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Wildes Herz

Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Fuchsreiter
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leisten kannst, sobald Du Dich in der Lage dazu fühlst.“
    Mein Gastgeber hatte an alles gedacht. Und so klein war das Bad auch gar nicht! Eine Badewanne, Duschkabine, Toilette und Waschbecken - alles, was man brauchte, auch an Pflegeutensilien. Ich liebäugelte mit der Badewanne. Gott, es war ewig her, seit ich ein Bad genommen hatte! Doch jetzt wollte ich keine Zeit im Bad vertrödeln, so verlockend es auch sein mochte. Ich beließ es bei einer Katzenwäsche und betrauerte vorm Spiegel flüchtig meine fehlenden Haare. Ich würde sie wachsen lassen. Das war so sicher, wie das Amen in der Kirche!
    Zurück im Zimmer, warf ich mich in die schlichten Klamotten, die auf dem Sessel lagen. Mit klopfenden Herzen griff ich an den Türknauf und drehte ihn herum. Die Tür öffnete sich laut knarzend. Was hatte ich erwartet? Wenn er mich einlud, mit zu seinem Rudel zu kommen, würde er mich garantiert nicht einschließen!
    Das Treppenhaus war klassisch gehalten. Dunkles Holz, ein bunter Orientläufer und Ölgemälde von Landschaften zierten die holzvertäfelten Wände. Eine gewundene Treppe führte hinab in den Wohnbereich. Ich tat zaghaft einen Schritt vor den anderen, was nicht nur meinem malträtierten, dick bandagierten Knöchel geschuldet war, der bei jedem Schritt ungemein schmerzte. Mein Zögern galt der Ungewissheit, was mich dort unten erwarten würde. Ich vernahm Geräusche. Das Klimpern von Gläsern und Geschirr, Stimmen, Lachen … Leben!
    „Ah ja, da ist ja unsere Besucherin!“ Ein starker französischer Dialekt schwang in der Stimme des Mannes. Am liebsten hätte ich auf der Stelle kehrtgemacht. Der dunkelhaarige Mann saß an der riesigen Tafel aus rustikalem Holz, direkt neben einer jungen Frau, die eine frappierende Ähnlichkeit mit Abby aufwies.
    „Du machst ihr Angst, Leon!“ Die Frau wischte dem Mann gegen den Hinterkopf. Nein, er hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit Claude. Der Typ war groß und schlank, aber dennoch muskulös und äußerst gut aussehend. Aber vor allem war er eines: kein Werwolf! Der Mann, Leon, der einmütig mit den Wölfen am Esstisch saß, war ein Vampir.
    „Und warum?“
    Er konnte nicht wissen, aus welchen Gründen, er mir so viel Unbehagen bereitete. Ich stand noch immer auf der vorletzten Treppenstufe und rührte mich keinen Zentimeter.
    „Weil du Kanadier bist.“ Eine ruhige Feststellung der jungen Frau, die den Mann dazu brachte, seine Hände aufmüpfig vor der Brust zu verschränken.
    „Wundervoll, Enya! Nicht, dass ihr mich schon ständig aufzieht, weil ich ein Blutsauger bin. Nein, jetzt nimmt auch noch jemand Anstoß an meiner Nationalität! Ich sollte mich endlich aufraffen und wieder das Weite suchen.“
    „Leon, es ist dein Dialekt, der sie verwirrt.“ Enya hielt ihn am Arm fest und küsste ihn offen auf die Wange. „Megan, das ist unser Vampir und Dauergast, mein Gefährte Leon. Er ist kein Franzose, sondern Kanadier. Leider kann er sich nicht mehr daran erinnern, woher genau aus Kanada er kommt. Leon weiß nicht einmal seinen Nachnamen, leidet er an Amnesie. Doch das ist kein Thema fürs Frühstück. Er ist ein ganz Lieber, wenn auch ein Blutsauger und er ist der Meine! Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben, nicht, Leon?“
    „Ich bin harmlos“, murmelte der Mann unter sich. Er wirkte ernsthaft gekränkt von meiner Anmaßung.
    Meine übertriebene Reaktion tat mir leid. Leon wirkte durch die Bank weg sympathisch. Ich hatte schon einige Vampire zu Gesicht bekommen und er war ganz sicher ein geborener Vampir. Der Mann war etwas ganz Besonderes. Wesen wie Leon, entstanden selten aus einer Beziehung zweier ihrer Art und waren von Geburt an Vampire. Sie wurden nicht gewandelt durch einen Bluttausch. Was er war, erkannte man an der ungesunden Hautfarbe, die nicht den Hauch einer Tönung besaß, auch keinerlei Leberflecke oder sonstige Pigmentierung. Leon war kränklich blass, fast wie eine Leiche. Doch er war lebendig, konnte ich sein Herz schlagen hören in einem regelmäßigen, ruhigen Takt. Seine Augen hatten dafür umso mehr Farbe abbekommen. Strahlendes Royalblau und die Haare … ein solch dunkles Schwarz gab es nur bei geborenen Vampiren.
    Ich konnte doch nicht den Rest meines Lebens Angst haben! Das war lächerlich! „Je suis désolé“, sagte ich, wiederholte es noch einmal lauter. Ich straffte mich und bewegte mich auf den Tisch zu, um gegenüber der beiden Platz zu nehmen.
    „Schon OK.“ Leon winkte gönnerhaft ab. „Ich bin einiges

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