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Wildes Herz

Wildes Herz

Titel: Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Britt Harper
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weitaus größer als vor dem Hunger. Keiner wollte eines so grässlichen Todes sterben.
    Aber die Mädchen kamen nicht weit. Kaum hatten sie die nächste Hügelkette erklommen, als ihr Blick auch schon auf ein kleines Dorf zu ihren Füßen fiel. Eine Kompanie Soldaten war dort unten angerückt, wo der schmale Weg hinter der kleinen Ansammlung Häuser in eine der größeren Landstraßen mündete, und hatte sich nach beiden Seiten aufgefächert. Bayonette steckten am Lauf ihrer Gewehre, und die Männer hatten sich Tücher vor Mund und Nase gebunden.
    Das gesamte Gebiet von einem kleinen Waldstück zur Linken bis hin zum Dorf auf der rechten Seite war durch die Rotröcke abgesperrt.
    Ein junger Offizier stand auf der Ladefläche eines Pferdewagens, der quer auf der Straße hinter den vorderen Soldaten in Stellung gebracht worden war. Er rief den zwei, drei Dutzend Einheimischen zu, dass niemand diese Linie passieren dürfe.
    »Euer Bezirk steht ab sofort unter Quarantäne!«, schrie er. »Zurück! Zurück habe ich gesagt! Wagt es nicht, auch nur einen Schritt näher zu kommen. Zwingt uns nicht, auf euch zu schießen!«
    »Was jetzt?«, fragte Bridget und sah sich hastig um. Ihr Atem ging schwer.
    »Wir können versuchen, den Weg wieder zurückzulaufen und drüben im Westen aus der Gegend zu verschwinden«, schlug Éanna vor.
    Emily schüttelte den Kopf. »Da werden jetzt bestimmt auch schon Rotröcke angerückt sein, damit hier keiner rauskommt und das Schwarzfieber in die Nachbargemeinde schleppt.«
    Caitlin nickte. »Emily hat recht. Wir würden unsere Kräfte nur sinnlos vergeuden. Ich schlage vor, wir versuchen stattdessen, durch den Wald zu entwischen.« Sie deutete auf die Bäume. Soldaten standen dort, doch zwischen ihnen klafften große Lücken. »Sie haben wohl weniger Mann abkommandiert, als sie eigentlich bräuchten.«
    »Aber wie kommen wir ungesehen zum Wald hinüber?«, fragte Emily skeptisch. »Sowie die Rotröcke sehen, dass wir über die Wiese angerannt kommen, werden sie die Lücken schließen und uns abfangen.«
    »Wir können uns hinter der Feldmauer anschleichen«, schlug Éanna vor. Sie wies nach links. »Von dort, wo sie am Bach abknickt und hinter der Linie der Soldaten weiterläuft, ist es nur noch ein Sprung bis zu den ersten Bäumen. Und wenn wir nur schnell genug sind …« Sie ließ den Satz offen und zuckte die Achseln. Was hieß nach all den vielen Hungerwochen bei ihnen schon schnell?
    »Worauf warten wir noch?«, fragte Caitlin. »Versuchen wir unser Glück! So schnell werden die verfluchten Rotröcke nicht einmal auf uns Iren schießen. Mit ihren Gewehren wollen sie den Leuten doch bloß Angst einjagen.«
    »Hoffentlich!«, murmelte Emily.
    So unauffällig wie möglich zogen sie sich von der Hügelkuppe zurück. Als sie sich außer Sicht befanden, sprangen sie über die Feldmauer zu ihrer Linken, liefen geduckt quer über das dahinter liegende Feld und stiegen an ihrem Ende über eine weitere Steinmauer, die sich mit einigen Bögen über den Hügel erstreckte und an ihrem Fuß auf jene Feldmauer stieß, die sie zum Waldrand bringen würde.
    Auf allen vieren krochen sie über den Boden, immer im Schutz der Mauer. Näher und näher robbten sie sich heran. Durch kleine Ritzen zwischen den Steinen blitzte manchmal ein Soldatenbein oder ein Stück von den roten Uniformen vor ihnen auf.
    Doch sie erreichten unbemerkt die Stelle, wo die Mauer kurz vor einem kleinen Bachlauf in einem rechtwinkligen Knick abbog. Schräg vor ihnen lag der Wald.
    »Am besten teilen wir uns auf, sowie wir im Wald sind«, raunte Emily. »Sonst haben sie leichtes Spiel mit uns und treiben uns im Handumdrehen wieder zusammen.«
    Bridget nickte. »Gute Idee. So machen wir es!«
    »Wo wollen wir uns treffen, wenn wir uns im Wald verlieren?«, fragte Éanna.
    »In Laurencetown«, schlug Caitlin vor. »Das ist hier in der Gegend die nächste Stadt. Wenn ihr auf keinen trefft, den ihr nach dem Weg fragen könnt, marschiert einfach stur nach Nordwesten. Dann stoßt ihr früher oder später zwangsläufig auf die Landstraße. Weiter als sieben, acht Meilen dürften es von hier nicht sein.«
    »Treffpunkt ist die Suppenküche, wenn es da eine gibt«, bestimmte Éanna. »Wenn nicht, sehen wir uns auf dem Marktplatz wieder!«
    »Abgemacht!«
    »Viel Glück!«, flüsterte Éanna Emily zu, die neben ihr am Boden kauerte.
    »Dir auch.«
    »Los«, gab Caitlin das Zeichen. »Lauft, was ihr könnt, wenn ihr euch nicht das

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