Wildes Erwachen
auf dem Parkplatz breit machen. Und das ist oft genug passiert. Die Leute glauben einfach, dass ihr Wagen dort auf keinen Fall geklaut wird. Aber es gibt auch eine andere Begründung dafür: Irgendwann, wann, weiß niemand genau, hat jeder Polizeiwagen eine Fernbedienung an Bord, mit der man sich an- und abmeldet und die dann auch die Schranke öffnet. Das wird alles gespeichert, und zwar nach dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Bisher hat jede Streifenwagenbesatzung ihre An- und Abzeiten selbst eingetragen und da kam es oft genug vor, dass die Kollegen schon in der Kantine saßen, aber laut Dienstbuch noch auf Streife waren.«
»Hab’ ich nicht damals gesagt, eines Tages werdet ihr uns ausrüstungstechnisch überholt haben«, grinste Kral, »und jetzt habt ihr schon wieder einen großen Schritt in diese Richtung getan.«
»Vorbehaltlich der Anschaffung der kleinen schwarzen Kästchen«, ergänzte Brückner lachend.
»Und was gibt’s sonst Neues im Osten?«, wollte Kral wissen, der seine Frage ohne jegliche Hintergedanken an den bekannten Romantitel angelehnt hatte.
»Wenn’s im Westen nichts Neues gibt, muss ja bei uns etwas passiert sein! Nebenbei, Herr Lehrer: Auch bei uns liest man Bücher!«
Er hätte wissen müssen, dass Brückner zurückschießen würde. Natürlich hatte ihm die Anspielung auf sein Outfit nicht gefallen. Und dann noch diese dämliche Frage!
»Also, dann beginne ich mal mit meinem Bericht«, fuhr Brückner fort, »erstens: Svetlana wohlauf, aber immer noch in Asch. Dann: Alena Smirnov ist nicht hier bei uns, das weiß ich mit Sicherheit aus der Szene. Und drittens: Das Heiratsinstitut haben wir durchleuchtet. Ihr mit euren überlegenen bayerischen Fahndungsmethoden seid da offensichtlich noch nicht sehr weit gekommen.«
Kral zuckte mit den Schultern: »Davon hat Schuster mir nichts gepfiffen.«
»Typisch! Der ermittelt doch nicht verdeckt in einem solchen Etablissement. Da müsste er ja lügen und das kann er nur mäßig.«
Kral versuchte sich den Hauptkommissar auf Freiersfüßen vorzustellen und verteidigte ihn lachend: »Es muss ja auch ehrliche Polizisten geben.«
»Also, pass auf!«, erklärte Brückner, »das läuft so: In Eger treffen die Kunden auf die heiratswilligen Damen. Das begründet man damit, dass eine Reise in die Ukraine viel zu umständlich und zu teuer wäre. Trotzdem kassiert man von ihnen die angeblichen Flugkosten, obwohl die Frauen ja gar nicht aus der Ukraine kommen, sondern aus tschechischen Puffs. Sie sollen nämlich, weil sie nicht mehr ganz frisch sind, gewinnbringend an den deutschen Mann gebracht werden. Aber dieser Betrug – da kommt ein ganz schönes Sümmchen für die Männer zusammen – ist schließlich euer Problem. Uns interessiert eigentlich nur, wer hinter dieser Sache steckt. Dieser Jemand schleust die Frauen mit Sicherheit nach Tschechien ein und zwingt sie zur Prostitution. Das ist Menschenhandel und den dulden wir nicht.«
»Dann muss ja wohl ich mal nach Bayreuth fahren«, schlug Kral vor.
»Du nicht!«, polterte Brückner, »denk daran, was du deiner Frau versprochen hast! In diesem Zusammenhang solltest du auch wissen, wer diesen Laden in Bayreuth leitet. Es ist eine gewisse Frau Straková, falls dir das noch etwas sagt.«
»Die, die damals Informationen aus der Direktion weitergegeben hat?«, fragte Kral, »ich denke, die sitzt noch im Knast.«
»Pustekuchen, schon lange nicht mehr! Der haben sie zwei Jahre aufgebrummt und nach zwölf Monaten war sie draußen. Und der solltest du auf keinen Fall über den Weg laufen!«
»Is’ schon gut«, gab Kral kleinlaut bei, »dann muss das eben jemand aus Hof machen.«
»Genau!«
Kral berichtete jetzt von seinen Besuchen in Kolkenreuth und von dem Verdacht, Nürnberger stecke mit dem Wirt unter einer Decke.
Brückner schüttelte ungläubig mit dem Kopf: »Und der Schuster geht da nicht ran? Da lachen ja die Hühner!«
»Aber der bekommt doch keinen Durchsuchungsbeschluss!«, verteidigte Kral den Hofer Kommissar.
Brückner grinste: »Das habe ich an euch Deutschen schon immer bewundert: Ihr seid so korrekt, dass ihr Verbrecher frei herumlaufen lasst, bloß weil ein Blatt Papier fehlt.«
»Gut gebrüllt, Löwe!«, konterte Kral kühl, »und die Tschechen sind so korrekt, dass problemlos Arbeitsgenehmigungen für Frauen ausgestellt werden, die dann zur Prostitution gezwungen werden. Bei uns bezeichnet man das als Unterstützung des Menschenhandels.«
Brückner schien
Weitere Kostenlose Bücher