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Wildes Herz

Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Fuchsreiter
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meine Tasse und zog meine zartgelbe Schürze über. Es war heute wenig los. Gut für mich, schlecht für meine Chefin. Nein, auch schlecht für mich. Wenig Kundschaft bedeutete auch wenig Trinkgeld, leider!
    „Eigentlich bin ich sogar spät dran. Heute ist Freitag“, erinnerte ich sie, hatte ich freitags immer früher aus. Ich schnappte mir zwei Speisekarten und schlenderte gut gelaunt zum Tisch Fünf, an dem ein junges Pärchen saß, das sich lebhaft unterhielt und wild turtelte. Ich nahm ihre Bestellung auf und wollte sie an Trudi übergeben.
    „Seltsam.“ Trudi schürzte die Lippen nachdenklich und nahm mir den Zettel mit der Bestellung ab. „Dein Schatten hätte sich schon vor einer halben Stunde melden müssen. Er hat aber nicht angerufen.“
    Vielleicht war ihm ja was dazwischen gekommen. Chris war ein Alpha und hatte viel um die Ohren. Er musste ein Rudel mit 30 Wölfen bändigen. Es gab Wichtigeres, als mich anzurufen und sich nach meinem Befinden zu erkundigen. Dennoch fühlte ich mich merkwürdig kribbelig. Ich hatte ein schlechtes Bauchgefühl.
    Trudi sah mich mitfühlend an. „Ruf ihn doch an. Hier ist eh nicht viel los im Moment. Das bekomme ich auch noch alleine hin.“
    Behände, geradezu akrobatisch, schwang ich meinen Hintern über den Tresen.
    „Kannte dir sparen, er wird nicht drangehen.“ Bob hatte die Tür so energisch aufgestoßen, dass sie gegen die Wand dahinter schlug und der Putz herunterrieselte. Schnellen Schrittes kam er auf mich zu. Sein düsterer Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. „Enya hat angerufen. Chris hat sich nicht wie verabredet zurückgemeldet. Sein Handy ist tot.“ Der alte Lykaner packte mich am Arm und zog mich nach hinten in die Küche, war das kein Thema, das man vor Menschen besprach. „Es gab Ärger. Abby und Christian waren bei Abe. Sie hatten Probleme bezüglich Gebietsüberschreitungen, wie schon so oft zuvor. Aber das ist nicht alles …“ Bob holte tief Luft. „Das Green-Bay-Rudel wurde während der Verhandlungen überfallen. Sie haben herbe Verluste erlitten, das hört man. Offiziell haben sie noch nichts verlauten lassen.“
    Und Chris war dort gewesen! Mein Herz blieb fast stehen und ich ließ mein Handy einfach auf den Boden fallen. Mir wurde schwarz vor Augen und ich krallte mich am Türrahmen fest, bekam kaum noch Luft. Eine Attacke, wie ich sie in den letzten Monaten öfters hatte. Ich war ängstlich, trotz der neu gewonnenen Freiheit. Die Angst war einfach zu groß, dass mir jemand meine Unabhängigkeit nehmen würde. Chris … Ich brauchte mir nichts vorzumachen. Selbst wenn ich ihn auf Abstand hielt und seine dezenten Annäherungsversuche abblockte, zu unserer beiden Besten. Ich mochte ihn, mehr als gut war. Doch ich war nicht gut für einen Alpha. Keine Unterwürfige konnte Alphaweibchen werden. Ich würde ihn runterziehen, seinen Rang schwächen und ihn angreifbar machen. Ein Putschversuch wäre nur eine Frage der Zeit, selbst bei seinen toleranten Wölfen. Und nur weil er so nett zu mir war, war ich mir nie sicher, ob er mich auch wirklich mochte oder einfach nur gerne mit mir flirtete.
    „Ich muss …“, stammelte ich. Ja, was musste ich?
    Trudi packte mich am Arm. „Aber sicher doch. Bob begleitet dich. Ich muss hier bleiben.“ Die Lykanerin knallte den Autoschlüssel auf den Tresen. „Ihr habt 14 Stunden Fahrt vor euch. Je früher ihr losfährt, umso eher seit ihr da.“

Kapitel 6
    Weit und breit keine Spur vom Green-Bay-Rudel. Die Eingangstür stand offen, also trat ich vorsichtig ein, aber nicht ohne mich vorher anzukündigen.
    „Mein Name ich Megan. Ich bin ein rudelloser Wolf und unterwürfig. Ihnen droht keine Gefahr von mir.“ Das würde auch jeder Wolf riechen. Dennoch sprach ich es noch einmal laut aus, damit keine Missverständnisse aufkamen.
    Ich bewegte mich nicht lautlos, machte ordentlich Rabatz. Anschleichen kam nicht gut an, in einer solch angespannten Situation. Es roch nach Lykanern, aber vor allem nach etwas, was ich hier nicht erwartet hätte - Vampire! Der Gestank war so allmächtig, dass ich kaum Luft bekam. Meine Nase war nicht so fein, wie die der meisten Lykaner. Sie war untrainiert, war es für eine Lady nicht schicklich zu wittern, hatte Claude mir immer eingebläut. Mein Geruchssinn war nahezu verkümmert in den fünf Jahren beim Avon-Rudel.
    Der Gestank nach Tod war allgegenwärtig. Das konnten auch die Bleiche und das Desinfektionsmittel nicht übertünchen. Der Geruch von Chlor biss in meiner

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