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Wildes Herz

Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Fuchsreiter
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wenn wir ihre Rosen zerstören.“ Ich ging schnellen Schrittes voran, vorbei an den Zuschauern, die den Weg säumten. Wieder hatten sich alle Wölfe eingefunden. Sie wollten wahrscheinlich sehen, wie ich Wichtigtuerin den Hintern versohlt bekam. Eine vermeintlich Unterwürfige, die einen Dominanten herausforderte – das war eine Sensation.
    „Plappern wir nicht so viel und machen wir Nägel mit Köpfen“, säuselte ich zuckersüß.
    „Wolf?“, fragte Tyler. Er erwartete, dass ich ihm zustimmte.
    Ich schüttelte verneinend den Kopf und brachte meine Finger zum Knacken. „Oder brauchst du den Pelz als Puffer?“, verhöhnte ich ihn. Eine denkbar schlechte Taktik, war Tyler jetzt fuchsteufelswild.
    „Warum?“ Mein Gegner biss seine Zähne fest zusammen und kämpfte mühsam mit der Beherrschung. Er war sehr leicht hochzukriegen, das hätte ich nicht gedacht. Vielleicht war es nicht die schlechteste Idee, ihn aus der Fassung zu bringen. Vielleicht beging er dann einen Fehler. Vielleicht … Vielleicht waren das ein paar Eventualitäten zu viel.
    Ich zog betont ruhig meine Jacke aus, faltete sie zusammen und legte sie auf den Boden. „Ich fühle mich unwohl bei dem Gedanken, mich vor einem Publikum auszuziehen. Bin ein wenig genant.“
    „Angst, dass sie deinen geschundenen Körper sehen und abstoßend finden könnten?“, schnarrte Tyler.
    Chris trat neben mich und knurrte gefährlich. Ich gebot ihm mit meiner Hand auf seiner Brust Einhalt und formte ein tonloses 'Nein' mit meinen Lippen, nur für ihn sichtbar.
    „Meine guten Slips mit der Spitze sind in der Wäsche und ich habe keinen Bock meine Baumwollschlüpper vom Discounter zur Schau zu stellen. Und du? Warum Wolf? Angst dein schniekes Designerhemd zu lynchen?“
    Mit meinem flapsigen Kommentar hatte ich ihn ein wenig runterbekommen, schüttelte feixend Tyler den Kopf.
    „Das Hemd ist von der Stange.“ Dennoch knöpfte er es auf und präsentierte seinen gestählten Körper. So viele Muskeln hätte ich bei ihm nicht erwartet. Jedoch auch nicht die unzählbaren Narben … wow! Dagegen waren meine Narben Kinkerlitzchen. Tylers ganzer Oberkörper war eine Kraterlandschaft aus Narbengewebe. Ganz besonders schlimm sah sein Rücken aus. Er war nicht nur der Fußabstreifer in seinem ehemaligen Rudel gewesen. Irgendwas war faul an seiner Geschichte. Der dunkelhaarige Mann, der so gewöhnlich aussah, war alles andere als gewöhnlich. Darüber konnte sein spießiges Äußeres nicht hinwegtäuschen. Er faltete sein Hemd ebenso ordentlich zusammen, wie ich meine Jacke und legte es direkt daneben. Dabei ließ er mich die ganze Zeit nicht einen Moment aus den Augen. Selbst als er sich bückte, hielt er meinen Blick.
    „Das ist Schwachsinn, sie …“
    „Aaron“, brachte ich den besorgten Mann zum Schweigen. „Alles wird gut. Bitte …“ Ich hasste es, ihn so abzuwatschen, doch ich wies ihm einen Platz zu, den er knurrend einnahm. „Packen wir es, Tyler!“ Ich zog Schuhe und Socken aus, stellte sie akkurat neben meine Jacke und ging zu der gegenüberliegenden Seite der Rasenfläche, gut fünf Meter von ihm entfernt. Der Rasen war leicht nass, hatte es vorhin genieselt. Doch es war angenehm, kitzelte an meinen Fußsohlen und zwischen meinen Zehen.
    Tyler tat es mir murrend gleich. Es wäre auch unfair gewesen, wenn er seine Schuhe anbehalten hätte. Ein Tritt mit Schuhen war schmerzhafter und barfuß hatte man einfach den besseren Halt. Der Boden war griffig, nicht rutschig. Dank des Regens auch nicht so staubig. Es waren einfach ideale Bedingungen. Mit einem Knie auf dem Boden, den anderen Fuß daneben hockend, wartete ich auf ihn.
    „Kampfsportlerin?“ Tyler wand mir für einen Moment den Rücken zu. Die Narben stammten ganz sicher von unzähligen Peitschenstriemen. Nur hochrangige Wölfe wurden auf diese Art bestraft. Kein Wunder, dass er Probleme hatte, sich unterzuordnen. Er hatte zu der Führungsriege seines ehemaligen Rudels gehört und hatte dennoch dem Rudel entsagt.
    „Du hast deinem ehemaligen Rudel entsagt. Warum?“, fragte ich, auch wenn es sicherlich der falsche Zeitpunkt war, darüber ein Schwätzchen zu halten.
    „Nicht entsagt. Ich wurde verbannt“, antwortete er knapp. Dass er überhaupt antwortete, war erstaunlich und er schien es zu bereuen, kaum ausgesprochen. Dass er so verbittert war, erschien mir immer plausibler. Vom hochrangigen Wolf zum Fußabstreifer und Einzelgänger. In unserem Rudel rangierte er irgendwo im Mittelfeld. Er

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