, die in der Nähe des Stadtbahnhofes liegt?«
    Kopfnicken.
    Die »Tosta« war Teil eines großen staatlichen Konzerns gewesen, der nach der Wende in die Hände von windigen Spekulanten geraten war. Für ein Butterbrot hatten sie das riesige Gelände gekauft und dann Maschinen und Know-how für gutes Geld nach Asien verscherbelt. Kral wusste nicht, wem das Gelände jetzt gehörte, aber ihm war bekannt, dass sich dort verschiedenste kleinere Firmen niedergelassen hatten.
    Kral bedankte sich überschwänglich bei Pavel Horák und versprach ihm noch einmal hoch und heilig, dass sein Name außen vor bleiben werde.

6
     
    Der Kastenwagen war rückwärts bis an die Treppenstufen herangefahren. Igor schob Svetlana unsanft auf die leere Ladefläche, wo sie sich auf dem gerippten Bodenblech niederlassen musste. Die Reisetasche kam in hohem Bogen hinterher geflogen, dann wurden die beiden Türflügel mit lautem Getöse zugeknallt. Es war jetzt völlig dunkel in der Blechkabine.
    Langsam rangierte der Fahrer den Wagen aus der Einfahrt und bog nach rechts ab. Nach dem Anstieg auf die Höhe musste die Kreuzung kommen.
    Ein bisschen kannte sie sich in der fremden Stadt aus, denn Igor und irgendein anderer Typ hatten sie immer wieder mal, zusammen mit zwei oder drei Kolleginnen, für Besorgungen mit in die Stadt genommen, immer auf der Hut, dass keines der Mädchen auf dumme Gedanken kam und abzuhauen versuchte.
    Jetzt bog der Wagen schwungvoll nach links ab. Da sie keine Möglichkeit hatte, sich irgendwo festzuhalten, knallte sie mit der rechten Schulter auf den kantigen Boden. Vor Schmerz stöhnend, brachte sie sich wieder in die Hocke. Rechter Hand musste die große Schule liegen, dann kam gleich der Stadtbahnhof, wenn man nicht vorher nach rechts zur Grenze abbog.
    Nach ein

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