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Wildes Herz

Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Fuchsreiter
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hat? Oder willst du ihm sagen, dass er ausgeklinkt ist und die Kontrolle über sein Tier verloren hat?“
    „Was für eine Frage!“ Ich verdrehte theatralisch die Augen. „Natürlich Erstes!“
    „Dachte ich mir. Ihm zu sagen, dass er die Kontrolle verloren hat, wäre nicht gut für ihn. Er ist mental instabil und das würde ihn noch mehr verunsichern. Tyler ist ein wunder Punkt im Rudel. Er ist ein verängstigtes Tier und versucht es zu kompensieren, in dem er sich wie ein Arschloch verhält. Nicht nur dir gegenüber. Er hält alle, vor allem die Frauen auf Abstand. Lediglich zu Abby hat er ein kumpelhaftes Verhältnis. Die hat ihn auch angeschleppt.“ Mein Wolf schüttelte den Kopf. „Fast das ganze Rudel sitzt unten und wartet auf seine strahlende Heldin. Mir wurde es da unten zu voll, deswegen hab ich mich verkrümelt. Ich wollte bei dir sein.“
    Und er musste nicht den Harten markieren, wenn wir alleine waren. „Dann muss ich mich zeigen?“, fragte ich zurückhaltend.
    „Wenn du dazu bereit bist. Und wenn du Hunger hast, dann musst du so oder so runter. Ich könnte auch was zum Essen hochbringen lassen, aber das würde dir Alisha übel nehmen, hat sie extra für dich gekocht. Brunch.“ Chris zog die Augenbraue hoch. „Davon könnte noch ein weiteres Rudel satt werden!“
    „Ich mach mich frisch und dann …“
    „Wunderbar! Ich warte auf dich“, unterbrach mich Chris.

    Die Bestandsaufnahme, vorm Spiegel im Bad, war gar nicht so schlimm. Ich hatte ein Veilchen rechts und einen zwei Zentimeter großen Riss, der genäht worden war. Doch ansonsten sah ich noch recht passabel aus. Mein Knie trug mich. Es tat zwar weh, aber es war auszuhalten. Lediglich die Treppen waren ein wenig mühsam und schmerzhafter. Unten wartete, wie schon so oft zuvor, die ganze Meute auf uns. So langsam gewöhnte ich mich an den Auflauf um Chris. Das musste ich wohl auch. Er war nun mal Alpha und würde das nicht abstellen können, nur weil es mir nicht in den Kram passte. Wie gehabt, saßen die meisten auf dem Boden, auch Tyler, den ich hier gar nicht erwartet hatte. Ich hatte erwartet, dass er irgendwo fernab des Rudels seine Wunden leckte. Doch er saß zu Abbys Füßen, die ihren angestammten Platz an Chris Tafel eingenommen hatte. Ich hatte meine Probleme Tyler zu erkennen, so zerrupft, wie er aussah, dank mir. In seinem Gesicht war nicht eine Stelle, die nicht blau war und seine Nase verschwand unter einem Gips. Ganz im Gegensatz zu seiner sonstigen Angewohnheit, starrte er mich nicht unverhohlen an. Er hob nur kurz den Blick, um dann zwanghaft auf meine Füße zu blicken. Ich hatte meinen Platz im Rudel gefestigt und ihn auf seinen Rang unter mir verwiesen. Eigentlich etwas, was nicht in meinem Sinn gelegen hatte. Tyler war gedemütigt und erniedrigt worden von mir. Sicher war es üblich, so seinen Rang zu bestätigen. Doch es war ein Fehler gewesen! Meinen Rang durch Gewalt zu stärken, war gegen meine Natur. Wenn das stimmte, was alle von mir behaupteten, war ich die, die Probleme mit Einfühlungsvermögen und Diplomatie löste und nicht mit brutaler Gewalt. Mein schlechtes Gewissen nagte in meiner Magengrube. „Erinnere mich bitte daran, keine Rangkämpfe mehr für mich“, flüsterte ich in Chris Ohr, als ich meinen Platz neben ihm bezog an der Tafel.
    „Hatte ich dir das nicht gesagt? Ich wollte nicht, dass du es tust. Probleme mit Gewalt zu lösen, ist nicht deine Baustelle. Von der Verletzungsgefahr ganz zu schweigen!“, erwiderte Chris leise und gereizt. Zu Flüstern unter Wölfen war anstrengend, hatten sie verflucht scharfe Ohren.
    „Ja, großer Alpha. Du hast recht, wie fast immer“, neckte ich ihn laut, für alle Wölfe hörbar.
    Chris räusperte sich mit einem breiten Grinsen. Er wirkte erschreckend entspannt, als wäre eine große Last von ihm abgefallen. Aber natürlich! Durch meine gefestigte Position an seiner Seite hatte ich auch ihm den Rücken gestärkt. Trotz seiner Beeinträchtigung war er wieder der unumstrittene Alpha des Rudels. Alle vertrauten ihm. Die Zweifel an seiner Person und seiner Führungskraft waren endgültig aus der Welt geschafft. WIR waren Alpha, nicht nur er alleine! Es hätte mich einschüchtern sollen, doch es fühlte sich verdammt gut an, die uneingeschränkte Loyalität des Rudels zu spüren. Chris legte seine Hand auf meine, musste er es auch spüren. Doch er war nicht wütend, dass er seine Position teilen musste. Wir teilten alles – Rechte, aber auch Pflichten. Und

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