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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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der Schule oft schon eine wirksame Gegenmaßnahme, zeigten keine Wirkung. Krals freundliche Zurechtweisung wurde mit Verwunderung aufgenommen. Man gab ihm zu verstehen, er solle sich nicht so haben, schließlich störten die leise geführten Unterhaltungen in keinster Weise. Außerdem sei man in den Unterricht delegiert worden, obwohl eigentlich kein Interesse vorhanden sei.
    »Das ist doch eine sehr komische Sprache«, brachte ein Beamter mittleren Alters die Ablehnung auf den Punkt, »da soll’s doch tatsächlich Wörter geben, in denen kein einziger Selbstlaut vorkommt. Unmöglich!«
    Kral lachte: »Wörter, mein lieber Kollege, ganze Sätze! Nehmen wir zum Beispiel den gern zitierten Satz ›Strč prst skrz krk!‹, der Sie auffordert, Ihren Finger durch den Hals zu stecken. Aber bitte, wenn Sie Ihre Vorliebe für eine Sprache an der Verteilung von bestimmten Lauten festmachen, dann ist das Ihre Sache.«
    Aber wenn er sich jetzt auf eine fröhliche Duldung dieser Abwehrhaltung einließ, dann hatte er seine Autorität als Dozent verspielt. Kral kannte aber auch die passenden Gegenmittel
    »Wer teilt die Meinung des Kollegen?«, fragte er, noch immer freundlich lächelnd. Vier Hände schossen in die Höhe. Unsichere Blicke der Unentschlossenen: War es ratsam, sich der Rebellion anzuschließen? Konsequenzen? Bei diesem komischen Lehrer eher unwahrscheinlich! Weitere Hände hoben sich, am Ende waren es neun.
    »O.k., alles klar! Wenn das so ist, dann …« Nach einer kurzen Kunstpause leitete er den Gegenangriff ein: »… dann verlassen jetzt die Herrschaften, die etwas Sinnvolleres tun wollen, den Raum und melden sich bei ihren Vorgesetzten.«
    Heftige Proteste! So sei das nicht gemeint gewesen! Man werde doch noch seine Meinung sagen dürfen.
    Kral blieb hart und deutete zur Tür: »Bitte!«
    Nun kamen die Friedensangebote: Ob es vielleicht die Möglichkeit gebe, sich anders zu entscheiden. Kral zeigte sich kompromissbereit, und am Ende verließen nur zwei Beamte den Raum.
    Nun musste Kral aber auch einen Unterricht bieten, der Spaß machte, wenn er die Zweifler bekehren wollte.
    »Also, ich beweise Ihnen zunächst einmal«, begann er, »dass Sie schon über einen stattlichen tschechischen Wortschatz verfügen.«
    Ungläubiges Staunen, das allerdings nicht lange währte, denn es entwickelte sich schnell ein unterhaltsamer Wettkampf, bei dem es darum ging, möglichst schnell die deutschen Entsprechungen für tschechische Wörter zu finden, was oft ziemlich einfach war, wie zum Beispiel bei »brýle«, »sál«, »taška« oder »hamr«, manchmal etwas schwieriger wie beim »hajzl«, denn nicht jeder wusste, dass man in Altbayern früher das stille Örtchen als »Haisl« bezeichnete.
    Wenn am Ende der Stunde der Lehrer von Schülern umlagert und mit Fragen bombardiert wird, ist das ein verlässliches Zeichen dafür, dass der Unterricht optimal gelaufen ist. Und Kral wurde bombardiert.
    Dass sich unter die neu gewonnenen Fans ein Mann gemischt hatte, der hier überhaupt nichts zu suchen hatte, fiel Kral zunächst gar nicht auf. Als er ihn dann doch entdeckte, fragte er erstaunte: »Karl, was machst du denn hier? Willst du auch Tschechisch lernen?«
    »Gerne, wenn sich das zeitlich machen ließe«, gab ihm Karl Schuster zur Antwort.
    »Was gibt’s?«, wollte Kral wissen.
    »Also, ich hab’ mir da was einfallen lassen«, begann der Kommissar nicht ohne Stolz in der Stimme, »morgen nehm’ ich mal die Nürnbergers genauer unter die Lupe.«
    »Und wie stellst du das an?«
    »Ganz einfach, ich habe mich mit dem Milchhof und dem Landratsamt Bayreuth kurz geschlossen und die waren komischerweise sofort bereit, eine Kontrolle in dem Betrieb durchzuführen. Offensichtlich steht’s da mit der Hygiene nicht zum Besten. Ein Mann vom Milchhof und jemand von der Lebensmittelüberwachung begleiten mich. Nicht schlecht, wenn du dabei wärst, denn ich will auch noch einmal mit dem Wirt reden. Der wird staunen, wenn der falsche Grundstücksmakler sich quasi als Polizist erweist.«
    Die Vorstellung, mit dem Wirt noch einmal ein ernstes Wörtchen zu reden, reizte Kral. »Wann?«, fragte er.
    »Morgen Nachmittag, ich hol’ dich ab, so gegen zwei.« »Okay, ich komme.«

12
     
    Er hatte sie aus dem Keller geholt und ihr befohlen, den Kuhstall auszumisten. Die Stalltür stand offen, denn der Bauer transportierte den Mist, den sie auf die Schubkarre laden musste, nach draußen auf den Hof.
    »Scheißdreek!« Der laute Fluch kam von

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